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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Uí Briúin Aí – und die waren stets Mitbewerber um den Königsthron von Connacht. Ich glaube nicht, daß gegenseitige Zuneigung in ihrer ehelichen Beziehung einen Platz hatte. Muirchertach befriedigte seine fleischlichen Gelüste anderswo, wie man so hörte. Mehr als eine Vernunftehe war das nicht. Die beiden Familien wollten damit ihre Streitigkeiten beilegen. Den Ehebund der beiden haben rein politische Erwägungen bewirkt.«
    Ähnliches hatte sich Fidelma bereits aus Dúnchad Muiriscis Schilderungen zusammengereimt. »Dir ist gewiß bekannt, daß Muirchertach mit Bischof Ultán wegen Aíbnats jüngerer Schwester Searc im Streit lag. Was meinst du, wollte er damit mehr den Uí Briúin Clan besänftigen, oder hat er es seiner Frau zuliebe getan?«
    »Ich hab davon gehört. Wenn du mich fragst, paßte es wenig zu Muirchertachs Charakter, sich so einer Sache anzunehmen. Höchstens politische Erwägungen können ihn dazu getrieben haben. Ja, das wäre eine Möglichkeit. Aus lauter Anteilnahme tat er es wohl kaum.« Nachdenklich rieb er sich das Kinn und schien angestrengt nachzusinnen.
    »Fällt dir vielleicht noch mehr dazu ein?« ermunterte ihn Fidelma.
    »Searc soll ein hübsches Mädchen gewesen sein, und wie ich schon sagte, fühlte sich Muirchertach heftig zu jungen Frauen hingezogen.«
    »Searc war doch in den jungen Senach von Cill Ria verliebt«, wies Fidelma den Gedanken von sich.
    »Na, wenn schon. Man munkelte, daß Muirchertach ein Auge auf sie geworfen hatte. Soweit ich weiß, hat sie zunächst mit in seiner Festung bei Durlas gelebt, gewissermaßen als Gesellschaftsdame ihrer Schwester Aíbnat.«
    »War das, bevor sie Senach in die Arme lief?«
    »Das kann ich nicht beschwören. Immerhin steht fest, daß Muirchertachs Verlangen nicht auf Gegenliebe stieß. Sie hat seine Annäherungsversuche zurückgewiesen. Zumindest habe ich so etwas gehört.«
    Fidelma blickte eine Weile in die züngelnden Flammen des Kaminfeuers. »Willst du damit sagen, Muirchertach hat versucht, Aíbnats Schwester zu verführen?«
    Abt Laisrans rundliches Gesicht wurde leicht spöttisch. »Wäre nicht das erste Mal, daß dergleichen passiert. Ob Herren vom Adel oder Glaubensbrüder, Männer lassen sich oft von ihren Trieben leiten. Was mich betrifft, ich bin zu alt, um mehr zu begehren als einen guten Krug Wein, eine schmackhaft zubereitete Mahlzeit und vielleicht ein bißchen Spaß bei einem ordentlichen Pferderennen.«
    Fidelma lachte. »Ich kenne deine Schwächen nur zu gut. Du hättest noch hinzufügen können, daß auch Brettspiele deine Leidenschaft sind.«
    »Ah ja.« Der Abt nickte versonnen. »Ich habe sie nur nicht erwähnt, weil ich mich hüten werde, dich zu einer Partie
brandubh
oder
fidchell
aufzufordern. Bei beiden Spielen wäre ich jemandem mit so scharfem Verstand wie deinem rettungslos unterlegen.«
    Fidelma wurde wieder ernst. »Glaubst du, Muirchertach hatte seine Weibergeschichten, und Aíbnat, seine Ehefrau, wußte davon?«
    »Jedenfalls ist das mir so zugetragen worden. Die Hand dafür ins Feuer legen kann ich nicht.«
    »Wie dringen solche Geschichten selbst bis zu dir vor? Durrow ist doch ziemlich weit weg von Muirchertachs Burg bei Durlas.«
    »Lesen wir nicht bei Vergil:
fama malum, qua non aliud velocius ullum«,
erklärte Laisran und blinzelte schalkhaft.
    »Das ist wohl wahr, nichts verbreitet sich rascher als Klatsch und Gerüchte«, stimmte ihm Fidelma zu, »doch unterscheiden muß man wohl zwischen harmlosem Klatsch und böswilliger Verleumdung.«
    »In jedem Gerücht steckt ein Körnchen Wahrheit«, wandte der Abt ein. »Einer Geschichte, die man aus verschiedenen Quellen hört, kann man eher trauen als einer, die nur aus einer einzigen Quelle stammt. Nach Durrow kommt so mancher Glaubensbruder, und alle haben ähnliches erzählt.«
    »Auf Vergil möchte ich mit Horaz antworten – sag nichts, was einem anderen schadet oder auf uns den Zorn der Götter herabbringt«, forderte sie ihn heraus.
    Der Abt lächelte belustigt. »Das glaubst du doch selbst nicht«, wies er sie spaßend zurecht. »Was hättest du sonst zu tun? Dir bliebe keine Aufgabe, wenn die Menschen das
favete linguis
– hütet eure Zungen – beherzigten, das Horaz uns empfiehlt. Ohne Gerede, ohne Mutmaßungen, ohne Leute, die dir was erzählen, würdest du mit deinen Nachforschungen nicht weit kommen.«
    »Da muß ich dir zustimmen. Das Geheimnis liegt darin, in all dem Schlick des Hörensagens, der Verleumdungen und Schmähungen

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