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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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»Weißt du, wie sie heißt?«
    »Sie hat mir gesagt, sie sei Schwester Marga von der Abtei Cill Ria.«
    »Wie kam es, daß sie bei dir übernachtet hat?«
    »Es war schon spät am Abend. Ich hörte ein Geräusch in dem Schuppen hinten, in dem ich im Winter meine Schweine halte und die Ziege. In dieser Jahreszeit treiben sich hier Wölfe herum. Deshalb bin ich aufgestanden, hab eine Laterne angezündet, meinen Schlehdornknüppel genommen und bin nachschauen gegangen. Es war kalt und regnete so heftig, daß ich kaum die Hand vor Augen sehen konnte. In einer Ecke der Scheune habe ich sie entdeckt, das junge, verängstigte Ding.«
    Sie holte erst einmal tief Luft, und Fidelma wartete geduldig.
    »Sie hat mir erzählt, sie sei auf der Flucht vor einem Mann aus ihrem Kloster, der hinter ihr her sei. Sie war zu Fuß unterwegs, und weil es kalt war und regnete und Nacht wurde, hatte sie in der Scheune Unterschlupf gesucht. Sie wollte nach Laigin östlich von hier, fürchtete aber, der Mann würde erraten, was sie vorhatte. Um ihn irrezuführen, hatte sie versucht,einen Umweg in Richtung Westen zu machen. Doch dann kam der Regen, und sie konnte nicht mehr. Sie war wirklich am Ende ihrer Kräfte. Natürlich habe ich sie mit ins Haus genommen, damit sie sich aufwärmen konnte.«
    »Hat sie dir sonst noch was erzählt?«
    »Sie hat immer nur von diesem Mann, einem Bruder Drón, geredet. Der würde sie verfolgen, sie bestrafen und züchtigen wollen. Einmal hatte sie schon versucht, ihm zu entkommen, und war dabei an jemand geraten, der ihr helfen wollte. Das muß ein junger Mann gewesen sein, seinen Namen hat sie nicht genannt. Doch der hat sie dann verraten, wie sie erzählte, weil er ihr nicht vertraute, und deshalb mußte sie aus der Burg fliehen. Wir unterhielten uns eine ganze Weile, dann schlief sie ein. Das arme Mädchen war so erschöpft, daß sie erst gegen Mittag wieder aufwachte.«
    »Sie ist also von hier um Mittag herum aufgebrochen?«
    »Ja, kurz danach«, bestätigte Della.
    »Welchen Weg sie genommen hat, weißt du wohl nicht?«
    »Ist sie in argen Schwierigkeiten?« stellte Della die Gegenfrage.
    »Sie wird in Schwierigkeiten geraten, wenn ich sie nicht bald finde und mit ihr reden kann.«
    Della zögerte und faßte dann Mut. »Ich hab ihr vorgeschlagen, ins Eatharlaí-Tal zu reiten.«
    Fidelma staunte. »Weshalb ausgerechnet dorthin?«
    »Sie hatte doch Angst, geradewegs ostwärts nach Laigin zu gehen. Ich habe einen Vetter im Stamm der Uí Cuileann, die in dem Tal dort ihre Siedlung haben. Sie soll Rumann, den Schmied, aufsuchen, habe ich ihr gesagt, der würde sich ihrer annehmen. Auch habe ich ihr mein Pferd geliehen. Ich hab versprochen, Nachricht zu schicken, sobald alle Gäste aus Cashel abgereist sind.«
    »Du hast das Mädchen kaum gekannt. Bist du nicht etwas zu vertrauensselig, Della?«
    Die lächelte flüchtig. »Mit den Jahren habe ich eine Menge Erfahrung gesammelt und weiß die Leute einzuschätzen. Nicht nach ihrem Äußeren, sondern nach ihrem inneren Wesen. Ich bin überzeugt, die junge Nonne führt nichts Böses im Schilde, sie hat nur schreckliche Angst.«
    »Dein Wort in Gottes Ohr, Della!« erwiderte Fidelma ungehalten. »Leider kann ich nicht umhin, ihr einen der Krieger hinterherzuschicken. Die Sache ist nämlich die, der Gastwirt hat gewußt, daß bei dir jemand übernachtet hat, und wenn er das überall ausposaunt …«
    Della sah besorgt drein. »Der Wirt kam hier gerade vorbei, als das Mädchen loszog. Ich habe ihm gesagt, sie sei eine Freundin von mir und hätte mich nur mal kurz besucht. Doch er hat an ihrer Aussprache erkannt, daß sie aus dem Norden stammt. Schick Gormán ihr nach. Mein Sohn wird behutsam vorgehen.«
    Fidelma schüttelte den Kopf. »Es gibt merkwürdige Zufälle. Fast zur gleichen Zeit wie Schwester Marga ist Gormán zum Tal des Eatharlaí aufgebrochen, allerdings wegen einer anderen Sache.« Fidelma runzelte die Stirn und überlegte. »Wenn man wüßte, ob Bruder Drón herausbekommen hat, wohin sie jetzt reitet …«
    »Hat er nicht«, rief Della sogleich. »Der Wirt war noch nicht lange fort, da tauchte dieser Bruder aus dem Norden auf und wollte wissen, welchen Weg Marga genommen hat.«
    »Er war hier bei dir?«
    »Der Wirt ist ein gräßlicher Schwätzer. Der hat brühwarm weitererzählt, was er soeben erfahren hatte, und das machte die Runde. Im Handumdrehen wußte auch Bruder Drón Bescheid. Jedenfalls kam er her und hat sie gesucht. Ich hab ihmgesagt, sie

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