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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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du uns etwas näher erläutern, wie es dazu kam?«
    Bruder Drón zuckte mit den Achseln. »Es geschah auf Wunsch des Comarb des heiligen Patrick.«
    »Abt Ségéne?«
    »Des Erzbischofs«, berichtigte sie Bruder Drón nachdrücklich. »Er brauchte einen Sendboten, der die im Süden gelegenen Klöster und Kirchen aufsuchen und ihnen dringlich nahelegen sollte, die Vorrangstellung von Ard Macha anzuerkennen. Da das eine Forderung war, für die ich mich … für die sich Abt Ultán seit langem eingesetzt hatte, übernahm er bereitwillig und gern den Auftrag.«
    »Wer gehört außer Abt Ultán und dir noch zu eurer Sendgruppe?«
    »Zwei unserer frommen Schwestern: Schwester Marga und Schwester Sétach. Außerdem zwei Bedienstete, die sich um Pferde und Gefährt zu kümmern haben.«
    »Und welche Aufgabe ist den beiden Schwestern zugedacht?«
    »Aufzeichnungen zu machen und die Unterlagen zu verwalten, die im Streitgespräch als Beweismaterial dienen.«
    »Aha. Wenn du mit Abt Ultán vier Jahre lang zusammengearbeitet hast, kennst du ihn vermutlich sehr gut«, fuhr Fidelma fort.
    »Ich und ihn gut kennen? Wie meinst du das?«
    »Du kannst doch bestimmt sagen, was für eine Art Mensch er war, weißt von seinen Hoffnungen und Sorgen, ob er sich Feinde gemacht hat«, half sie nach.
    Verbindlich lächelnd lehnte sich Bruder Drón zurück und faltete gemächlich die Hände. »Ich würde sagen, er war ein Mann ohne Fehl und Tadel, denn das leidenschaftliche Verfechten seines Anliegens ist ja wohl nichts Schlechtes.«
    »Das könnten manche anders sehen«, meinte Eadulf und schaute von seiner Schreibtafel auf. »Ein Mensch kann sich in seine Auffassungen derart verbeißen, daß er sich gegenüber Andersdenkenden unduldsam und despotisch verhält.«
    »Du sprichst von Abt Ultán, Bruder«, mahnte ihn Bruder Drón entrüstet.
    »Von einem Menschen wie jeder andere«, erwiderte Eadulf ruhig. »Auch wenn er Abt ist, so bleibt er doch ein menschliches Wesen, mit Fehlern behaftet wie jeder andere.«
    »Daß Abt Ultán in seinem Glauben resolut war, will ich gern zugeben; gegen jene, die sich nicht dazu bekannten, ging er streng und unerbittlich vor.«
    Eadulf lächelte bitter.
    » Fortiter in re, suaviter in modo …«,
merkte er leise an. Stark in der Sache, maßvoll in der Art.
    »Abgesehen von seinen Ansichten, die du als resolut bezeichnest«, übernahm Fidelma wieder die Wortführung,»hast du den Eindruck, daß sich Abt Ultán Feinde gemacht hat?«
    »Seine Feinde waren Feinde des Glaubens«, meinte Bruder Drón achselzuckend. »Kann durchaus sein, daß es in diesem Land eine Menge davon gibt. In meinen Augen war Abt Ultán ein prachtvoller Menschenführer. Entschieden und streng. Erzbischof Ségéne hegte Bewunderung für ihn.«
    Fidelma war drauf und dran, ihn darauf hinzuweisen, daß es außerhalb Ard Machas niemanden gab, der den neuen Titel Erzbischof anerkannte, denn in den fünf Königreichen betrachtete man den Comarb des Patrick und den Comarb des Ailbe von ihrer geistlichen Rangstellung her als ebenbürtig. Daß ein Bischof über dem anderen stand, das gab es nicht. Aber sie beließ es dabei. Mochte Bruder Drón Ségéne von Ard Macha nennen, wie er wollte.
    »Charaktereigenschaften, wie du sie rühmst, stehen einem Mann von geistlichem Stand nicht unbedingt an«, meinte sie nachdenklich.
    Bruder Drón sah sie etwas ratlos an.
    »Unerschütterlich und streng, hart und unerbittlich – das sind nicht die besten Eigenschaften für jemandem, der eine Botschaft der Freude, des Friedens und der Liebe vermitteln will.«
    »Unsere Bewegung, der Glaube, ist mit einem vorwärtsstürmenden Heer zu vergleichen, Schwester«, argumentierte Bruder Drón allen Ernstes. »Es gilt, Seelen für Christus zu erobern. Abt Ultán war ein mitreißender General in dem Kreuzzug, Heiden zum wahren Glauben zu bekehren.«
    »Seelen erobern?« Fidelma schüttelte den Kopf. »Die Auffassung widerstrebt mir. Das bedeutet ja, du bezwingst die Seele, unterwirfst sie dir und wirst ihr Beherrscher. Macht es nicht viel mehr Sinn, mit Vernunft und Logik zu überzeugenund zu einer gemeinsamen Auffassung zu gelangen, als einfach nur zu erobern?«
    Bruder Drón verzog ärgerlich das Gesicht. »Wie die Menschen sich der wahren Religion unterwerfen, ist völlig egal. Vor dem Herrn auf die Knie fallen müssen sie, darum geht es.«
    »Sich unterwerfen? Dem Herrn? Auf die Knie fallen? Das sind Worte, die der Sache schlecht dienen, Bruder Drón. Nicht einmal die

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