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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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alten Götter und Göttinnen hätten Anspruch erhoben, Herrscher zu sein, oder verlangt, daß wir vor ihnen auf die Knie fallen und uns ihnen unterwerfen. Ich glaube auch nicht, Christus hätte jemals gepredigt, daß wir das tun sollten. Wenn Gott den Menschen mit freiem Wunsch und Willen ausgestattet hat, dann, damit er ihn auch nutzt; folglich sollten wir frei wählen – nicht gezwungen werden durch Furcht und Schrecken.«
    Bruder Drón preßte die Lippen zusammen und konnte sich nur schwer beherrschen. »Ich brauche keine Belehrung in Theologie von dir, Fidelma von Cashel. Abt Ultán hatte recht mit seiner Entscheidung, hierherzukommen, um gegen deine Eheschließung Einspruch zu erheben. Dich zu den frommen Schwestern zu zählen steht dir nicht zu. Bleib bei deiner Juristerei und überlaß Fragen des Glaubens denen, die sich mit Fug und Recht über sie äußern dürfen.«
    Seine Heftigkeit überraschte Fidelma. Auch sie wurde in ihrem Tonfall schärfer.
    »Also gut, bleiben wir bei der Juristerei, ganz wie du wünschst. Ich bin eine
dálaigh
und du ein
fíadu,
ein Zeuge. Als solcher unterliegst du gewissen Pflichten, nicht nur der Aussage auf Ehre und Gewissen, du hast auch dem Gesetz und seinen offiziellen Vertretern den ihnen gebührenden Respekt zu zollen. Solltest du diesen Pflichten nicht nachkommen,kann das zu gewissen Maßregelungen und Strafen führen. Ist das klar?«
    In dieser Form zurechtgewiesen zu werden traf ihn hart. Er schluckte hörbar.
    »In Cill Ria würde es keine Frau wagen, so zu reden. Für uns sind die Pönitenzgesetze maßgeblich und …«
    »Du bist nicht in Cill Ria«, fiel ihm Fidelma ins Wort. »In diesem Land gilt, und das seit uralten Zeiten, das Gesetz des Fénechus. Und damit unterliegst auch du ihm. Solltest du dich weigern, es zu befolgen, rufe ich einen der Wächter meines Bruders; der wird dich dann an einen Ort geleiten, wo du in aller Ruhe über deine Situation nachdenken kannst. Also, wo warst du vergangene Nacht?« Die Frage traf ihn überraschend; Zeit, seine Selbstbeherrschung wiederzuerlangen, blieb ihm nicht.
    »Wo ich war?« Fast glaubte er, sich verhört zu haben.
    »Ich denke, du hast meine Frage verstanden.«
    »Ich war in meinem Zimmer, das ich übrigens dem guten Abt zu verdanken habe. Ursprünglich sollte ich irgendwo in einem Schlafsaal zusammen mit der frommen Gefolgschaft untergebracht werden, doch Abt Ultán verwahrte sich dagegen bei deinem Verwalter, er wollte mich, seinen Schreiber und Ratgeber, in Rufweite haben.«
    »Und wo liegt die Kammer?«
    »Mein Zimmer? Das Gemach des Abts lag in einer Ecke; zwei Gänge laufen darauf zu und bilden dort einen rechten Winkel. Meine Kammer liegt etwa zehn Meter weiter an einem der Gänge, von wo aus man die Tür zu seinem Gemach sehen kann.«
    »Warst du zu seiner Todesstunde dort?«
    »Ich hatte mich zeitig zurückgezogen, denn ich pflege schon etliche Stunden vor Tagesanbruch aufzustehen, umin Ruhe beten und mich auf den Tag vorbereiten zu können.«
    »Wann hast du vom Tod deines Abts erfahren?«
    »Ich hatte mich in die Kapelle begeben und war beim Gebet, als weitere Mönche den Andachtsraum betraten und über den Vorfall redeten. Entsetzt eilte ich zum Gemach von Abt Ultán, aber ein übereifriger junger Krieger verwehrte mir den Zutritt. Man bedeutete – nein, befahl mir, auf mein Zimmer zu gehen und weitere Weisungen vom zuständigen
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abzuwarten. Ich sagte sofort, daß ich mich über die mir widerfahrene Behandlung beschweren würde und suchte Blathmac mac Mael Coba auf, der auch hier weilt.«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß König Blathmac von Ulaidh dich über die rechtliche Lage, in der du dich befindest, unterrichtet hat.«
    »Er ließ mich wissen, daß ich abwarten müsse, bis der
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mich zu sehen wünschte«, erwiderte Bruder Drón verstimmt.
    »Ein weiser König«, warf Eadulf ein und blickte unschuldig zur Decke.
    Fidelma ließ kein Auge von Bruder Drón. Dem Mann war schwer beizukommen.
    »Bist du zu Schwester Marga und Schwester Sétach gegangen, um sie von dem Geschehnis in Kenntnis zu setzen?«
    »Dazu hatte ich keine Zeit.«
    »Hast du in der Nacht gut schlafen können? Gab es etwas, das deine Nachtruhe gestört hätte?«
    »Das hätte ich längst erwähnt«, antwortete er grimmig.
    »Als man den Leichnam entdeckte, dürfte es ziemliche Bewegung auf dem Gang und ein Raus und Rein im Gemach des Abts gegeben haben. Von alledem hast du nichts gemerkt?«
    »Ich habe fest

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