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Ein gefährlicher Plan

Ein gefährlicher Plan

Titel: Ein gefährlicher Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvie Kurtz
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anzusehen. Draußen mochte ein Sturm toben, aber hier drinnen, im Flackern der Flammen, existierten nur sie und das Strahlen, mit dem sie den Raum erfüllte.
    Ihre Haut glühte im Licht des Kaminfeuers. Ihr Haar schimmerte weich. Ihre Augen waren unergründlich. Er versuchte, das Verlangen zu ignorieren, das er in ihnen erblickte.
    „Meine Mutter ist tot."
    „Das tut mir Leid." Sie zog die Jacke enger um sich. „Was ist geschehen?"
    „Du bist ziemlich neugierig, weißt du das?" Er drehte sich zum Kamin um, stocherte in der Glut. Ein Funkenrege n sprühte auf.
    „Das ist Teil meines besonderen Charmes."
    Lily Haywood Chessman war eine schwermütige Frau gewesen. Ihr langes dunkles Haar, die weiße Haut und die großen Augen erweckten in den meisten Menschen das Bedürfnis, sich ihrer anzunehmen. Und sie war vertrauensselig und viel zu gutgläubig. Malcolms Betrug hatte ihr mehr als nur Geld und Schmuck geraubt. Er nahm ihr auch den Lebensmut.
    „Sie hat sich umgebracht."
    „Oh Jack, das tut mir so leid."
    Er umklammerte das Schüreisen fester, starrte in die Fla mmen und sah die Vergangenheit.
    Er war von der Schule nach Hause geeilt und hatte seine Mutter regungslos auf dem Sofa gefunden. Ihre Haut war eiskalt gewesen. Bläulich. Die Haut einer Toten. „Eine Überdosis Schlafmittel und Psychopharmaka. Sie litt unter Depressionen und Schlaflosigkeit."
    „Oh nein..." Brooke berührte seine Schulter. „Was für ein schreckliches Erlebnis."
    Er wollte ihre sanfte Hand abschütteln, konnte es aber nicht. „Es wäre vermeidbar gewesen."
    „Wie alt warst du?" Brooke legte ihren Kopf an seinen und schlang ihm den Arm um die Schulter. Eine wundervolle Wärme erfüllte ihn auf einmal.
    „Siebzehn."
    „Ein Heranwachsender."
    „Ein Mann", gab er zurück und griff nach einem Scheit. „Alt genug, um die Zeichen zu erkennen und Hilfe zu holen."
    „Du warst fast noch ein Kind. Und nicht verantwortlich für sie."
    „Wer denn sonst?"
    Sie drückte ihn fester an sich. „Kümmerst du dich deswegen um Alyssa? Um dein Versagen wieder gutzumachen?"
    Jack schüttelte den Kopf, fühlte wie seine Bartstoppeln auf ihrer samtigen Haut kratzten.
    „Als ich sie kennenlernte, tat sie unnahbar, aber ich sah die Traurigkeit in ihren Augen."
    „Sie hatte gerade ihre Mutter und ihre Schwester verloren. Und du warst auch noch ein Kind."
    „Sie braucht immer noch Schutz."
    „Warum?" Ihr Puls pochte an seiner Wange. Er beugte sich hinüber, bis ihre weichen Lippen beim Sprechen seine Wange berührten. „Sie ist eine erwachsene Frau. Sie kann auf sich selbst aufpassen."
    „Alyssa ist nicht fähig, eine enge Beziehung aufzubauen. In ihr gibt es den unlösbaren Widerspruch zwischen dem Wunsch, ihrem Gegenüber zu gefallen und ihn gleichzeitig zurückzuweisen."
    Er wollte Brooke auf seinen Schoß ziehen, wusste, er sollte sie von sich stoßen. Jack hielt still, tat nichts gegen die zunehmende Hitze in seinen Adern.
    „Alyssa gewinnt die Menschen mit ihrem Charme, dann verletzt sie sie. Sie geht Risiken ein, um sich zu beweisen, dass sie es schafft. Aber ich glaube, ihr ist gar nicht bewusst, dass sie sich eigentlich die Anerkennung eures Vaters verdienen will. Doch sie wird sie nie bekommen. Er lebt, unerreichbar für sie, in seiner eigenen traurigen Welt. Ich habe versucht, es ihr zu erklären, aber sie scheint sich nicht anders verhalten zu können. Zumeist handelt sie, ohne nachzudenken. Wenn sie es bedauert, ist es zu spät. Irgendjemand muss ihr helfen, die Scherben dann wieder zu kitten."
    „Und diese Aufgabe hast du dir zugedacht?"
    Jack antwortete nicht. Er spielte mit dem Schürhaken und schaute ins Feuer. „Sie hat sonst niemanden."
    „Dennoch, ich finde, es ist ziemlich arrogant zu glauben, du wärst für das Handeln deiner Mutter oder Alyssas verantwortlich." Sie umfasste sein Gesicht mit einer Hand und drehte seinen Kopf so, dass er sie ansehen musste. Er schluckte. „Wer macht sich Sorgen um dich?"
    Er wandte den Kopf wieder ab und lachte rau auf. „All die netten Nachbarinnen, die ständig Töpfe und Teller mit Essen, Kuchen und Keksen vorbeibringen – und Tratsch in Hülle und Fülle."
    „Wer macht sich um dich Sorgen?" wiederholte sie.
    Er überging ihre Frage und griff nach einem Kräcker mit Käse. Sie schmeckten wie der Talkumpuder, den er beim Klettern benutzte, und eigentlich war er hungrig auf etwas ganz anderes.
    Das Holzscheit im Feuer platzte mit einem scharfen Knacken. Blitze sandten ihr bläuliches

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