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Ein gefährliches Geschenk

Ein gefährliches Geschenk

Titel: Ein gefährliches Geschenk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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OVID
     
    Verübt die ältesten Sünden auf die neueste Art.
    - SHAKESPEARE

17
    N ew York, 2059
    Sie sehnte sich nach ihrem Zuhause. Zu wissen, dass ihr eigenes Haus, ihr eigenes Bett, ihr eigenen Dinge auf sie warteten, ließ selbst den scheußlichen Nachmittagsverkehr vom Flughafen zu einem Vergnügen werden.
    Unter den Taxis, Pendlern und panzerartigen Maxibussen kam es zu kleinen Zusammenstößen, belanglosen Winkelzügen, ausgemachter Heimtücke und bitterem Kampf.
    Über ihnen nahmen die Air-Trams, Flugschiffe und Mini-Shuttles den Himmel unter Beschuss. Aber das Beobachten der hier geführten Verkehrskriege machte sie wepsig genug, um sich vorzustellen, dass sie selbst auf den Fahrersitz sprang und sich in den Kampf warf. Und dies mit weitaus größerer Brutalität und Begeisterung als ihr Fahrer.
    Mein Gott, wie sie New York liebte.
    Während ihr Fahrer als ein Kämpfer einer ganzen Fahrzeugarmee, die sich ihren Weg in die Stadt erzwang, über den FDR schlich, unterhielt sie sich mit der Betrachtung der animierten Reklametafeln. Auf einigen wurden kleine Geschichten erzählt, was Samantha Gannon, selbst Schriftstellerin und immer für eine gute Story zu begeistern, sehr interessant fand.
    Sieh mal diese hübsche Frau, überlegte sie, die sich an ihrem Urlaubsort neben dem Pool räkelt, ganz offensichtlich allein und einsam, während Paare im Wasser planschen und umherschlendern. Sie bestellt einen Drink, und beim ersten Schluck begegnen ihre Augen denen eines hinreißenden Mannes, der gerade dem Wasser entsteigt. Nasse Muskeln, tolles Lächeln. Ein zündender Moment, der sich in eine Mondlichtszene auflöst, in der das nun glückliche Paar Hand in Hand am Strand spazieren geht.
    Moral? Trink Silby’ s Rum und sei bereit für Abenteuer, Romantik und wirklich guten Sex.
    So leicht könnte es sein.
    Aber für einige war es das ja auch. Bei ihren Großeltern hatte es gefunkt. Rum hatte dabei keine Rolle gespielt, jedenfalls in keiner der Versionen, die sie gehört hatte. Aber ihre Augen waren sich begegnet, und etwas hatte Klick gemacht und sich durch den Kreislauf des Schicksals gebrannt.
    Da sie im kommenden Herbst sechsundfünfzig Jahre verheiratet waren, musste dieses Etwas, was immer es auch war, gute Arbeit geleistet haben.
    Und aus diesem Grund, weil das Schicksal sie zueinander geführt hatte, saß sie im Fond eines großen, schwarzen Sedan und fuhr Richtung Stadt, fuhr nach zweiwöchiger Lesereise auf holprigen, endlosen Straßen, die sie durchs ganze Land geführt hatte, nach Hause, nach Hause.
    Ohne ihre Großeltern und das, was sie getan hatten, den Weg, den sie gewählt hatten, hätte es kein Buch gegeben. Keine Lesereise. Kein Heimkommen. Ihnen verdankte sie alles - na ja, die Tour nicht, gestand sie ein. Dafür waren sie nicht verantwortlich.
    Sie konnte nur hoffen, dass sie halb so stolz auf sie waren, wie sie das auf ihre Großeltern war.
    Samantha E.Gannon, die nationale Bestsellerautorin von Hot Rocks.
    War das nicht großartig?
    Das Buch in fünfzehn Tagen in vierzehn Städten - von Küste zu Küste - zu bewerben, die Interviews, die Auftritte, die Hotels und das Umsteigen in die verschiedenen Verkehrsmittel, das war aufreibend gewesen.
    Aber, wenn sie ehrlich war, auf seine verrückte Art auch fabelhaft.
    Jeden Morgen hatte sie sich aus einem fremden Bett gewälzt, ihre verschlafenen Augen aufgerissen und sich im Spiegel angestarrt, um sich zu vergewissern, dass sie es war, die ihr da entgegenstarrte. Es passierte wirklich ihr, Sam Gannon.
    Sie hatte es ihr ganzes Leben lang geschrieben, überlegte sie, jedes Mal, wenn sie die Familiengeschichte gehört, jedes Mal, wenn sie ihre Großeltern angebettelt hatte, sie ihr zu erzählen, ihnen mehr Einzelheiten entlockt hatte. Jede als Kind im Bett verbrachte Stunde hatte sie darauf verwendet, ihr Handwerk zu vervollkommnen, indem sie sich das Abenteuer vorstellte.
    Es war ihr so romantisch, so aufregend vorgekommen. Und das Beste daran war, es ging um ihre Familie, ihr Blut.
    Auch mit ihrem nächsten Projekt kam sie gut voran. Sie nannte es einfach Big Jack, und sie überlegte, dass ihr Urgroßvater dafür eine dicke Anklage bekommen hätte.
    Sie wollte zu ihrer Arbeit zurückkehren, kopfüber eintauchen in Jack O’Haras Welt der Betrüger und Abzocker und einem Leben ständiger Flucht. Zwischen der Lesereise und den vorangehenden Auftritten hatte sie keine Stunde Zeit zum Schreiben gehabt. Jetzt war sie fällig.
    Aber sie würde sich nicht

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