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Ein gefaehrlicher Liebhaber

Titel: Ein gefaehrlicher Liebhaber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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Ricks Tür. Drinnen lief der Fernseher; sonst war nichts zu hören. Sie klopfte noch einmal.
    »Is’ ja gut, is’ ja gut«, brummte jetzt jemand, und kurz darauf riss Rick die Tür auf.
    Es überraschte sie immer, wie attraktiv und jungenhaft Ricks Züge noch wirkten, trotz Zigaretten, Alkohols und eines insgesamt recht ungesunden Lebenswandels. Doch so langsam merkte man es ihm jetzt an, obwohl er immer noch durchaus gut aussah.
    »Hallo«, sagte er. »Hast du das Geld?«
    »Ich habe selber nur noch einen Fünfziger, aber den kann ich dir geben, wenn du ihn wirklich brauchst«, sagte sie, während sie dachte: Hallo, mir geht’s gut, wie geht’s dir? Sie konnte seine Fahne riechen. Rick war, selbst wenn nüchtern, nicht gerade ein manierlicher Zeitgenosse, aber wenn er getrunken hatte, fehlte ihm jeder Benimm. Leider war das meistens der Fall.
    »Klar brauch ich ihn«, fauchte er. »Hätte wohl kaum nach ’nem Hunderter gefragt, wenn ich das Geld nich’ brauchen würde.«
    Sie zuckte mit den Schultern und kramte ihre Brieftasche heraus, die sie so hielt, dass er sehen konnte, dass sie ihm ihre letzten Kröten gab. Siebenundfünfzig Dollar. Die würde sie nie wiedersehen, aber das erwartete sie auch nicht. Sie gab ihm das Geld und fragte: »Wo sind die Schachteln?«
    »Da hinten. Im zweiten Schlafzimmer.«
    Das zweite »Schlafzimmer« war die reinste Rumpelkammer und hatte garantiert noch nie ein Bett gesehen. Rick benutzte es als Abstellraum für alles, was er aus dem Weg haben wollte, einschließlich, wie es schien, seiner Schmutzwäsche. Die Schachteln standen übereinandergestapelt in einer Ecke. Sie kämpfte sich zu ihnen durch und begann, sich ein wenig Platz zum Auspacken zu schaffen.
    »Was suchst du eigentlich?«, wollte Rick wissen. Er klang misstrauisch, als würde er ihren vorherigen Worten nicht glauben.
    »Nichts. Ich will die Sachen bloß lesen. Komm, hol zwei Stühle, dann sehen wir uns das Ganze zusammen an, ja?«
    »Nee danke«, sagte er, und sein Blick verriet unmissverständlich, was er von der Idee hielt. »Da hock ich mich doch lieber mit ’nem Bier vor die Glotze.«
    »Wie du willst«, sagte sie und griff nach der ersten Schachtel. Es waren fünf; voller Wasserflecken und total verstaubt, was irgendwie passte, da das meiste, was der Professor geliebt hatte, verstaubt gewesen war. Sie setzte sich auf den Boden und begann das braune Paketband abzureißen, mit dem die Schachteln verschlossen worden waren.
    Vieles davon waren wissenschaftliche Bücher, die sie nach Themen geordnet um sich herum aufstapelte. Es waren ein paar seltene Ausgaben darunter, und mit diesen ging sie besonders behutsam um.
    Es gab Berichte von unterschiedlichen Ausgrabungen, Artikel, die ihn interessiert hatten und die er deshalb aufbewahrt hatte, Karten verschiedenen Alters und mehrere Spiralblöcke, in denen er seine eigenen Aufzeichnungen niedergeschrieben hatte. Diese öffnete sie mit einem leichten Lächeln, denn das schmale Gekrakel ihres Vaters rief wehmütige Erinnerungen wach. Wie viel Freude ihm seine Arbeit immer gemacht hatte! Mit welcher Begeisterung er alte Kulturen neu erstehen ließ! Er hatte seiner Fantasie nie Zügel angelegt, hatte stets in dem Bewusstsein gehandelt, dass sie ihn schließlich zur Wahrheit führen würde, welche für ihn von jeher viel fantastischer gewesen war als die cleverste Lüge.
    Seine Leidenschaft für seine Arbeit hatte dazu geführt, dass er den verschiedensten Legenden nachspürte, deren jeder er ein eigenes Kapitel in seinen Notizbüchern widmete. Wie oft hatte sie abends noch zu seinen Füßen oder auf seinem Schoß gesessen und seinen spannenden Erzählungen gelauscht. Sie war nicht mit Märchen groß geworden, oder viel-leicht ja doch, bloß dass es Märchen über längst vergangene Kulturen gewesen waren und Schätze, die auf geheimnisvolle Weise verschwanden... Hatte es sie wirklich gegeben, oder waren sie doch nur ein Produkt der menschlichen Fantasie? Für ihren Vater war selbst die leiseste Aussicht, dass etwas wahr sein könnte, unwiderstehlich gewesen; er war den unwahrscheinlichsten Spuren nachgegangen - wenn auch nur, um seine eigene Neugier zu befriedigen.
    Träumerisch blätterte sie in den Notizbüchern und dachte dabei an die Geschichten, die er ihr über jede dieser Legenden erzählt hatte. Ihr fiel dabei auf, dass er die meisten davon als pure Mythen abgetan hatte, denen jede tatsächliche Basis fehlte. Einige wenige Legenden, so schloss er, bargen

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