Ein gefaehrlicher Liebhaber
so.« Eng an ihn geschmiegt im dunklen Hotelzimmer liegend, begann sie zu rezitieren: » Uor fader quhilk beest i Hevin, Hallowit weird thyne nam. Cum tbyn kinrik. Be dune thyne wull as is i Hevin, sva po yerd. Uor dailie breid gif us thilk day. And forleit us uor skaiths, as we forleit them-quha skaitb us. And leed us na untill temptatioun. Butan fre us fra evil. Amen.«
»Mein Gott«, murmelte er.
Sie lächelte im Dunkeln. »Ja, genau.«
Epilog
»Senhor Lewis!«
Ben drehte sich um und ließ den Blick auf der Suche nach demjenigen, der seinen Namen gerufen hatte, über den belebten Hafen schweifen. Jillian befand sich auf dem Boot, das gerade für eine Rückreise zur steinernen Stadt beladen wurde, und überwachte die Unterbringung ihrer persönlichen Sachen. Sie blickte auf, stieß einen Freudenschrei aus und rannte dann mit ausgestreckten Armen vom Boot, an Ben vorbei und warf sich spornstreichs einem Mann an den Hals. Bens Gesicht verdüsterte sich wie ein aufziehendes Gewitter, doch dann erkannte er nicht nur den Mann, den Jillian so stürmisch umarmte, sondern auch den dahinter. Und auf seiner finsteren Miene ging strahlend die Sonne auf.
Jillian ließ Jorge los und umarmte nun Pepe, der darüber höchst erschrocken zu sein schien. Inzwischen hatte Ben die kleine Gruppe erreicht und schüttelte beiden Männern die Hand, als ob er mit einem verrosteten Pumpschwengel Wasser hochpumpen würde. »Seit wann seid ihr wieder hier?«
»Seit gestern Abend«, erklärte Jorge, der immer noch ganz rot vor Freude und Verlegenheit über Jillians Begrüßung war. »Überall im Hafen war nur von Ihnen und der Senhora die Rede. Wir erfuhren, dass dies Ihr Boot ist, und wussten daher, wo wir Sie heute finden würden.«
»Kommt, gehen wir irgendwohin, wo’s ruhig ist und man sich ungestört unterhalten kann«, sagte Ben, und wie auf Ver-abredung fiel kein weiteres Wort mehr, bis sie in einer verschwiegenen kleinen Bar bei einem Bier saßen.
»Habt ihr es alle zurückgeschafft?«, wollte Jillian dann wissen.
Jorge nickte. »Bis auf Vicente. Wir haben ihn und Ihren Bruder vor unserem Aufbruch begraben, Senhora. Um den anderen, Kates, haben wir uns nicht gekümmert.«
»Was ist mit Kates passiert?«, wollte Ben wissen.
»Dutra hat ihn getötet, noch dort im Camp.«
»Ich hatte mich schon gewundert. Da Dutra allein war, als er uns einholte, dachte ich mir schon, dass Kates entweder tot oder verwundet ist und dass Dutra ihn zurückgelassen hat. Wie auch immer, danach habe ich mir keine trüben Gedanken mehr um ihn gemacht.«
Jorges dunkle Augen blickten ernst. »Und Dutra, Senhor?«
Ben zuckte die Schultern. Seine blauen Augen leuchteten kalt und distanziert. »Um den mache ich mir auch keine Gedanken mehr.«
Daraus schloss Jorge, dass Dutra auf Nimmerwiedersehen verschwunden war, und dieser Gedanke schien ihn alles andere als unglücklich zu machen.
»Wir sind gerade dabei, eine zweite Expedition zusammenzustellen, um zur steinernen Stadt zurückzukehren«, sagte Jillian leise. »Ich hatte eigentlich vor, Rick hierher überführen zu lassen, aber jetzt glaube ich, dass ich ihn einfach dort lasse, wo ihr ihn begraben habt.« Denn es war dort, in der steinernen Stadt gewesen, dass Rick endlich auf sie zugegangen war, wo er die einzige menschliche Geste ihr gegenüber -und vielleicht auch in seinem Leben - gemacht hatte. Der Professor hatte die steinerne Stadt nie erreicht, seine Kinder schon; es passte irgendwie, dass ein Sherwood dort begraben liegen sollte und Teil der Legende wurde, die sie alle aus den verschiedensten Motiven zu diesem Ort hingezogen hatte.
Ben hatte den Arm über die Lehne ihres Stuhls gelegt, und sie spürte nun, wie er ihr in wortlosem Trost das Schulterblatt streichelte, eine sanfte, automatische Geste, die keiner Worte bedurfte. Die vergangenen Tage waren voll hektischer Betriebsamkeit gewesen, denn alles schien nun, da die Regierung mit von der Partie war, viel komplizierter zu sein. Aber wann immer sie frustriert oder müde wurde oder wenn jene unvermeidlichen Momente kamen, in denen sie von Trauer überwältigt wurde, wusste er instinktiv Bescheid und gab ihr mit seiner Berührung zu verstehen, dass sie nicht allein war.
»Ich habe vor, ein wenig zu expandieren«, sagte Ben. »Ich hätte also feste Jobs für euch in meiner Crew, falls ihr daran interessiert seid.« Er grinste. »Die meisten Fahrten sind aber nicht ganz so aufregend wie diese letzte.«
»Danke, Senhor«, sagte Jorge. Er
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