Ein gefährlicher Plan
Der Geruch nach Mückenspray und Mittagessen hing in der Luft.
Obwohl Efeu an der Wand emporrankte und ein Korb mit künstlichen Blumen an der Haustür hing, wirkte das Gebäude mehr wie eine Schlafbaracke als wie ein Zuhause. Brooke scharrte mit dem Fuß in der weichen Erde.
„Wie ist er?"
„Mürrisch."
Eine Ameisenriege marschierte am Rand des spärlichen Rasens entlang, folgte dem Pfad und verschwand unter der Rampe, die um das Haus hinaufführte. „Sind Alyssa und Dad gut miteinander ausgekommen?"
„Soweit die Umstände es gestatten."
„Wie meinst du das?"
„Du wirst es sehen."
„Solltest du es mir nicht sagen?"
„Man kann es nicht erklären."
Die Tür am anderen Ende des Gebäudes wurde mit Schwung aufgestoßen und Lauren, das Hündchen auf dem Arm, rief einem anderen Mädchen, das gerade vorbeiging, zu: „Jessica, Jessica, ich bin morgen das Muffin-Mädchen! Ich bin das Muffin-Mädchen!"
Eine ältere, mütterliche Frau mit rundlichen Formen kam heraus und entdeckte Brooke und Jack. Ihr rotbraunes Haar war mit grauen Strähnen durchzogen. Ein freudiges, offenes Lächeln, das Brookes Herz im Sturm eroberte, überzog ihr Gesicht. Sie schlug beide Hände vor den Mund.
„Lieber Himmel, Alyssa, warum hast du uns nicht gesagt, dass du nach Hause kommst?"
„Sie wollte dich und Walter überraschen, Franny", erwiderte Jack an Brookes Stelle und gab ihr damit einen Hinweis, wer die Frau war.
„Das ist dir gelungen! Komm her, Mädchen."
Franny breitete die Arme aus und drückte Brooke fest an sich. „Ich habe gewusst, dass du wieder aus dem Koma erwachst. Ich habe den Ärzten nie geglaubt. Du bist viel zu dickköpfig, um dich von einem kleinen Schlag gegen den Felsen aus dem Gleichgewicht bringen zu lassen. Wie schön, dass du wieder da bist!"
„Ich freue mich auch." Brooke stand stocksteif da. Das elende Gefühl, eine Betrügerin zu sein, wuchs.
Franny schaute ihr suchend ins Gesicht. Ihr Blick blieb an der Verletzung hängen. Sie runzelte die Stirn. „Wie fühlst du dich?"
„Ein wenig wirr im Kopf", erwiderte Brooke der Wahrheit entsprechend. Sie löste sich aus Frannys Umarmung und trat einen Schritt zurück.
„Ihre Erinnerung ist ein bisschen angekratzt." Jack legte ihr die Hand auf den Rücken, als wolle er ihr Halt geben. Die Wirkung war alles andere als beruhigend. Ihre Haut begann zu prickeln.
Franny sah einen Moment nachdenklich drein, machte dann aber eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, das ist doch normal, wenn man bewusstlos war. Es wird wohl ein wenig dauern, bis du wieder die Alte bist."
Länger als du denkst. Wieder überfielen Brooke Schuldgefühle, als sie daran dachte, dass Alyssa immer noch im Koma lag. Diese Frau war so nett, so besorgt.
Franny wandte sich an Jack. „Es geht ihr doch gut, oder?"
„So gut, wie man es erwarten kann." Er lächelte, aber seine Augen blieben ausdruckslos.
„Gut, dann komm, damit du deinem Vater Guten Tag sagen kannst." Sie ergriff Brookes Hand und führte sie die Rampe empor.
„Wie geht es ihm?" fragte Brooke, versuchte damit, die Begegnung hinauszuzögern.
„Schlimmer als gewöhnlich. Du hast ihm gefehlt. Er hat sich Sorgen gemacht, du könntest..." Franny zuckte mit den Schultern.
„Was?"
„Nicht zurückkehren."
Drinnen im Raum war es dämmrig. An der Decke rührte ein Ventilator im Schneckentempo die abgestandene Luft. Das einzige Licht kam vom Fenster. Dort saß ein Mann im Rollstuhl und starrte aufs Wasser hinaus. Ihr Vater? Natürlich, wer sonst. Ein ungutes Gefühl erfasste sie. Diese zusammengesunkene Gestalt war nicht der Vater, den sie gekannt hatte.
Walter Snowdon war nur noch ein Schatten des Mannes in ihrer Erinnerung. Alles Leben schien ihn verlassen zu haben. Sein Rückgrat war gekrümmt wie unter einer ungeheuren Last.
Sein Schnauzbart war fort. Das Haar dünn und weiß. Seine Hände lagen kraftlos im Schoß.
„Walter, sie ist hier." Mit einem zu strahlenden Lächeln drehte Franny den Rollstuhl herum und wurde mit einem säuerlichen Grunzen und einem scharfen Blick belohnt. „Alyssa. Deine Tochter ist zu Hause, Walter. Heiß sie willkommen."
Lächelnd ging Brooke zu ihm und hockte sich neben ihn. Sie ergriff eine Hand. Er zog sie gleich wieder zurück.
„Daddy, ich bin es. Ich bin wieder da." Sie hielt den Atem an, wartete auf ein Lächeln, als ein Zeichen der Freude.
Ein kalter Blick voller Desinteresse traf sie und glitt zurück zum Fenster. Brooke richtete sich auf, legte ihm den Arm um die
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