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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Holzrahmen, auf der er mit Hilfe eines zugespitzten Metallstiftes Notizen machen konnte. Fidelma hatte neben ihm Platz genommen, und vor ihnen saß der schon etwas ältere Schreiber aus Ultáns Hausstand – ein dünner Mann mit scharfkantigen Zügen, der sie mit blaßblauen Augen fixierte, wobei sein Kopf, ähnlich wie bei einem Vogel, eigentümliche ruckartige Bewegungen vollführte.
    »Du heißt Drón?« begann Fidelma.
    Der Kopf zuckte hoch und runter. »Ich bin Bruder Drón von Cill Ria. Wenn ich richtig unterrichtet bin, bist du die
dálaigh
namens Schwester Fidelma.« Freundlich wirkte er nicht, als er sich Eadulf zuwandte. »Und du, Schreiber, wer bist du?«
    »Ich bin Eadulf von Seaxmund’s Ham aus dem Land des Südvolks.« Er war bei der Formulierung der Auskunft in die Wortwahl geraten, die er sich im Land Éireann zu eigen gemacht hatte.
    »Ach ja, natürlich.« Bruder Drón nickte. »Natürlich. Eine schreckliche Sache, schrecklich. Ein Abt wird ermordet, während er unter dem Schutz und der Gastfreundschaft eines Königs …«
    Allem Anschein nach wollte er eine Beschwerde loslassen, aber Fidelma schnitt ihm das Wort ab. »Du warst Schreiber bei Abt Ultán?«
    Herausfordernd schob er das Kinn vor. »Nicht nur Schreiber, auch sein Verwalter und Ratgeber. Seit vier Jahren tue ich meine Dienste für ihn in der Abtei Cill Ria.«
    »Du gehörst aber nicht zum Stamm der Uí Thuirtrí«, warf Fidelma ein, der sein Akzent aufgefallen war. »Du sprichst nicht einmal den Akzent der Leute aus dem Norden.«
    Er lächelte mühsam. »Du hast feine Ohren, Schwester. Ich bin vom Stamm der Uí Dróna von Lagain – daher auch mein Name. Wir sind die Nachkommen von Breasal Bélach, der über Laigin herrschte …«
    »Und die jetzt eine Sippe darstellen, die nordwestlich von Ferna angesiedelt ist«, führte Fidelma seinen Satz weiter, als sie merkte, mit welchem Stolz er auf seine Herkunft pochte.
    Er blinzelte. »Du scheinst über meinen bescheidenen Clan gut informiert zu sein«, murmelte er.
    »Ich habe eine Weile in Cill Dara gelebt, und da wäre es unverzeihlich, wenn ich nicht einiges über die verschiedenen Stämme von Laigin wüßte.«
    Es entstand eine Pause. Da Bruder Drón sich weiterer Äußerungen enthielt, nahm sie wieder das Wort.
    »Sag, wie kam es dazu, daß du Ratgeber und Schreiber beim Abt wurdest? Cill Ria im Land der Uí Thuirtrí liegt doch weit entfernt von Ferna.«
    »Ich bin aus Laigin fort, als ich mündig wurde und bin der Bruderschaft beigetreten. Meine Ausbildung erhielt ich in Ard Macha.«
    »Warum in Ulaidh?« fragte Eadulf. »Laigin hat doch viele geistliche Hochschulen – Sléibhte in deinem eigenen Stammesgebiet oder das gemischte Haus in Cill Dara, beide liegen deiner Heimat näher als Ard Macha.«
    Bruder Drón konnte seinen Spott kaum zügeln. »Du solltest lieber in deinem eigenen Land unserem Glauben dienen als hier in den fünf Königreichen von Éireann, Angelsachse.«
    Eadulf schoß das Blut in die Wangen. »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    »Schade, daß du das anders siehst. Nicht alle Vögel bleiben in dem Nest, in dem sie schlüpften. Ard Macha wurde vom heiligen Patrick, unserem großen Patron, gegründet. Warum sollte es einen nicht gerade dorthin ziehen, um auf dem heiligen Boden zu wandeln, wo er die größte Kirche in diesen Landen begründet hat?«
    »Also, wie war das nun? Wie kam es dazu, daß du Schreiber und Ratgeber beim Bischof Ultán wurdest?« wiederholte Fidelma ihre Frage.
    »Abt Ultán war ein enger Freund und Mitstreiter vom Nachfolger des heiligen Patrick, des
archiepiscopus
Ségéne, und er kam oft nach Ard Macha zu Besuch. Ich war Schreiberdort, und eines Tages – er hatte sich lobend über mein Können geäußert – fragte er mich, ob ich nicht mit ihm in sein Kloster Cill Ria im Land der Uí Thuirtrí gehen wolle. Ich entschied mich dafür und habe in den vergangenen vier Jahren nach bestem Wissen und Gewissen meine Arbeit für ihn getan.«
    »Dann dürfen wir wohl mit Recht annehmen, daß du auch die Auffassung des Abts teiltest, Ard Macha habe in den fünf Königreichen als der Hauptsitz des Glaubens zu gelten«, ergänzte Fidelma seine Ausführungen.
    »Selbstverständlich. Nicht nur das, ich habe ihn auch mit den entscheidenden Argumenten in dieser Streitfrage versehen«, betonte er.
    »So nimmt es nicht wunder, daß du ihn als sein Ratgeber begleitetest, als er sich auf seine Missionsreise in die südlichen Königreiche begab. Kannst

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