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Ein gefährlicher Plan

Ein gefährlicher Plan

Titel: Ein gefährlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvie Kurtz
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gut wie gar nicht kannte. Von jemand, dessen Gefühlstemperatur kaum die eines Granitblocks im Winter überstieg – abgesehen vielleicht von dem einen Moment, wo sein feuriger Kuss sie beinahe verbrannt hatte ... Hastig vertrieb sie die Erinnerung daran und konzentrierte sich auf die Gegenwart.
    Er nahm den Fuß vom Gas und bog in eine Schotterstraße ab. Sie war so holperig, dass sie im Sitz auf und ab flog. Sie musste sich festhalten.
    „Du gehst ohne mich nirgendwohin."
    Steine klackerten gegen den Unterboden. „Musst du nicht wieder zurück zum Dienst?"
    „Ich habe mir zwei Wochen Urlaub genommen."
    Und bereits ein paar Tage davon vertan – ihretwegen. Zweige schrammten über das Seitenfenster. „Und wenn wir in der Zeit nicht finden, wonach wir suchen?"
    Er legte einen niedrigeren Gang ein. Der Motor heulte gequält auf. „Dann fährst du wieder nach Hause."
    „Nein."
    Sein Blick ließ keinen Widerspruch zu. „Und ob, Brooke. Kein Wenn und Aber. Wenn ich nicht rund um die Uhr auf dich aufpassen kann, fährst du nach Hause."
    „Habe ich denn gar nichts zu sagen?"
    Jack lenkte den Wagen durch eine Kurve. „Nein, ich habe sowieso schon viel zu sehr nachgegeben."
    „Sie ist meine Schwester. Ich habe ein Recht darauf herauszufinden, was wirklich mit ihr geschehen ist."
    „Nicht, wenn du mir dabei in meinem Job in die Quere kommst."
    „Jack..."
    Der Wagen schoss in den Sonnenschein hinaus. „Wir machen es so, wie ich es sage, oder du fährst auf der Stelle."
    „Aber..."
    Er brachte den Wagen am Straßenrand zum Stehen. „Ich muss mich auf dich verlassen können."
    Und sie sah seinen Augen an, dass ihm das schwer fiel. Er war es gewohnt, das Ruder selbst in der Hand zu haben. Und nun musste er es mit jemand teilen. Aber sie hatten dasselbe Ziel. Ob es ihm nun gefiel oder nicht, sie waren bei dieser Sache Partner. Sie würde sich einverstanden erklären – fürs Erste.
    Jack stellte den Motor ab und stieg aus. Er schaute auf Brooke, die vor Alyssas Haus stand.
    Ihr gelbes T-Shirt hob sich strahlend gegen das stumpfe Weiß der Wand ab. Ihr kurzes Haar gab den Blick auf ihren Nacken frei. Seine Fantasie gaukelte ihm vor, wie er sich über sie beugte, die Stelle sanft liebkoste und küsste, ihren lustvollen Schauer spürte...
    Er ging an ihr vorbei, riss schwungvoll die Haustür auf und wunderte sich kaum, dass sie nicht versperrt war. Wie oft hatte er Alyssa gesagt, sie solle sie abschließen? „Achte auf die zweite Stufe. Sie ist ein wenig morsch."
    Brooke folgte ihm langsam hinein, blieb im Wohnzimmer stehen und schaute sich neugierig um.
    Und er sah den Raum mit ihren Augen.
    In allen Dingen war Alyssa zu erkennen: dem steinernen Kamin, mit seinem vom Alter grauen Sims, den halb heruntergebrannten Kerzen, dem bunten Quilt auf dem Schaukelstuhl, der zum Fenster hingewandt stand, nicht zum Raum. An den Keramiken, die eher fürs Auge als zum Gebrauch ausgesucht worden schienen. Den Fotografien, die die Wände schmückten.
    Und als er die Erinnerung an Alyssas Traurigkeit nicht mehr länger ertrug, durchbrach er den Zauber. „Da ist noch eine Sache."
    „Was denn?"
    Brooke warf ihm einen Blick über die Schulter zu. Ein seltsames Leuc hten war in ihren Augen, und es ging ihm durch und durch.
    „Der Ring."
    Er spielte mit der kleinen Samtschachtel auf seiner Handfläche, dann öffnete er zögernd den Deckel. Der Diamant blitzte ihn an, als wäre alles nur ein Witz.
    Das zusammengepresste Stück Kohle war das Einzige von Wert, das sein Vater seiner Mutter je gegeben hatte. Glück hatte es ihr trotzdem nicht gebracht. Lange bevor Jack auf die Welt kam, hatte Malcolm Chessman sie verlassen.
    Jack hatte seinen Vater nur einmal gesehen, als er ihn im Gefängnis von Concord besucht hatte, um ihm zu sagen, dass seine Mutter gestorben war. Aber weder seine tote Frau noch sein Sohn schienen ihn sonderlich zu interessieren.
    Jack griff nach Brookes Hand. Dabei fiel ihm auf, dass ihre Nägel nicht mehr pinkfarben lackiert waren. Es war nur eine kleine Sache, nur ein Detail. Aber alles musste stimmig sein.
    Als er ihr den Ring über den Finger schob, erneuerte er stumm sein Versprechen.
    Ich werde auf dich aufpassen.
    „Zieh dich um", sagte er dann, ließ Brookes Hand fallen und wandte sich abrupt zur Tür, bevor er etwas tat, was er hinterher bereute. Zum Beispiel, sie wieder zu küssen. „Dann legen wir los."
    Sie schluckte. „Wie?"
    „Wir besuchen deinen Vater."

6. KAPITEL
    Das war knapp gewesen. Die Zeit

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