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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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kurz gesehen.«
    Daß sich eine Frau für das Spiel und die Spieler begeisterte, war nichts Ungewöhnliches. Doch daß jemand, der zu Ultáns engerer Begleitung gehörte, nicht um den ermordeten Vorgesetzten trauerte, sondern herunter in die Stadt kam, um den Wettstreit zu sehen, fand Fidelma merkwürdig. Rasch verdrängte sie den Gedanken.
    Fergus Fanat blickte auf, als Fidelma und Eadulf näher kamen. Offensichtlich erkannte er sie und erhob sich.
    »Ich bin überrascht, dich hier zu sehen, Lady.« Er lächelte etwas verunsichert und reichte einem der Mitspieler seinen Becher.
    »Du kennst mich, Fergus Fanat?«
    »Man wies mich auf dich hin, als wir gestern auf der Burg deines Bruders ankamen.« Und mit einem Blick zu Eadulf: »Dann mußt du Eadulf von Seaxmund’s Ham sein.«
    In dem offenherzigen, freundlich-prüfenden Blick des jungen Mannes steckte etwas Sympathisches. Eadulf konnte nicht umhin, auch ihn anzulächeln. »Ja, der bin ich.«
    »Es tut mir leid, daß die Pläne für den heutigen Tag verschoben werden mußten, Lady.« Der Adlige aus dem Norden hatte sich wieder Fidelma zugewandt. »Wie ich höre, hat Muirchertach Nár darum gebeten, daß du seine Verteidigungübernimmst. Etwas egoistisch unter den gegebenen Umständen.«
    »Egoistisch?«
    »Wenn er doch weiß, daß es eigentlich dein Hochzeitstag sein sollte, hätte er auch jemand anders bitten können, ihn vor Gericht zu vertreten.«
    »Es ist sein gutes Recht, sich für seine Verteidigung den auszusuchen, der ihm genehm ist. Wenn ein Mann, selbst wenn er König ist, des Mordes angeklagt wird, darf man ihm eine Portion Egoismus schon zugestehen.«
    »Das ist richtig.« Fergus Fanat lachte vor sich hin. »Ich gebe zu, Ultáns Tod beunruhigt mich nicht übermäßig.«
    »Genau deshalb suche ich dich auf.«
    »Um über meine mangelnde innere Anteilnahme zu sprechen?« fragte er erstaunt zurück und zeigte in die Runde. »Schau dich nur um. Du wirst kaum einen finden, der um ihn trauert.«
    »Ich will die Gründe erfahren, warum das so ist. Wie erklärt sich diese Teilnahmslosigkeit bei dem Mord an einem Abt eures eigenen Königreichs?« Sie bekam mit, daß etliche der Mitspieler in Hörweite standen, und schlug vor: »Viel leicht gehen wir lieber ein Stückchen?«
    Fergus Fanat legte das Handtuch zur Seite und nickte. »Ich muß ohnehin zur Burg zurück und ein Bad nehmen. Es ging heiß her beim Spiel. Machen wir uns auf den Rückweg.«
    Zu dritt überquerten sie das Spielfeld, Fergus Fanat in der Mitte zwischen Fidelma und Eadulf. Bis auf ein paar kleine, sich unterhaltende Grüppchen zerstreuten sich die Zuschauer rasch. Die drei blieben unbehelligt. Nur das Mädchen stand noch zögernd herum, als sie jedoch merkte, daß Fidelma sie bewußt ansah, drehte sie sich um und eilte der Menge hinterher.
    »Ich darf wohl davon ausgehen, daß du Abt Ultán nicht leiden konntest?« begann Fidelma.
    »Getötet habe ich ihn nicht, falls du mit deiner Frage darauf hinaus willst, Lady«, erwiderte Fergus Fanat forsch und selbstsicher.
    »Will ich nicht … noch nicht. Wieso konntest du ihn nicht leiden?«
    »Er war kein Mensch, den man gut leiden konnte.«
    »Ist das nicht eine subjektive Meinung? Darf man die verallgemeinern? Selbst die schlimmsten Menschen werden oft von einem anderen gemocht, manchmal sogar geliebt«, gab Eadulf zu bedenken.
    Gutmütig lachte Fergus Fanat auf. »Verzeih, Bruder Eadulf, aber ich bin kein Philosoph. Ich bin ein einfacher Krieger.«
    »Im Dienst von Blathmac, dem König von Ulaidh?«
    »Im Dienst meines Vetters«, bestätigte der junge Mann unddeutete mit der Wortwahl seine verwandtschaftlichen Beziehungen zum König an.
    »Kannst du dich etwas deutlicher äußern, wieso du Ultán nicht leiden konntest?«
    »Wenn du darauf bestehst, bitteschön«, willigte er mit saurer Miene ein. »Vielleicht sollte ich mit einer Geschichte beginnen, die mir mein Vater erzählte, Bressal, Bruder von Máel Coba, dem damaligen König von Ulaidh. Er kannte Ultán als jungen Mann, und der war damals ein ungestümer, gotteslästerlicher und eigenwilliger Bursche.«
    »Du sprichst von dem gleichen Abt Ultán, der Sendbote des Comarb in Ard Macha war?« vergewisserte sich Fidelma skeptisch.
    »Von eben dem. Er war ein gottloser Mann in seinen jungen Jahren, ein Dieb und Mörder, zügellos und ein Weiberheld.«
    »Das kann man sich gar nicht vorstellen«, merkte Eadulf verwundert an. »Ich dachte immer, er war einer der großen Reformer der Kirche,

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