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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Ohren haben», flüsterte die andere. «Ich habe Angst. Sie kennen ihn nicht!»
    «Denken Sie an die hunderttausend Pfund!»
    Mrs Vandemeyer fuhr sich mit der Zunge über ihre trockenen Lippen. «Sie kennen ihn nicht! Es ist…»
    Mit einem Schrei des Entsetzens sprang sie auf. Mit ausgestreckter Hand deutete sie über Tuppences Kopf hinweg. Dann stürzte sie ohnmächtig zu Boden. Tuppence blickte sich um.
    In der Tür standen Sir James Peel Edgerton und Julius Hersheimer.

13
     
    S ir James stürzte an Hersheimer vorbei und beugte sich hastig über die am Boden liegende Frau. «Das Herz! Der Schrecken, uns so plötzlich zu sehen, muss einen Herzanfall herbeigeführt haben. Schnell etwas Kognak oder sie stirbt uns unter den Händen!»
    «Hier ist keiner», rief Tuppence über ihre Schulter Hersheimer zu. «In der Karaffe im Esszimmer. Zweite Tür rechts.»
    Sir James und Tuppence hoben Mrs Vandemeyer auf und legten sie aufs Bett. Sie betupften ihr Gesicht mit Wasser, aber es blieb ohne Erfolg. Der Anwalt fühlte ihren Puls. «Es steht auf der Kippe», murmelte er. «Wenn nur Hersheimer sich mit dem Kognak etwas beeilte.»
    In diesem Augenblick betrat Hersheimer wieder das Zimmer. Er trug ein halb gefülltes Glas in der Hand, das er Sir James reichte. Tuppence hob Mrs Vandemeyers Kopf, während der Anwalt versuchte, ihr ein wenig Kognak zwischen die Lippen zu träufeln. Schließlich öffnete die Frau die Augen. Tuppence hielt ihr das Glas an die Lippen. «Trinken Sie!»
    Mrs Vandemeyer gehorchte. Nachdem sie den Kognak getrunken hatte, stieg wieder etwas Farbe in ihre Wangen und sie lebte überraschend schnell auf. Sie versuchte sich aufzurichten und sank mit einem Stöhnen wieder zurück.
    «Es ist mein Herz», flüsterte sie, «ich darf nicht reden.»
    Sir James fühlte noch eine Weile ihren Puls, erhob sich dann und nickte. «Jetzt wird sie es schaffen.»
    Alle drei entfernten sich ein wenig und sprachen mit leiser Stimme. Im Augenblick war wenig zu tun, da es gar nicht in Frage kam, Mrs Vandemeyer einem Verhör zu unterwerfen. Tuppence berichtete, dass Mrs Vandemeyer sich bereit erklärt hatte, das Geheimnis um Mr Brown zu lüften, und ihnen helfen wolle, Jane Finn ausfindig zu machen. Hersheimer beglückwünschte sie zu ihrem Erfolg.
    «Wunderbar, Miss Tuppence, großartig! Ich bin überzeugt, dass Mrs Vandemeyer die hunderttausend Pfund morgen ebenso gefallen wie heute Abend. Wir brauchen uns also keine Sorgen zu machen. Ohne das Geld in Händen wird sie ja sowieso nichts sagen.»
    Das war zweifellos richtig und Tuppence fühlte sich ein wenig beruhigt.
    «Was Sie da sagen, stimmt», mischte sich Sir James ein. «Aber ich wünschte, wir wären nicht gerade in diesem Augenblick gekommen. Nun, es lässt sich nicht ändern. Wir müssen bis morgen Früh warten.»
    «Na schön», sagte Tuppence und versuchte unbeschwert zu wirken, «warten wir eben. Aber ich glaube, wir sollten die Wohnung nicht verlassen.»
    «Wie wäre es, wenn wir Ihren Fahrstuhlführer als Bewachung hier lassen? Er ist doch ein heller Junge?»
    «Albert? Und wenn sie dann wieder zu sich kommt und uns durchbrennt? Albert könnte sie nicht aufhalten.»
    «Ich glaube, sie wird das Geld nicht aufgeben wollen.»
    «Möglich wäre es. Sie schien ‹Mr Brown› sehr zu fürchten. Sie sah sich um und meinte, die Wände hätten Ohren.»
    «Vielleicht dachte sie an ein Mikrofon?», fragte Hersheimer interessiert.
    «Miss Tuppence hat Recht», sagte Sir James. «Wir dürfen die Wohnung nicht verlassen – und sei es nur um Mrs Vandemeyers Sicherheit willen.»
    Hersheimer sah ihn an. «Sie glauben, er könnte ihr etwas antun? Heute Nacht? Wie sollte er denn erfahren, was geschehen ist?»
    «Sie vergessen, dass Sie selber eben noch von einem eingebauten Mikrofon sprachen», erwiderte Sir James. «Wir haben es mit einem gefährlichen Gegner zu tun. Mrs Vandemeyer ist eine wichtige Zeugin, die wir schützen müssen. Ich möchte vorschlagen, dass Miss Tuppence jetzt schlafen geht und Sie und ich, Mr Hersheimer, uns in der Wache ablösen.»
    Tuppence wollte schon protestieren, aber als ihr Blick über das Bett hinstreifte, sah sie in Mrs Vandemeyers halb offenen Augen einen solchen Ausdruck der Furcht und des Entsetzens, dass es ihr die Sprache verschlug.
    Einen Augenblick lang überkam sie der Verdacht, Ohnmacht und Herzanfall seien nur gespielt, aber dann dachte sie wieder daran, wie bleich sie geworden war, und verwarf diesen Gedanken. Und während sie noch

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