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Ein gefährlicher Plan

Ein gefährlicher Plan

Titel: Ein gefährlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvie Kurtz
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die Tür geklopft. Froh über die Ablenkung, ging Jack hin und öffnete.
    „Sind Sie der Manager?" Ein großer, glatzköpfiger Muskelprotz stand vor ihm. Sein Oberkörper war nackt unter seiner schwarzen Lederweste, und auf der breiten Brust prangte ein eintätowierter Adler mit ausgebreiteten Schwingen. Über der Jeans trug er Lederchaps, und die Hosenbeine hatte er in halb hohe, fransenbesetzte Cowboystiefel gestopft. Er wirkte ziemlich sauer.
    Jack versperrte ihm den Zugang. „Nein. Die Managerin ist im Moment nicht zu sprechen."
    Der Mann packte Jack am Hemd. „Ich will sie sprechen. Und zwar dalli!"
    Jack umklammerte sein Handgelenk mit eisernem Griff, bis der Mann ihn wieder losließ.
    „Was ist los? Ich werde mich darum kümmern."
    „Gibt es ein Problem?" Tim tauchte neben ihm auf.
    „Nein, dieser Gentleman wollte mir nur gerade erzählen, wie ich ihm helfen kann."
    „Jemand ist in meine Hütte eingebrochen!" knurrte der Mann.
    „Welche, Mr. ...?" fragte Jack ruhig.
    „Herbie Johnson. Nummer sechzehn."
    „Fehlt etwas?"
    Der Mann starrte ihn mit gerötetem Gesicht an. „Ja, es fehlt tatsächlich etwas, und ich schwöre, wenn Cuddles irgendetwas zustößt, kann sich der Besitzer dieser Anlage auf eine saftige Schadensersatzklage gefasst machen!"
    „Beruhigen Sie sich, Mr. Johnson."
    „Dr. Johnson."
    „Sie haben Glück, Dr. Johnson", verkündete Tim und schlug Jack kameradschaftlich auf die Schulter. „Zufällig ist der Mann hier der fähigste Polizeibeamte dieser netten kleinen Stadt."
    Der Hüne ignorierte Tim und starrte Jack weiter wütend an. „Der Käfig stand offen. Das hat jemand absichtlich getan. Und ich weiß, ich hatte die Haustür abgeschlossen. Jetzt kann ich Cuddles nirgendwo finden."
    „Gut, ich werde Ihnen bei der Suche helfen." Sehr wahrscheinlich ging es um einen Hund.
    Zumindest schätzte er den guten Doktor so ein. Ein Boxer, vielleicht auch ein Pitbull. Die Sonne würde wohl noch eine halbe Stunde Licht spenden. Zeit genug, den Köter zu finden, bevor die Kojoten ihn sich schmecken ließen.
    Ein schriller Schrei erklang aus der Küche. Dann krachte ein Stuhl auf den Boden.
    „Oh Gott, oh Gott!" Stephanie kam zur Haustür gerast, stieß Jack und Dr. Johnson grob beiseite und rannte nach draußen.
    Jack wirbelte herum, um Brooke zu Hilfe zu eilen.
    „Dr. Johnson?" ertönte da Brookes ruhige Stimme aus der Küche.
    „Ja?"
    „Was für ein Haustier ist Cuddles?"
    „Eine knapp zwei Meter lange Boa constrictor. Fast noch ein Baby."
    Bevor Jack die Küche erreichte, erschien Brooke auf der Bildfläche. Eine braune Schlange mit unregelmäßigen dunklen Flecken lag um ihre Schultern drapiert. Brooke sah aus wie eine heidnische Göttin. Und bei dem Bild, das sie bot, vergaß Jack fast, dass Alyssa Schlangen fürchtete wie der Teufel das Weihwasser – seit ihrer Begegnung mit einer Klapperschlange auf einer Wanderung, die sie alle zusammen in Connecticut gemacht hatten.
    „Ich glaube, wir haben sie gefunden", meinte Brooke.
    Trish stieß einen spitzen Schrei aus und verschanzte sich hinter Tim. Auch Tim hätte die Schlange wohl lieber woanders gesehen. Niemandem fiel offenbar auf, dass ihre Freundin Alyssa sich völlig untypisch verhielt.
    Mit Dr. Johnson ging eine atemberaubende Veränderung vor. Vor ihren Augen verwandelte sich der aggressive Muskelprotz in einem sanften Bernhardiner mit seelenvollem Blick. „Cuddles, mein Liebling, komm zu Daddy", gurrte er.
    Ganz vorsichtig und behutsam erleichterte er Brooke von ihrer schuppigen Last und wand sich die Schlange um die eigenen Schultern. Cuddles bekam sogar einen zärtlichen Kuss.
    „Wie ist sie hier hereingekommen?"
    „Keine Ahnung", erwiderte Brooke. „Sie lag im Schrank unter der Spüle. Morgen früh werden wir das Schloss Ihrer Hütte auswechseln, und selbstverständlich berechnen wir Ihnen diesen Tag nicht. Ich verspreche Ihnen, so etwas wird nicht wieder vorkommen."
    „Danke."
    Der Schlüssel. Irgendjemand hatte sich ein Duplikat von Alyssas Hauptschlüssel angefertigt. Deswegen hatte er ihn nicht wie normalerweise an der Kette an der Tür gefunden, sondern in der Küche, halb verborgen hinter der Kaffeemaschine auf dem Arbeitstresen. Und nicht Brooke hatte vergessen, die Haustür abzuschließen.
    Dr. Johnson verließ sie glücklich, flüsterte dabei beruhigend auf Cuddles ein. Als Jack die Tür schloss, starrten ihn die Augen des Reptils kalt an. Der Anblick seiner gespaltenen Zunge und der langen, gebogenen Zähne

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