Ein gefährliches Geschenk
hat.«
»Sie war auch einmal ein junges Mädchen«, sagte Roarke mit einem Kopfnicken, »das man entwurzelt hatte und mit dem man ständig durch die Gegend zog, das nie ein gemütliches Zuhause und dessen Sicherheit erfahren hatte. Und wie Crews Ex-Frau hatte ihre Mutter ebenfalls eine Wahl getroffen. Sich von ihrem Mann getrennt, um das Kind zu schützen.«
»Ja, Ja. Der Großteil der Diamanten war wieder dort, wo sie hingehörten. Und es waren, wie meine Großmutter oft gern sagt, schließlich nur Dinge. Der Junge und seine Mutter waren endlich sicher. Hätte man sie verfolgt, und ich zweifle nicht daran, dass mein Großvater sie aufgespürt hätte - er war sehr gut darin -, wären sie wieder in ein Schlamassel geraten. Dem Jungen wären die ganzen Schandtaten seines Vaters vorgehalten worden, und sehr wahrscheinlich hätte er selbst auch irgendwann Schlagzeilen gemacht. Sein Leben wäre durch diese eine Sache zerstört gewesen und wenigstens stark verändert worden. Also haben sie es keinem gesagt.«
Sie beugte sich vor. »Das bedeutet, Lieutenant, dass sie Informationen zurückgehalten haben. Wahrscheinlich haben sie damit gegen das Gesetz verstoßen. Aber sie haben es aus den bestmöglichen Gründen getan. Sie hätten selbst mehr bekommen können. Fünf Prozent mehr von über sieben Millionen, wenn sie sie aufgespürt hätten. Sie haben es nicht getan, und die Welt hat sich auch ohne diese paar Steine weitergedreht.«
Samantha verteidigte nicht nur sich und ihre Großeltern, fiel Eve auf. Sie verteidigte eine Frau und ein Kind, die ihr nie begegnet waren. »Ich habe keinerlei Interesse daran, Ihre Großeltern hier mit reinzuziehen. Aber ich bin daran interessiert, Judith und Westley Crew zu finden. Die Diamanten als solche gehen mich nichts an, Samantha. Ich bin nicht für Raub zuständig, sondern für Mord. Zwei Frauen sind tot, und Sie können sehr gut das eigentliche Zielobjekt sein. Das Motiv dafür sind die Diamanten. Und das ist der Punkt, an dem sie mich zu interessieren beginnen. Auch ein anderer könnte auf die Idee kommen, Nachforschungen anzustellen und herausfinden, dass Crew Frau und Kind hatte.
Dann wären sie Zielobjekte.«
»Mein Gott, ja.« Samantha kniff betroffen die Augen zu. »Daran habe ich nie gedacht.
Das habe ich nie in Erwägung gezogen.«
»Es wäre auch möglich, dass die Person, die Andrea Jacobs und Tina Cobb umgebracht hat, mit Crew in Verbindung steht. Es könnte sein Sohn sein, der beschlossen hat, sich das zu holen, was er als Eigentum seines Vaters ansieht.«
»Wir sind immer davon ausgegangen… Alles, was meine Großeltern über Judith herausgefunden haben, zeigte, zeigte ganz deutlich, dass es ihr um nichts anderes ging, als ihrem Sohn ein normales Leben zu ermöglichen. Wir sind davon ausgegangen, dass sie Erfolg damit hatte. Nur weil sein Vater ein Mörder, ein Dieb, ein Schurke war, bedeutet das noch lange nicht, dass sein Sohn dieses Bild übernommen hat. Ich glaube nicht, dass wir so funktionieren, Lieutenant. Dass unser Schicksal genetisch besiegelt ist. Tun Sie das?«
»Nein.« Sie warf einen Seitenblick auf Roarke. »Nein, das tue ich nicht. Aber ich glaube daran, dass es Menschen gibt, die, unabhängig von ihren Eltern, böse geboren werden.«
»Ein glücklicher Gedanke«, murmelte Roarke.
»Ich bin noch nicht fertig. Egal, wie wir geboren werden, es endet damit, dass wir Entscheidungen treffen. Die richtigen, die falschen. Ich muss Westley Crew finden und mir ein Bild davon machen, welche Entscheidung er getroffen hat. Das muss ausgeschlossen werden, Samantha. Es muss aufhören.«
»Sie werden sich das nie verzeihen. Wenn sich hier irgendwie der Kreis schließen sollte und ich jetzt diejenige bin, die es trifft, werden meine Großeltern sich nie verzeihen, dass sie vor all den Jahren diese Entscheidung getroffen haben.«
»Ich hoffe, sie sind klüger«, meldete sich Roarke zu Wort. »Sie haben eine Entscheidung für ein Kind getroffen, das sie noch nicht einmal kannten. Wenn dieses Kind als Mann Entscheidungen traf, liegt es an ihm. Es hängt allein von uns ab, was wir mit unserem Leben machen.«
Sie brachen gemeinsam auf. Eve verarbeitete die neue Information in ihrem Kopf zu einem Muster. »Du musst sie für mich finden«, sagte sie zu Roarke.
»Verstanden.«
»Es gibt Zufälle, aber meistens ist es Bockmist. Ich glaube nicht, dass irgendein Typ Gannons Buch gelesen hat, sich anschließend darauf versteift, die vermissten Diamanten zu suchen und
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