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Ein gefährlicher Gegner

Ein gefährlicher Gegner

Titel: Ein gefährlicher Gegner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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erhielt ich das gefälschte Schreiben von Tuppence – und da wusste ich Bescheid!»
    «Aber wieso denn?»
    Tommy holte den Brief aus seiner Tasche und ließ ihn am Tisch herumgehen.
    «Es ist ihre Schrift – aber die Unterschrift bewies mir, dass die Mitteilung nicht von ihr stammen konnte. Niemals hätte sie ihren Namen ‹Twopence› geschrieben. Nur jemand, der noch kein Schreiben mit ihrer Unterschrift erhalten hatte, konnte sich dieser Schreibweise bedienen. Hersheimer hatte Schreiben von ihr gesehen – er zeigte mir einmal eine Mitteilung von ihr an ihn. Aber an Sir James hatte sie nie geschrieben. Danach war alles einfach. Ich schickte Albert in aller Eile zu Mr Carter. Ich tat so, als ginge ich weg, kehrte jedoch zurück. Als Hersheimer mit seinem Wagen angebraust kam, dachte ich mir gleich, dass dies nicht zu Mr Browns Plan gehörte und dass es wahrscheinlich einiges Durcheinander geben würde. Ich wusste nun aber: Wenn Sir James nicht auf frischer Tat ertappt wurde, würde mir Mr Carter auf meine bloße Vermutung hin niemals glauben.»
    «Das hätte ich auch nicht», warf Mr Carter ein.
    «Deswegen habe ich die Mädchen zu Sir James geschickt. Ich war überzeugt, dass sie früher oder später im Haus in Soho auftauchen würden. Ich bedrohte Hersheimer mit der Pistole, denn Tuppence sollte dies Sir James berichten, damit er sich unseretwegen keine Gedanken mehr machte. In dem Augenblick, in dem die Mädchen verschwunden waren, bat ich Hersheimer, wie der Teufel nach London zu jagen, und unterwegs erzählte ich ihm die ganze Geschichte. Wir gelangten noch rechtzeitig zum Haus in Soho und trafen draußen Mr Carter. Nachdem wir mit ihm alles besprochen hatten, gingen wir hinein und versteckten uns hinter dem Vorhang in der Nische. Die Polizisten hatten Anweisung, falls sie gefragt wurden, zu antworten, es wäre niemand im Haus. Das ist alles.»
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen.
    «Übrigens», rief dann Hersheimer, als fiele es ihm gerade ein. «Was Janes Foto betrifft, so haben Sie alle Unrecht. Es wurde mir tatsächlich weggenommen, aber ich habe es wiedergefunden.»
    «Wo denn?», fragte Tuppence.
    «In dem kleinen Safe in Mrs Vandemeyers Schlafzimmer.»
    «Ich wusste doch, dass Sie etwas gefunden hatten», sagte Tuppence vorwurfsvoll. «Um bei der Wahrheit zu bleiben – damals fing ich an, Sie zu verdächtigen. Warum haben Sie es denn nicht gesagt?»
    «Ich war wohl auch schon sehr argwöhnisch. Man hatte mir das Bild schon einmal abgenommen und ich war fest entschlossen, niemanden wissen zu lassen, dass ich es wieder hatte, ehe ein Fotograf Kopien davon angefertigt hatte!»
    «Wir alle haben das eine oder andere für uns behalten», erklärte Tuppence nachdenklich. «Die Arbeit für einen Geheimdienst bringt das wohl so mit sich.»
    In der Pause, die folgte, holte Mr Carter ein kleines, schäbiges braunes Buch aus seiner Tasche.
    «Beresford hat vorhin gesagt, ich hätte Sir James Peel Edgerton nicht für den Schuldigen gehalten, falls er nicht sozusagen bei frischer Tat ertappt würde. Das stimmt. Tatsächlich habe ich erst dann wirklich geglaubt, dass alles auf Wahrheit beruhte, als ich die Eintragungen in diesem kleinen Buch gelesen hatte. Dieses Buch wird in den Besitz von Scotland Yard übergehen und der Öffentlichkeit nicht zugänglich sein. Ihnen aber, die Sie die Wahrheit kennen, möchte ich jetzt einige Abschnitte aus diesem Tagebuch vorlesen, die ein gewisses Licht auf die außergewöhnliche Mentalität dieses Mannes werfen.» Er schlug das Buch auf und blätterte in seinen dünnen Seiten.
    «… Es ist Wahnsinn, dieses Tagebuch zu führen. Ich weiß es. Es enthält das Beweismaterial gegen mich. Ich bin aber niemals davor zurückgeschreckt, etwas zu wagen. Und ich habe das dringende Bedürfnis, meinen Gedanken Ausdruck zu geben… Schon in früher Jugend wurde mir klar, dass ich über ungewöhnliche Fähigkeiten verfügte. Nur ein Narr unterschätzt seine Begabung. Meine Intelligenz war der des Durchschnitts weit überlegen. Ich wusste, dass ich zum Erfolg geboren war. Meine Erscheinung war das Einzige, was gegen mich sprach. Ich war still und wirkte unbedeutend – völlig alltäglich…
    Als Junge wohnte ich einmal einem Mordprozess bei. Ich war von der Beredsamkeit und der mitreißenden Kraft des Verteidigers sehr beeindruckt. Zum ersten Mal kam mir da der Gedanke, meine Fähigkeiten auf diesem besonderen Gebiet zur Entfaltung zu bringen… Dann betrachtete ich den Verbrecher

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