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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Letzteres sagte er voller Begeisterung, keineswegs vorwurfsvoll.
    Professor Sherwood blickte auf und lächelte seinen Sohn an. »Ja, das hätte ich wirklich! Großartig, mein Junge!«
    Rick ignorierte seine kleine Schwester. »Deine Sprechstunde hat wohl doch nicht so lang gedauert, wie du dachtest, hm?«
    »Sie wurde auf morgen verschoben«, erklärte der Professor.
    Rick stand da wie vom Donner gerührt; seine Freude verflog. »Wieso bist du dann nicht zum Spiel gekommen?«
    Jillian hatte interessiert zugehört. Jetzt sagte sie: »Ich mag Baseballspiele, Papa.«
    Er blickte lächelnd auf sie herab. »Tatsächlich? Na, dann sollten wir wohl zum nächsten Spiel gehen, mein Schatz.«
    Das genügte ihr, und die Unterbrechung hatte lange genug gedauert. Sie stocherte mit dem Finger auf das Bild, um seine Aufmerksamkeit wieder in die richtige Richtung zu lenken. »Die Zonen«, forderte sie.
    Gehorsam beugte sich der Professor diesem mit heller Stimme hervorgebrachten Befehl, was ihm absolut nicht schwerfiel, waren die Amazonen doch sein ganz persönliches Steckenpferd. Er war heilfroh, dass Jillian Mythen den Vorzug vor Märchen gab, denn sonst hätte er wohl kaum so viel Geduld aufgebracht.
    Ricks Glücksgefühl war erloschen, stattdessen loderte heiße Wut in ihm auf. Wieder einmal war er ausgeschlossen, wieder einmal nur wegen dieses Satansbratens. Na und, dann war er eben nicht so schlau wie sie. Aber ein double play brachte sie nicht zustande. Wütend und frustriert stapfte er aus dem Zimmer, bevor er womöglich die Beherrschung verlor und das kleine Biest vom Schoß seines Vaters katapultierte. Der Professor hätte kein Verständnis dafür; sein Sonnenscheinchen war in seinen Augen unfehlbar.
    Sonnenscheinchen, von wegen, dachte Rick zornig. Er hasste und verabscheute Jillian seit dem Tage ihrer Geburt, ebenso, wie er ihre Mutter gehasst hatte. Die Mutter war Gott sei Dank vor wenigen Jahren gestorben, aber das kleine Biest war immer noch da.
    Alle machten einen Riesenwirbel um sie, weil sie ja soo schlau war. Und ihn behandelten sie wie einen dahergelaufenen Dummkopf, bloß weil er einmal sitzen geblieben war. Na und, dann war er eben siebzehn und würde kurz nach Beginn seines Junior Year an der Highschool achtzehn werden. Er war doch nicht blöd, er hatte sich lediglich nie richtig angestrengt. Wozu auch? Egal, wie viel Mühe er sich gab, alles drehte sich ausschließlich um dieses verwöhnte Balg.
    Er trampelte die Treppe hinauf in sein Zimmer, wo er sich die Baseballschuhe runterriss und gegen die Wand schleuderte. Jetzt hatte sie ihm sogar das beste Spiel seines Lebens verdorben. Die Sprechstunde war verschoben worden, der Oldie hätte also eigentlich zum Spiel kommen können, aber nein, er war heimgegangen, um der Nervensäge Geschichten zu erzählen. Das war so ungerecht, dass er am liebsten irgendwas kurz und klein geschlagen hätte. Dieses dämliche kleine Biest zum Beispiel, ja, das hätte er nur zu gerne windelweich geprügelt. Er wollte ihr wehtun, so wie sie ihm wehgetan hatte. Sie hatte ihm seinen Vater gestohlen, sie und ihre blöde Mutter, und das würde er ihr nie verzeihen.
    Impulsiv sprang er auf. Geräuschlos - da er nun Socken anhatte - schlich er aus seinem Zimmer und durch den Gang in Jillians Zimmer. Dort stand er erst mal und schaute sich aufmerksam um. Wie alle Kinder hatte sie all ihre Schätze um sich versammelt. Das Zimmer war voll mit ihren Lieblingsbüchern und Puppen und anderen Sachen, deren Wert allein sie kannte. Rick beachtete den Ramsch nicht, er suchte nur eins: ihre Lieblingspuppe, die, die sie mehr mochte als alle anderen, eine abgegriffene Plastikpuppe namens Violet. Ohne die konnte sie normalerweise nicht einschlafen.
    Da war sie ja. Rick schnappte sich die Puppe und schlüpfte in sein Zimmer zurück. Dann überlegte er, was er jetzt tun sollte. Am liebsten hätte er die Puppe zertrümmert und die Trümmer auf Jillians Bett verteilt, aber ein Instinkt riet ihm davon ab. Nein, dann würde man ihn beschuldigen, denn sonst käme im Haus ja niemand infrage. Und dennoch: Die Puppe vor ihr zu verstecken genügte ihm nicht. Seine Missgunst verlangte nach mehr, verlangte nach Zerstörung. Ja, er musste und wollte etwas zerstören, das ihr sehr am Herzen lag, selbst wenn er der Einzige war, der es wusste.
    Verzerrt lächelnd holte er sein Taschenmesser von der Kommode und öffnete es. Dann setzte er sich aufs Bett und schnitt der Puppe sorgfältig alle Gliedmaßen ab. Jillian

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