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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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zumindest die Möglichkeit eines wahren Kerns, obwohl noch mehr Forschung vonnöten wäre und die Wahrheit wahrscheinlich nie ans Licht käme. Das machte sie abermals wütend; wie konnte man ihn als Spinner bezeichnen, wo er doch die Tatsachen sorgsam abgewägt und sich nicht vom Glanz und vom mythischen Potenzial seiner Forschungsobjekte hatte blenden lassen? Aber alles, wovon die Leute redeten, war seine Besessenheit für die Anzar, sein spektakulärster Fehlschlag, und dass die Jagd nach ihnen ihn in den Tod geführt hatte.
    Die Anzar. Sie hatte lange nicht mehr an diese Legende gedacht, weil sie ihn das Leben gekostet hatte. Er war so begeistert davon gewesen. Als sie ihn das letzte Mal sah, an jenem Morgen, bevor er zum Amazonas aufbrach, um der Legende über die Anzar nachzuspüren, war er so selig gewesen, so optimistisch. Sie war eine ungelenke, aufgeschossene Dreizehnjährige gewesen, fast vierzehn und böse, weil er ihr nicht erlaubt hatte mitzukommen und weil er ihren Geburtstag verpassen würde, aber er hatte sie liebevoll umarmt und geküsst.
    »Nicht böse sein, Schätzchen«, hatte er gesagt und ihr über den Kopf gestreichelt. »In ein paar Monaten bin ich ja wieder da. Ein halbes Jahr höchstens.«
    »Du bist doch nicht gezwungen zu gehen«, hatte sie trotzig erwidert.
    »Das ist aber meine Chance, die Kaiserin zu finden und ein für alle Mal zu beweisen, dass es die Anzar wirklich gab. Du weißt doch, was das bedeuten würde, nicht?«
    Sie war mit ihren dreizehn schon erschreckend realistisch gewesen. »Geld«, hatte sie gesagt, und er hatte gelacht.
    »Na ja, das sicher auch. Aber bedenke doch, was es bedeutet, zu beweisen, dass die Legende wahr ist, das Herz der Kaiserin in Händen zu halten, seine Schönheit der Welt zu schenken.«
    Sie hatte nur finster die Stirn gerunzelt. »Pass bloß auf«, hatte sie gesagt und ihm mit dem Finger gedroht. »Der Amazonas ist kein Spielplatz, das weißt du.«
    »Ich weiß. Ich werde gut aufpassen, versprochen.«
    Aber das hatte er nicht. An diesem Vormittag hatte sie ihn zum letzten Mal gesehen. Die Nachricht erreichte sie drei Monate später, und es dauerte weitere zwei Monate, bis seine Leiche geborgen und zur Beisetzung überführt worden war. Großtante Ruby war gekommen, um sich während der Abwesenheit des Professors um Jillian zu kümmern, damit sie weiter auf ihre Schule gehen konnte. Doch als sein Tod bekannt war, wurde sein Haus schnellstens verkauft, und sie selbst musste in Tante Rubys kleinen Bungalow ziehen. Rick, ihr nächster Verwandter, hatte selbstverständlich keine Lust gehabt, sich einen Teenager aufzuhalsen. Außerdem hatte er seinem Vater nie verziehen, nach dem Tod seiner, Ricks, Mutter noch einmal geheiratet zu haben, und war ausgezogen, sobald er mit der Highschool fertig war. Rick und Jillian hatten sich nie nahegestanden; er konnte sie kaum ertragen. Das hatte sich nie gebessert.
    Die Besessenheit ihres Vaters von der Anzarlegende hatte ihn das Leben gekostet und ihres auf den Kopf gestellt - nicht nur, indem sie ihren Vater verlor, sondern auch noch alles, was sie bisher gekannt und geliebt hatte. Noch heute überschattete seine letzte Mission ihre Karriere. Sie blätterte das Notizbuch durch, auf der Suche nach einem Kapitel über diese Legende, die sie selbst so viel gekostet hatte, doch sie fand keines. Sie legte das Notizbuch beiseite und nahm sich ein anderes vor, doch auch in diesem fand sie keinen Hinweis auf den legendären Stamm von Kriegerinnen.
    Sie blätterte noch zwei Notizbücher durch, bevor sie es endlich fand. Es lag unter dem dritten, das sie soeben zur Hand genommen hatte. Da stand es, in dicken schwarzen Lettern: Die Zivilisation der südamerikanischen Anzar. Diese Legende war die einzige, der er nachgespürt hatte, der er ein eigenes Notizbuch gewidmet hatte. Ein Kribbeln überlief sie, als sie das Buch aus der Schachtel nahm und behutsam öffnete. Sie fragte sich, ob sie nun begreifen würde, was sein Interesse so sehr gefangen hatte, dass er nicht nur seinen Ruf, sondern letztendlich auch sein Leben dafür riskiert hatte.
    Offenbar hatte er viele Fabeln und Legenden aus unterschiedlichen Quellen gesammelt, die alle irgendwelche Hinweise auf die Kaiserin oder das Herz der Könige enthielten. Der Ursprung dieser Fabeln ließ sich nicht mehr feststellen, obwohl Cyrus Sherwood jedem Hinweis aufs Sorgfältigste nachgegangen war. Sie standen weder mit den Inkas noch mit den Mayas in Verbindung und schienen doch

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