Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein gefährlicher Gentleman

Ein gefährlicher Gentleman

Titel: Ein gefährlicher Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Wildes
Vom Netzwerk:
ein Glas Wein und vergesst, was passiert ist.«
    Wie einfach es klang, wenn er das sagte …
    »Luke«, wollte sie protestieren. Obwohl sie ihn um Hilfe gebeten hatte, hatte sie doch nicht ernsthaft erwartet, dass er das ganze Problem für sie schulterte.
    »Öffnet die Tür. Ich werde mich um alles kümmern. Ihr werdet keinen Gedanken mehr daran verschwenden müssen.« In seiner Stimme schwang ein leises Versprechen mit. Er klang so anders als sonst. Nicht so leichtfertig.
    Sie beeilte sich, ihm zu gehorchen und führte ihn durch das stille Stadthaus. Sie öffnete ihm Türen und geleitete ihn zum Dienstboteneingang. Als er aus der Tür schlüpfte, blickte sie seiner Gestalt nach, die schon bald mit dem Dunkel der Gasse verschmolz. Kurz darauf war das Letzte, was sie hörte, das Rattern der Kutschenräder.
    Ob es überhaupt lohnte, die Tür abzuschließen, wusste sie nicht. Vermutlich nicht, da der Viscount Altea so leicht hatte eindringen können. Dennoch drehte sie den Schlüssel um. Dann ging sie langsam in Colins Studierzimmer zurück. Es wäre nicht leicht, den unheimlichen, dunklen Fleck auf dem Teppich zu erklären. Sie fürchtete, die ganze Sache werde doch noch herauskommen.
    Nasenbluten, überlegte sie und trat näher, um den scheußlichen Fleck genauer zu betrachten. Sie wünschte, sie könnte jetzt aufwachen und feststellen, dass alles nur ein Albtraum war. Konnte sie behaupten, Lord Fitch habe unter üblem Nasenbluten gelitten und so den Teppich ruiniert?
    Vielleicht. Zumindest so lange, bis eben dieser Lord die wahre Geschichte erzählte. Auch wenn sie froh war, dass sie ihn nicht tatsächlich umgebracht hatte, fürchtete sie sich, denn er würde sie auch weiterhin drangsalieren. Madeline stand in der Mitte des Zimmers. Sie versuchte sich vorzustellen, welche Gerüchte wohl umgehen würden, sobald Fitch verbreitete, sie habe ihn in ihr Haus eingeladen. Es wäre ihm ein Leichtes, die Tatsachen zu verdrehen. Schließlich war er auch so klug gewesen, sie nicht wirklich zu erpressen. Bisher hatte er sich bis auf ein paar unbotmäßige Kommentare keines Verbrechens schuldig gemacht. Er bräuchte bloß zu leugnen, dass sich das Tagebuch in seinem Besitz befand, und sie stattdessen beschuldigen, sie habe ihn grundlos angegriffen.
    Es blieb doch vor allem folgende Tatsache: Wenn er schon vorher boshaft und durchtrieben gewesen war, dann wäre er um ein Zehnfaches schlimmer, wenn er sich von der Verletzung erholte.
    Ja, wenn.
    Sie atmete zittrig ein. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten. Luke hatte ihr geschworen, er werde sich um die Angelegenheit kümmern.
    Das war das nächste Problem.
    Von allen Menschen, die sie kannte, hatte sie ausgerechnet Luke Daudet zur Hilfe gerufen, den verrufenen und sündigen Viscount Altea. Ihren Lakai hatte sie zuerst zu seinem Klub geschickt, von dort aus war er wohl zu einem der schändlichsten Spielklubs ganz Englands geschickt worden.
    Was war wohl schlimmer? Wenn sie vom boshaften Lord Fitch um sein Amüsement willen bedroht wurde? Oder wenn sie Luke etwas schuldig war?
    Sie wusste es nicht. Aber eines war sicher: Dieser Abend war einer der schlimmsten ihres bisherigen Lebens.

Kapitel 3
    »Irgendwelche Vorschläge?«
    Michael Hepburn, der Marquess of Longhaven, blickte seinen Kameraden über den Frühstückstisch prüfend an. Luke schmierte Marmelade auf einen Toast. Er hatte die Augenbrauen fragend gehoben und wirkte entspannt. Aber Michael ließ sich davon nicht täuschen.
    »Also zunächst einmal«, sagte er. »Wenn man etwas niederschreibt, von dem man nicht möchte, dass es außer dem Empfänger jemand liest, geht man immer ein gewisses Risiko ein. Deshalb verbrenne ich all meine privaten Briefe.«
    »Ich bin sicher, das machst du«, bemerkte Luke ironisch. »Im Übrigen bin ich völlig deiner Meinung; es ist keine gute Idee, intime Details der sexuellen Erlebnisse mit der eigenen Ehefrau schriftlich festzuhalten. Andererseits ist ein privates Tagebuch genau das: privat. Ich bin sicher, Lord Brewer hat nicht erwartet, in so jungen Jahren schon dahinzuscheiden. Im Übrigen ist er nicht der Einzige, der Tagebuch führt, es gibt viele, die das machen.«
    »Stimmt«, gab Michael zu. Wenn er selbst dieser Neigung nachgeben würde, wäre das ein Sicherheitsrisiko, das die Krone sehr unglücklich machen würde. Er persönlich fand, Lord Brewer habe sich eine sentimentale Dummheit geleistet. Das behielt er aber lieber für sich. Luke öffnete sich ihm nicht allzu oft, und es

Weitere Kostenlose Bücher