Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Verschiedenes durch den Kopf. Boris’ Worte: «Manchmal glaube ich, Sie würden auch uns verkaufen!», und die Antwort, dass der Preis dafür riesig sein müsste. Sollte sich Rita Vandemeyer als der schwache Punkt in Mr Browns Organisation erweisen?
    Während sie die andere nicht aus den Augen ließ, antwortete Tuppence ruhig: «Über Geld.»
    Mrs Vandemeyer fuhr auf. Eine solche Antwort hatte sie offensichtlich nicht erwartet. «Was wollen Sie damit sagen?»
    «Das werde ich Ihnen jetzt auseinander setzen. Sie haben eben behauptet, ein gutes Gedächtnis zu haben. Ein gutes Gedächtnis ist nur halb so viel wert wie eine volle Brieftasche. Ich nehme an, dass es Sie erheblich erleichtern würde, wenn Sie mir etwas antun könnten; aber ist das eigentlich praktisch? Rache ist etwas sehr Unbefriedigendes. Aber Geld… Geld ist alles andere als unbefriedigend.»
    «Halten Sie mich wirklich für einen Menschen, der seine Freunde verkaufen würde?»
    «Ja», erwiderte Tuppence, «vorausgesetzt, dass das Angebot hoch genug ist. Sagen wir mal – hunderttausend Pfund.»
    Ihr Hang zur Sparsamkeit erlaubte ihr nicht, die ganze Million Dollar zu erwähnen, die Hersheimer genannt hatte.
    Eine leichte Röte stieg in Mrs Vandemeyers Gesicht. «Was sagen Sie da?», fragte sie und ihre Finger spielten nervös mit einer Brosche an ihrer Brust. Da wusste Tuppence, dass sie den Fisch an der Angel hatte, und zum ersten Mal empfand sie Abscheu vor ihrem eigenen Hang zum Geld.
    «Hunderttausend Pfund», wiederholte sie.
    Das Licht in Mrs Vandemeyers Augen erlosch. «Unsinn! Sie haben das Geld gar nicht.»
    «Ich nicht – aber ich kenne einen, der es hat.»
    «Wer?»
    «Einer meiner Freunde.»
    «Das müsste ja ein Millionär sein.»
    «Das ist er. Er ist Amerikaner. Er zahlt ohne mit der Wimper zu zucken. Ich gebe Ihnen mein Wort darauf.»
    Eine Weile herrschte Schweigen, dann blickte Mrs Vandemeyer auf. «Was will denn Ihr Freund wissen?»
    Tuppence kämpfte einen Augenblick mit sich selber, aber da es Hersheimers Geld war, waren seine Interessen an erster Stelle zu berücksichtigen.
    «Er möchte wissen, wo Jane Finn ist.»
    Mrs Vandemeyer war keineswegs überrascht. «Ich könnte Ihnen nicht mit Sicherheit sagen, wo sie sich zur Zeit aufhält.»
    «Aber Sie könnten es feststellen?»
    «Ja, ohne weiteres.»
    «Und dann», Tuppences Stimme zitterte ein wenig, «ist da ein junger Mann, ein Freund von mir. Ich fürchte, ihm ist etwas zugestoßen, und zwar hat Ihr Bekannter, Boris, etwas damit zu tun.»
    «Wie heißt er?»
    «Tommy Beresford.»
    «Ich habe nie von ihm gehört. Aber ich werde Boris fragen.»
    «Ich danke Ihnen.» Tuppence fühlte plötzlich eine starke Zuversicht in sich aufsteigen. «Da wäre noch etwas.»
    «Ja?»
    Tuppence senkte ihre Stimme. «Wer ist Mr Brown?»
    Sie sah das schöne Gesicht jäh erbleichen. Es kostete Mrs Vandemeyer Mühe, ihre Fassung wiederzugewinnen. «Sie können über uns nicht viel erfahren haben, wenn Sie nicht wissen, dass niemand weiß, wer Mr Brown ist…»
    «Aber Sie wissen es», erwiderte Tuppence ruhig.
    Mrs Vandemeyer starrte längere Zeit vor sich hin. «Ja», erklärte sie schließlich mit rauer Stimme. «Ich weiß es. Ich war schön, verstehen Sie mich, sehr schön…»
    «Sie sind es noch immer», warf Tuppence ein.
    Mrs Vandemeyer schüttelte den Kopf. In ihren strahlend blauen Augen leuchtete ein seltsamer Schimmer auf. «Nicht schön genug», sagte sie. «Nicht schön genug! Und in letzter Zeit habe ich manchmal Angst… Es ist gefährlich, zu viel zu wissen.» Sie beugte sich über den Tisch. «Schwören Sie, dass mein Name niemals in diese Sache hineingezogen wird – dass niemand jemals etwas erfährt?»
    «Ich schwöre es. Und sobald wir ihn haben, gibt es für Sie keine Gefahr mehr.»
    Ein Ausdruck des Schreckens trat in Mrs Vandemeyers Gesicht. «Werde ich das je erleben?» Sie umklammerte Tuppences Arm. «Sind Sie sich auch in der Frage des Geldes ganz sicher?»
    «Völlig sicher.»
    «Wann?»
    «Mein Freund wird bald kommen. Er tut alles immer sehr schnell.»
    Mrs Vandemeyers Gesicht verriet Entschlossenheit. «Ich tue es. Es ist ein großer Betrag. Und abgesehen davon», sie lächelte unergründlich, «ist es nicht klug gehandelt, eine Frau wie mich ausbooten zu wollen!»
    Sie trommelte mit den Fingern auf den Tisch. Plötzlich fuhr sie zusammen. «Was war das?»
    «Ich habe nichts gehört.»
    «Vielleicht belauscht uns jemand.»
    «Unsinn!»
    «Auch die Wände können

Weitere Kostenlose Bücher