Ein gefährliches Geschenk
faszinierend, nicht wahr?«
»Ich finde den an deinem Finger schöner.«
Sie lächelte. »Ich auch.«
Während er die Zeitung und die Scherben in den Mülleimer warf, legte sie die Diamanten auf das Samttuch. »Jetzt haben sie die Hälfte wieder. Und da Crew verhaftet ist, finden sie eventuell die andere Hälfte auch noch - in seiner Wohnung oder in einem Schließfach.«
»Möglich. Es kann gut sein, dass er einen Teil dort versteckt hat. Aber er ist nicht aus väterlicher Verpflichtung oder reiner Herzensgüte nach Columbus gefahren, um seinem Sohn ein Geschenk zu bringen. Seine Ex-Frau und der Junge wissen etwas.«
»Max, lass sie in Ruhe.« Sie griff nach seiner Hand. »Kümmere dich nicht mehr darum.
Sie versuchen nur, ihn endlich loszuwerden. Sie will doch offenbar nur ihr Kind schützen, damit der Junge ein normales Leben führen kann. Wenn du sie ausfindig machst, wird sie sich gejagt fühlen und wieder davonlaufen. Ich weiß, wie das ist. Ich weiß, wie es für meine Mutter war, bis sie endlich Frieden gefunden und Rob kennen gelernt hat. Und mein Vater, nun, er ist ein Dieb, ein Betrüger und ein Lügner, aber er ist kein verrückter Killer.«
Sie schob ihm das Tuch mit den Diamanten zu. »Keine noch so große Menge Diamanten ist es wert, dass dieser unschuldige Junge mit der Tatsache leben muss, dass sein Vater ein Mörder ist. Es sind nur Steine, leblose Dinge.«
»Lass mich darüber nachdenken.«
»Okay.« Sie stand auf und küsste ihn auf den Scheitel. »Okay. Weißt du was, ich mache uns noch ein paar belegte Brote zu der Suppe. Du kannst in der Zwischenzeit in Ruhe die Diamanten mit deiner Liste vergleichen. Dann räumen wir sie weg und essen zu Abend wie ganz normale, langweilige Leute.«
Sie trat an den Brotkorb. »Wann glaubst du, bekomme ich mein Auto aus New Jersey zurück?«
»Ich kenne einen Typen, der es hierher fährt. In ein paar Tagen.« Er machte sich an die Arbeit. »Bis dahin fahre ich dich, oder du kannst meinen Wagen benutzen.«
»Siehst du, langweilig und normal. Senf oder Mayo auf den Schinken?«
»Senf«, sagte er geistesabwesend, dann schwieg er, während der Hund zu seinen Füßen schnarchte.
»Hurensohn.«
Sie warf ihm einen Blick über die Schulter zu. »Hmm?«
Er schüttelte den Kopf. »Warte mal.«
Laine schnitt die Sandwiches, die sie belegt hatte, in zwei Hälften. »Passt nicht, oder?«
Sie stellte die Teller auf den Tisch. »Das habe ich befürchtet. Oder eigentlich nicht befürchtet. Ich hatte mich schon damit abgefunden. Das ist nicht das gesamte Viertel, oder?«
»Es fehlen ungefähr fünfundzwanzig Karat.«
»Oh, oh. Na ja, dein Klient akzeptiert es wahrscheinlich. Möglicherweise sind ja die Anteile nicht gleichmäßig aufgeteilt worden.«
»Das glaubst du doch selber nicht, oder?«
»Nein. Nein, ich bezweifle sogar sehr, dass das der Fall war.«
»Also hat es dein Vater eingesteckt.«
»Er hat sich seinen Anteil angeschaut, sich ein paar Steine als eine Art Versicherung herausgenommen und dann den verbliebenen Anteil in einen neuen Behälter - das Sparschwein - gesteckt. Die anderen Steine hat er behalten, vermutlich befinden sie sich in seiner Tasche oder in einem Beutel um seinen Hals. ›Leg nie all deine Eier in einen Korb, Lainie, der Henkel könnte abbrechen und dann hast du Rührei.‹ Willst du Kaffee zum Essen?«
»Ich will ein Bier. Und ich habe ihn gehen lassen!«
»Du musstest ihn sowieso gehen lassen.« Sie holte das Bier und setzte sich dann auf seinen Schoß. »Natürlich hättest du dir die Diamanten zurückgeholt, wenn du gewusst hättest, dass er sie hat, aber du hättest ihn auf jeden Fall gehen lassen. Also, eigentlich hat sich doch nichts geändert. Es sind nur mickrige fünfundzwanzig Karat.« Sie küsste ihn auf beide Wangen und schließlich auf den Mund. »Uns geht es doch gut, oder?«
Sie legte den Kopf an seine Schulter, und er strich ihr über die Haare. »Ja, uns geht es gut. Es könnte sein, dass ich deinem Vater in den Hintern trete, wenn ich ihn je wiedersehe, aber uns geht es gut.«
»Gut.«
Nachdenklich saß er da und streichelte ihr über die Haare. Auf dem Tisch standen Schinkenbrote, auf dem Herd Suppe. Auf dem Boden schnarchte ein Hund. Ein paar Millionen in Diamanten funkelten im Schein der Küchenlampe.
Uns geht es gut, dachte Max. Eigentlich geht es uns sogar großartig.
Aber sie würden nie ein langweiliges und normales Leben führen.
Zweiter Teil
Die Zeiten ändern sich, und wir mit ihnen.
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