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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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betrachtete ihn gelassen.
    »Was genau geschah, als man dich überfiel?«
    »Ich habe nichts gesehen. Der Schlag kam von hinten.«
    »Trotzdem sagst du, es war Schwester Marga.«
    »Da bin ich mir ganz sicher.«
    »Wann davor hast du mit Marga das letzte Mal gesprochen?«
    »Als wir auf die Burg zurückkehrten, versprach ich ihr, eine Lösung für ihr Problem zu finden. Mir war da ein Gedanke gekommen. Ich wollte zu meinem Vetter, König Blathmac, gehen, der wie ich von Abt Ultáns zweifelhaftem Ruf wußte. Ich wollte ihm die ganze Geschichte erzählen und ihn bitten, in die Angelegenheit einzugreifen. Zumindest würde er verhindern können, daß man Marga wieder nach Cill Ria schaffte.«
    »Eins gibt mir nach wie vor zu denken.«
    »Nämlich?«
    »Deiner Meinung nach hatte Marga Abt Ultán getötet; glaubtest du auch, sie hätte Muirchertach Nár ebenfalls auf dem Gewissen?«
    Er zögerte mit der Antwort, nickte dann aber. »Als ich sie wegen Muirchertach befragte, wurde sie wütend. Natürlich leugnete sie es. Aber ich konnte mir durchaus vorstellen, daß sie es getan hatte, weil Muirchertach sie in der besagten Nacht, in der der Mord an Ultán geschehen war, ebenso gesehen hatte wie ich und er es ja als Waffe gegen sie hätte verwenden können. Für ihn war es wichtig, etwas gegen Cill Ria in der Hand zu haben.«
    »Das klingt ziemlich weit hergeholt. Soviel ich weiß, hätte sich Marga von Herzen gern mit jedem verbündet, der Cill Ria hätte in Mißkredit bringen wollen.«
    »Marga ist eine Frau, die sich nicht so leicht ins Bockshorn jagen läßt«, sagte er düster. »Als ich sie im Wald fragte, ob sie Muirchertach während der Jagd gesehen hätte, verneinte sie es. Ich glaube, sie hat ihn umgebracht.«
    Fidelma schloß kurz die Augen und überraschte ihn dann mit der Äußerung: »Was du sagst, klingt nicht danach, daß deine erklärte Liebe zu ihr mit Vertrauen einhergeht.«
    Das brachte ihn auf. »Meine erklärte Liebe, wie du es nennst, hat mich so weit getrieben, daß ich meine Ehre aufs Spiel gesetzt habe, indem ich in der Frage des Mordes an Abt Ultán zu ihr gehalten habe …«
    »Von dem du glaubst, daß sie ihn begangen hat, obwohl sie das verneint«, erinnerte Fidelma ihn mit allem Nachdruck.
    »Ich habe versucht, ihr zu helfen.«
    »Einfach so. Du hast dir gedacht, zu Blathmac zu gehen, ihm zu offenbaren, daß sie eine Mörderin sei, du sie aber liebst, und ihn zu bitten, sich dafür zu verwenden, daß … Ja, was? Was hast du eigentlich von Blathmac erwartet?«
    »Daß er die Wahrheit verkündet und erklärt, daß sie gute Gründe hatte, Ultán zu ermorden. Ich wäre bereit gewesen, die Strafen und die Sühneschuld für sie zu zahlen.«
    »Wie stand Marga zu diesem Plan?«
    »Als sie sich dessen bewußt wurde, daß ich nicht ihre Unschuld verteidigte, sondern mich im Glauben, sie sei schuldig, für mildernde Umstände einsetzte, wurde sie wütend. Sie war der Meinung, ich müsste für ihre Unschuld eintreten und behauptete, ich könnte sie nicht wahrhaft lieben, wenn ich sie für schuldig hielte. Ich versuchte ihr klarzumachen, daß genügend Beweise gegen sie sprächen und daß sie nicht darauf hoffen könne, mit der bloßen Beteuerung ihrer Unschuld davonzukommen. Ich würde mich aus reiner Liebe zu ihr für mildernde Umstände einsetzen.«
    »Den Gedanken an ihre Unschuld ließ deine Liebe nicht zu?« fragte Fidelma trocken.
    Er blieb hartnäckig. »Bei aller Liebe lasse ich mich von Logik leiten.«
    »Wie ging es weiter? War das der Moment, da sie dir den Schlag versetzte?«
    Er schüttelte den Kopf. »Zu der Auseinandersetzung war es vor der Abendmahlzeit abseits von der Kapelle gekommen. Sie war dann zur Herberge losgerannt. Ich bin noch ein paarmal um die Burgmauern gewandert, um einen klaren Kopf zu kriegen. Doch ich blieb fest entschlossen. Ob mit oder ohne ihr Einverständnis, ich mußte deutlich machen, daß sie guten Grund hatte, Ultán zu töten, bevor man dahinterkam und sie verurteilte. Besser, ich nahm die Sache gleich in Angriff und sprach mit Blathmac.«
    »Und dann?«
    »Ich machte mich auf den Weg zu seinem Gemach, um ihm die Angelegenheit vorzutragen. Ich war schon auf dem Gang, der zu seinem Gästezimmer führte. Außer mir war niemand weiter dort.« Er hielt inne und überlegte.
    »Dir ist eben etwas eingefallen?«
    »Ich war gerade an einer Nische mit einem Fenster vorbei …«
    »Ich weiß, welche du meinst, ich kenn die.«
    »Bisher hatte ich immer gedacht, daß auch da

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