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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Schuhe geschoben habe, damit ich endlich König werden kann?«
    »Es sind schon ganz andere Dinge passiert«, meinte Fidelma.»Aber in diesem speziellen Fall hege ich keinen Verdacht. Hast du Abt Ultán eigentlich gut gekannt?«
    »Überhaupt nicht.«
    »Bei dem ganzen Hin und Her zwischen Muirchertachs Hof und Ultáns Abtei im Zusammenhang mit Searc, der Schwester der Königin, ist das verwunderlich.«
    »Und trotzdem stimmt es. Die ganze Geschichte spielte sich zwischen Muirchertach und Aíbnat ab, und später hatte noch Cathal von den Uí Briúin Aí damit zu tun. Aber ich bin Ultán kein einziges Mal begegnet und wäre im Gang an ihm vorbeigegangen, ohne zu wissen, wer er ist. Die Verhandlungen mit Cill Ria haben Augaire und einer unserer Richter geführt.«
    »Was hast du von Muirchertachs Versuch gehalten, Sühnegeld in der bekannten Angelegenheit für seine Frau Aíbnat zu erlangen?«
    Dúnchad Muirisci überlegte einen Moment. »Ich muß gestehen, ich fand es seltsam. Aíbnat hatte nie ein enges Verhältnis zu ihrer jüngeren Schwester gehabt, und um ehrlich zu sein, ich hatte nicht den Eindruck, daß sie der Tod des armen Mädchens sonderlich berührt hat. Aber die Tatsache, daß sie darauf gedrungen hat, Ultán gegenüber Ansprüche geltend zu machen …«
    »Augaire zufolge war es nicht Aíbnat, die darauf bestanden hat, Wiedergutmachung zu verlangen. Vielmehr soll dahinter dein Vetter Muirchertach gestanden haben.«
    Dúnchad Muirisci machte große Augen. »Muirchertach?« wiederholte er ungläubig.
    »Wußtest du das nicht?«
    »Nein. Ich dachte immer, es ging von Aíbnat aus; schließlich war sie die nächste Verwandte.«
    »Wie gut hast du Searc gekannt?«
    »Nicht wirklich gut. Ich bin ihr nur ein paarmal in Durlasbegegnet. Sie war ein verträumtes, romantisches junges Mädchen. Daß die Leute für ihre Dichtkunst schwärmten, fand ich nicht weiter verwunderlich. Es waren Liebesgedichte in der Art der
dántaigecht grádh
. Nicht gerade mein Ding. Du kennst solche Verse bestimmt.« Er verdrehte leicht die Augen und rezitierte mit einer Fistelstimme:
    Kalt sind die Nächte, ich kann nicht schlafen,
    ich denke an dich, meine Liebe, meinen Liebsten …
    »Was heißt ›nicht wirklich gut‹?« unterbrach ihn Fidelma gereizt.
    »Als sie nach Durlas auf Muirchertachs Burg kam, um bei ihrer Schwester Aíbnat zu bleiben, habe ich sie öfters gesehen … Das war in den Wochen vor ihrem Tod.«
    »Als sie von Cill Ria zurückkehrte, wo sie erfahren hatte, daß man ihren Liebsten auf See in den Tod geschickt hatte, hat sie da irgendeine Andeutung gemacht, daß sie sich das Leben nehmen würde?«
    Dúnchad Muirisci schüttelte den Kopf. »Sie war zwar arg mitgenommen, wollte aber nicht recht glauben, daß dieser Bursche – wie hieß er doch gleich? Senach? – daß er wirklich tot war. Sie war entschlossen, ihm zu folgen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie kam zurück und sprach davon, ein Schiff ausfindig zu machen, mit dem sie nach Gallien und dann zu dem Kloster könnte, in das man den jungen Mann geschickt hatte. Sie wußte sogar den Namen des Klosters und war überzeugt, daß er dort auf sie wartete.«
    Überrascht ob dieser Auskunft beugte sich Fidelma vor und fragte: »Wie lange vor ihrem Selbstmord war das?«
    »Ich habe sie vielleicht drei Tage, bevor das geschah, gesehen. Augaire hat den tragischen Moment miterlebt. Er wußte nicht,wer sie war, brauchte wohl einen Tag, um das herauszufinden, und kam daraufhin nach Durlas. Man holte Muirchertach, der den Leichnam identifizieren sollte.« Dúnchad Muirisci hielt inne und rieb sich nachdenklich das Kinn. »Merkwürdig, wenn ich es recht bedenke. Redet davon, Senach hinterherzusegeln, und stürzt sich kurz danach von der Klippe.«
    »In der Tat merkwürdig«, fand auch Eadulf.
    »Hat sie zu irgend jemand anderem etwas über die beabsichtigte Schiffsreise nach Gallien gesagt?«
    »Ich könnte mir vorstellen, daß sie sich gegenüber ihrer Schwester Aíbnat und auch Muirchertach diesbezüglich geäußert hat.«
    »Seltsam, darüber haben sie kein Wort verloren«, grübelte Fidelma. »Ich werde Muirchertach und seine Frau später darauf ansprechen.«
    Dúnchad Muirisci grinste vielsagend.
    »Ich glaube nicht, daß das viel bringt; du wirst kaum die Wahrheit erfahren. Muirchertach hat es noch nie gemocht, daß andere wissen, was ihn beschäftigt. Selbst mir gegenüber hält er sich stets bedeckt.«
    »Du bist doch aber sein
tánaiste,
sein Nachfolger. Wie kann

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