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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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damit alles erklärt…
    Sie setzte sich und schrieb einige Zeilen, bei denen sie sich jedes einzelne Wort genau überlegte. Schließlich nickte sie zufrieden und steckte das Schreiben in einen Umschlag, den sie an Hersheimer adressierte. Sie ging den Gang entlang, bis zu seinem Wohnzimmer und klopfte an die Tür. Wie erwartet, war kein Mensch im Zimmer. Da legte sie den Brief auf den Tisch. Als sie zu ihrer eigenen Tür zurückkehrte, stand ein Page davor. «Ein Telegramm für Sie.»
    Tuppence riss es auf. Es war von Tommy!

16
     
    A us einer Finsternis, die von jähen Blitzen durchzuckt war, fanden Tommys Sinne allmählich wieder ins Leben zurück. Mühsam öffnete er die Augen. Das war doch nicht sein Schlafzimmer im Ritz? Und was war mit seinem Kopf?
    «Er kommt zu sich», bemerkte eine Stimme. Tommy erkannte sie sogleich als die des bärtigen Mannes mit deutschen Akzent und blieb regungslos liegen. Mühsam versuchte er, sich klar zu werden, was geschehen war. Offensichtlich hatte sich jemand an ihn herangeschlichen, während er an der Tür lauschte… Nun wussten sie, dass er ein Spion war… Zweifellos befand er sich in einer üblen Klemme. Niemand wusste, wo er war…
    «Verdammt!», rief er und dieses Mal gelang es ihm, sich aufzurichten.
    Sogleich setzte der Mann ihm ein Glas an die Lippen. Dazu sagte er: «Trinken!» Tommy gehorchte. Das Getränk war so stärk, dass es ihm fast den Atem raubte, aber sein Kopf wurde klar.
    Er lag auf einer Couch in dem Zimmer, in dem die Versammlung stattgefunden hatte. Auf der einen Seite stand der Deutsche, auf der anderen der Hausmeister. Die standen in einiger Entfernung etwas abseits. Tommy jedoch vermisste ein Gesicht. Der Mann, den man als Nummer eins bezeichnet hatte, war nicht mehr da.
    «Sie haben Glück, junger Freund, dass Ihr Schädel so dick ist. Der gute Conrad hat einen harten Schlag.» Der Mann nickte dem üblen Hausmeister zu, der grinste. «Haben Sie noch etwas zu sagen, bevor Sie erledigt werden?»
    «Allerdings. Und zwar sehr viel!»
    «Wollen Sie leugnen, dass Sie an der Tür lauschten?»
    «Keineswegs. Ich möchte mich dafür entschuldigen – Ihre Unterhaltung war so interessant, dass ich meine Skrupel überwand.»
    «Wie sind Sie hereingekommen?»
    «Der gute Conrad hat mich eingelassen.»
    Conrad brummte, aber es klang recht schwach. Als der Mann mit dem Bart sich ihm heftig zuwandte, erklärte er mürrisch:
    «Er hat das Losungswort gesagt. Wie konnte ich…»
    «Ja», stimmte Tommy ihm zu. «Dem armen Kerl können Sie die Schuld dafür nicht geben. Aber seiner Vertrauensseligkeit verdanke ich das Vergnügen, Sie zu sehen.»
    Es machte Tommy Spaß, dass seine Worte bei seinen Zuhörern einige Erregung hervorriefen.
    «Tote können nicht reden», erklärte der Bärtige.
    «So», erwiderte Tommy, «aber ich bin noch nicht tot.»
    «Es ist bald so weit, mein junger Freund», erwiderte der Sprecher. Die anderen stimmten ihm zu.
    Tommys Herz schlug schneller, äußerlich blieb er jedoch ruhig. «Warum haben Sie mich denn nicht gleich umgebracht?» Der Bärtige zögerte und Tommy nützte seinen Vorteil. «Weil Sie nicht wussten, wie viel ich wusste – und wo ich mein Wissen herhatte, nicht wahr? Wenn Sie mich jetzt töten, werden Sie es nie erfahren.»
    Nun vermochte Boris seine Erregung nicht mehr zu unterdrücken. «Verdammter Hund! Gemeiner Spitzel!», schrie er. «Mit dir machen wir kurzen Prozess! Gleich umlegen!»
    Tommy zuckte die Schultern. «Sie sollten sich das alles genau überlegen. Wie bin ich denn hier hereingekommen? Was hat der alte Conrad gesagt: mit Ihrem eigenen Losungswort? Wie bin ich dazu gekommen? Sie nehmen doch wohl nicht an, dass ich zufällig vor Ihre Tür geraten bin und das erstbeste gesagt habe, was mir einfiel?»
    Tommy war mit den letzten Worten seiner kleinen Rede sehr zufrieden. Er bedauerte nur, dass Tuppence sie nicht hören konnte.
    «Stimmt», sagte plötzlich der Mann im schäbigen Anzug, «man hat uns verraten.»
    Es folgte ein drohendes Gemurmel. Tommy lächelte die Männer aufmunternd an.
    «Sehen Sie! Wie können Sie aber hoffen, Erfolg zu haben, wenn Sie dabei so unüberlegt vorgehen?»
    «Sie werden uns sagen, wer uns verraten hat», sagte der Bärtige. «Boris kennt sehr wirksame Methoden, um einen Menschen zum Sprechen zu bringen.»
    «Unsinn!», rief Tommy verächtlich und kämpfte dabei ein sehr unangenehmes Gefühl in der Magengegend nieder. «Sie werden mich weder foltern noch töten.»
    «Und warum

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