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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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verließen, war er immer noch bewußtlos. Das einzige, was man weiß, ist, daß du kurz nach dem Überfall auf ihn aus Cashel fort bist. Das wirft natürlich eine Reihe von Fragen auf.«
    Schwester Marga starrte ihn an, als hätte sie den Sinn seiner Worte nicht begriffen. Dann fragte sie mit zitternder Stimme: »Beschuldigst du mich, Fergus hinterrücks angefallen zu haben?«
    »Dich zu beschuldigen liegt mir fern, Schwester Marga. Ich sage dir nur, was geschehen ist und warum du mit uns nach Cashel zurückkehren wirst.«
    Ihre Empörung schlug in Tränen um. »Wenn ich mitgehe, wird man mich töten.«
    »Du hast Angst vor Bruder Drón?«
    Sie nickte.
    »Den brauchst du nicht zu fürchten; man hat ihn heute früh unter Bewachung nach Cashel geschafft, auch er wird Rede und Antwort stehen müssen.« Dann berichtete ihr Eadulf in Kürze, was sich zwischen Ordwulf und Drón abgespielt hatte und weshalb sie jetzt unterwegs ins Eatharlaí-Tal waren.
    Sie hörte ihm in aller Ruhe zu. »Es kann nur Bruder Drón gewesen sein, der den Anschlag auf Fergus verübt hat«, meinte Marga, als er mit seiner Geschichte zu Ende war. »Er ist ein verruchter Kerl. Wenn er versucht hat, Fergus umzubringen, wird er auch mir auf den Fersen bleiben.«
    »Du kannst dich auf unseren Schutz verlassen«, versicherte ihr Eadulf. »Bruder Drón ist in Cashel hinter Schloß und Riegel. Er kann nicht entkommen und dir etwas antun.«

KAPITEL 18
    Mit vier Kriegern aus Colgús Leibwache und Rónán, dem Fährtenleser, war Caol hinunter in die Stadt geritten. Als Fidelma auf dem Hauptplatz zu ihnen stieß, waren sie mit der Suche nach Bruder Drón noch nicht weit gekommen. Rónán hatte ihnen vorgeführt, daß es aussichtslos war, in dem Wirrwarr von Spuren in und um den Ort Bruder Dróns Fährte ausmachen zu wollen. Schon ehe sie aufgebrochen waren, hatte er etliche Zeit in den Stallungen verbracht und nach Hufabdrücken oder anderen Merkzeichen von Dróns Pferd gesucht, doch hatte er nichts finden können, das Aufschluß gegeben hätte. Caol hatte seine Männer in der Stadt ausschwärmen und herumfragen lassen, ob jemand den frommen Bruder aus Cill Ria gesehen hatte. Alle Bemühungen hatten nichts gefruchtet, und der Befehlshaber der Leibwachewar deshalb unzufrieden mit sich. Jetzt stand er vor dem großen Gasthof und unterhielt sich mit dem Wirt.
    »Im Städtchen wimmelt es von Fremden«, erklärte er Fidelma, »und die meisten kennt hier keiner.«
    Der Gastwirt bestätigte das. »Die vielen unbekannten Gesichter auseinanderzuhalten ist kaum möglich. Daß jemand aus dem Norden Ähnliches zu erkunden suchte wie ihr, ist mir nicht erinnerlich.« Fidelma wollte sich schon bedanken, da fügte er hinzu: »Della könnte etwas wissen. Sie hat einer jungen Nonne aus dem Norden für die Nacht Unterkunft gewährt. Vielleicht ist die noch bei ihr und kennt den Mann, nach dem ihr fahndet.«
    »Della?« Fidelma staunte, daß er den Namen ihrer Freundin, der Mutter von Gormán, nannte. »Gestern nacht? Bist du dir sicher?«
    Der Wirt bestätigte es nachdrücklich. Im Ort würde kaum etwas passieren, wovon er nichts erführe, prahlte er.
    Fidelma schlug Caol vor, seine Männer beim Wirtshaus warten zu lassen, während sie mit ihm Della aufsuchte. Wenn der Gastwirt so unbekümmert Auskunft gab, daß eine Nonne aus dem Norden sich bei Della aufhielt, dann dürfte auch Drón davon Wind bekommen haben und schon vor ihnen dort gewesen sein.
    Als Fidelma sich vom Pferd schwang, stand Della in der geöffneten Tür ihres Hauses. Sie war eine untersetzte Person in den Vierzigern. Bei aller fraulichen Reife hatte sie die jugendliche Frische noch nicht verloren. Das üppige goldglänzende Haar reichte ihr bis auf die Schulter; sie wirkte adrett und proper.
    »Sei willkommen, Lady«, begrüßte sie Fidelma erfreut. »Eigentlich hatte ich gehofft, zu dieser Stunde auf deiner Hochzeit zu sein.«
    »Vorerst gibt es noch einiges zu klären«, erwiderte Fidelma. »Du hast doch wohl erfahren, was sich zugetragen hat?«
    »Mein Sohn …«, das sagte sie mit besonderem Stolz, denn erst seit kurzem durfte sie in aller Öffentlichkeit erklären, daß Gormán ihr Sohn war, »… hat mir das eine oder andere angedeutet.«
    »Wie ich höre, hattest du Besuch heute nacht? Ist der noch hier?«
    Erschrocken riß Della die Augen auf und fuhr sich mit der Hand an die Kehle. »Heute mittag ist sie weitergezogen. Die hatte doch nichts mit den Mordtaten zu schaffen?«
    Fidelma beruhigte sie.

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