Ein gefährliches Geschenk
»Er wird es ahnen. Er wird es wissen, und wir müssen dann vermeiden uns anzuschauen, während wir so tun, als wüsste er’s nicht. Verdammt.«
Roarke lachte, als sie mit ihrem Kleiderbündel ins Bad flitzte.
Feeney war schon in ihrem Büro, und sie zuckte zusammen. Aber sie trat forsch ein und steuerte zielstrebig ihren Schreibtisch an, um ihre Akten vorzubereiten.
»Wo warst du?«
»Nur, ach, du weißt schon. . musste ein paar Sachen erledigen.«
»Ich dachte, du wärst.. « Er verstummte mit einem Geräusch, das sie als nicht ganz unterdrücktes peinliches Entsetzen wiedererkannte. Sie spürte, wie ihre Haut sich erhitzte, und hypnotisierte ihren Computer, als könnte dieser jeden Moment hochspringen und sie an der Kehle packen.
»Ich denke, ich werde - äm -« Seine Stimme war ein wenig spröde. Sie sah ihn nicht an, aber sie konnte spüren, dass er sich wie gepiekt im Zimmer umsah. »- mir einen Kaffee holen.«
»Kaffee ist gut. Eine gute Idee.«
Als sie ihn in die Küche schleichen hörte, rieb sie sich mit den Händen übers Gesicht.
»Ebenso gut könnte ich mir ein Schild umhängen«, murmelte sie. »Bin gerade gebumst worden.«
Sie zog ihre Disketten auf den Computer, richtete ihre Tafel her und warf Roarke einen boshaften Blick zu, als dieser hereinkam. »Ich kann diesen Ausdruck auf deinem Gesicht nicht ausstehen«, zischte sie ihn an.
»Welchen Ausdruck?«
»Du weißt genau, welchen Ausdruck ich meine. Wisch ihn weg.«
Entspannt und belustigt setzte er sich auf die Kante ihres Schreibtischs. Als Feeney hereinkam, sah er die schwindende Röte. Feeney räusperte sich sehr umständlich und stellte die zweite Kaffeetasse auf dem Schreibtisch ab. »Ihnen habe ich keinen gezapft«, sagte er zu Roarke.
»Ist schon in Ordnung. Im Moment brauche ich keinen. Wie war das Schwimmen?«
»Schön. Hat gut getan.« Er rieb sich mit der Hand über die trocknenden rotsilbernen Haarsträhnen. »Gut und schön.«
Er wandte sich ab und schaute die Tafel an.
Was für ein Paar, überlegte Roarke, zwei altgediente Polizisten, die durch Blut und Wahnsinn gewatet waren. Leg ein bisschen Sex zwischen sie auf den Tisch - und sie werden zappelig wie Jungfrauen bei einer Orgie.
»Ich werde euch jetzt den aktuellen Stand der Ermittlungen mitteilen«, fing Eve an.
»Dann werde ich meine Spuren weiterverfolgen, während ihr an euren arbeitet. Ihr seht das Phantombild auf der Tafel und auf dem Bildschirm.«
Sie nahm den Laserpointer in die Hand und zielte damit auf den Wandschirm. »Detective Yancy hat dieses Phantombild gezeichnet, möchte aber nicht, dass es an die Medien gegeben wird, weil er nicht genügend Vertrauen in die Darstellung hat. Aber ich denke, für uns ist es eine Grundlage. Auf jeden Fall im Hinblick auf Farbe und wesentliche Gesichtszüge.«
»Sieht nach um die Dreißig aus, oder«, brummelte Feeney.
»Ja, selbst wenn Crew’s Sohn den größten Teil seines Vermögens für Gesichtsoperationen und plastische Veränderungen ausgegeben hätte, glaube ich doch nicht, dass ein Typ in den Sechzigern so jung aussehen kann - und die Zeugin hat ihn auf keinesfalls über vierzig geschätzt. Wir suchen also entweder nach einer familiären Verbindung oder einem jungen Freund oder Protégé. Das müssen wir überprüfen. In Anbetracht von Muster und Profil erscheint das am logischsten. «
»Ja, aber es erweitert auch die Möglichkeiten, anstatt sie einzugrenzen«, bemerkte Feeney.
»Bei der Eingrenzung haben wir auch einen Durchbruch erzielt.«
Eve berichtete ihnen von der nachgewiesenen Spur der Versiegelung und von ihrer Feldforschung mit dem Ziel, den Tatort für Cobbs Mord zu finden.
»Es ist die erste Spur, die er hinterlassen hat. Wenn wir da was herausfinden, haben wir noch eine andere Verbindung, um diesen Widerling zu identifizieren. Er hat den Ort ausgesucht, also kennt er den Ort. Er wusste, wie er hineinkam, tat, was er tun wollte, im Geheimen, und hat ausreichend sauber gemacht, damit das Verbrechen unentdeckt blieb.«
»Ja.« Feeney nickte zustimmend. »Aber Blut wird er wohl verspritzt haben. Er hat sauber gemacht, sonst hätte es eine Anzeige gegeben. Ein Bautrupp schnallt sich keine Werkzeuggürtel um, wenn alles voller Blut ist.«
»Und das bedeutet, dass er genügend Zeit gehabt haben muss. Wieder ganz für sich.
Verfügte über Transportmittel, musste wissen, wo es einen praktischen Platz gab, um die Leiche loszuwerden, und hatte Zugang zu Brennstoff.«
»Hat sie dafür
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