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Ein Gebet für die Verdammten

Ein Gebet für die Verdammten

Titel: Ein Gebet für die Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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ihrem Herweg.« Er zuckte mit den Achseln und fügte hinzu: »Ein Jäger muß achtsam sein. Achtsamkeit kann über was zu essen haben oder Hungers sterben entscheiden, oder besser: Über Leben und Tod.«
    Eadulf neigte den Kopf zum Zeichen der Entschuldigung. »Muirchertach ist also hierhergeritten. Warum? Wie du sagst, war es, von den Jagdgästen aus gesehen, ganz links außen. Wie erklärt sich, daß er allein war?«
    »Vielleicht wollten sie den Haupttrupp der Jäger umgehen, in dem Glauben, daß die Rotte aus dem Unterholz in diese Richtung ausbrechen würde«, überlegte Rónán.
    »So was kommt vor«, bestätigte Gormán. »So ein Keiler ist ein kluges Tier. Stellen wir uns vor, die Jagdgesellschaft bewegt sich nach dort drüben, mehr nach rechts, und die Treiber und ihre Hunde versuchen, die Wildschweine in die Speere zu treiben, dann kann sich ein erfahrener Keiler durchaus entschließen, nach links auszubrechen und der Umzingelung entkommen. Es wäre nicht das erste Mal, daß das geschieht.«
    »Angenommen, du hast recht. Muirchertach ist in diese Richtung geritten, um den Keiler zu überlisten. Er stößt auf jemand anders, und der kommt von wo?«
    Rónán wies hinter sich zum Wald. »Muirchertach kam durch den Wald, so ähnlich wie wir. Der andere Reiter – vermutlich sein Mörder – kam von ganz links am Waldrand entlang. Das Pferd mit dem gespaltenen Hufeisen folgte wahrscheinlich dem zweiten Pferd, aber die Spuren dort sind ziemlich durcheinander und nicht klar getrennt, so daß man es nicht genau sagen kann.«
    »Von links?« wunderte sich Eadulf. »Nicht von rechts, wo die Hauptgruppe der Jäger war?«
    Rónán schüttelte den Kopf.
    »Die Sache wird immer rätselhafter«, stöhnte Eadulf.
    Jetzt war Gormán an der Reihe, die Stirn zu runzeln. »Wieso rätselhafter?«
    »Woher wußte die Person, der Muirchertach begegnete, daß er hier sein würde?«
    »Zufall?«
    »Vielleicht. Aber weshalb sollte es Muirchertach geschehen lassen, daß der Fremde seinen Jagdspeer nahm und ihn tötete?«
    »Ein Kampf, und er wurde bezwungen?« schlug Gormán als Überlegung vor.
    »Auf einen Kampf deutet nichts hin. Hätte man ihn vom Pferd geholt oder ihn überfallen und mit Gewalt entwaffnet, würden wir was davon sehen. Blaue Flecke, zerrissene oder unordentlich herumhängende Kleidung. Du brauchst doch nur zu sehen, wie er liegt. Man hat den Eindruck, er ist einfach auf den Rücken gestürzt, mit leicht ausgestreckten Armen. Und dann sein Gesichtsausdruck.«
    »Bei Menschen im Todeskampf zeichnen sich oft Verzerrungen im Gesicht ab«, meinte Gormán.
    »Das stimmt. Nur ganz selten findet sich ein Ausdruck augenscheinlichen Erstaunens oder schockähnlicher Erschütterung. Doch genau das muß das letzte gewesen sein, was er empfunden hat. Zudem bleibt uns das Rätsel mit dem dritten Pferd.«
    Irgendwie erinnerten die Umstände, unter denen der König zu Tode gekommen war, an den Tod von Abt Ultán. Eadulf wandte sich Rónán zu, der auf Anweisungen wartete.
    »Versuch ein paar Helfer heranzubekommen, um den Leichnam des Königs nach Cashel zu schaffen. Bringt ihn zu Bruder Conchobhar, dem Apotheker. Halt!« rief er, denn Rónán wollte schon davontraben. »Organisiere was zum Abdecken und verhüllt die Leiche. Je unauffälliger der Transport erfolgt, desto besser.«
    »Es soll alles geschehen, wie du sagst, Bruder Eadulf.«
    Der war schon beim nächsten Gedanken und forderte Gormán auf: »Wir nehmen uns am besten die Pferdespuren vor, wollen mal sehen, wohin sie führen.«
    »Die Spur von dem Pferd, das den Reiter drauf hatte, findet ihr sicher leicht«, rief Rónán noch, der die Bemerkung gehört hatte. »Achtet auf den Abdruck eines unebenen Hufeisens. Wahrscheinlich war das Metall schlecht gegossen und ist gesprungen. Der linke Vorderhuf ist derjenige, welcher.«
    Eadulf hob die Hand zum Zeichen, daß er verstanden hätte, und gesellte sich zu Gormán, der bereits die Hufabdrücke untersuchte.
    »Sie scheinen dort in die Wälder in nordwestlicher Richtung zu führen«, rief der Krieger und schwang sich auf sein Pferd.
    »Das wäre der Weg nach Cashel«, erwiderte Eadulf und saß ebenfalls auf.
    »Es sei denn, dieser gewisse Jemand entscheidet sich unterwegs für eine andere Route.«
    »Ich glaube nicht, daß er das tut. Ich habe das Gefühl, daß wer immer Muirchertach Nár getötet hat, zurück nach Cashel strebt.«
     
    Fidelma hatte die beiden Brüder in der Herberge zurückgelassen und war auf der Suche

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