Ein gefährliches Geschenk
furchtbar.« Der Mann fasste sich an den Knoten seiner Krawatte, und der dunkelblaue Stein in seinem Siegelring funkelte. »Ist jemand verletzt worden?«
»Nein, sie war nicht zu Hause. Entschuldigung, Vince, das ist Mr. . Ich habe leider Ihren Namen nicht verstanden.«
»Alexander, Miles Alexander.« Er streckte Vince die Hand entgegen.
»Vince Burger. Kennen Sie Laine?«
»Das haben wir gerade herauszufinden versucht. Ich verkaufe Schmuck und habe mich gefragt, ob ich Ms. Tavish schon einmal in der Branche begegnet bin. Es tut mir Leid, dass sie solche Probleme hat. An der Lampe bin ich äußerst interessiert«, sagte er zu Jenny, »aber ich habe einen Termin und bin schon spät dran. Ich werde ein anderes Mal reinschauen, dann lerne ich hoffentlich Ms. Tavish kennen. Ich danke Ihnen, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben, Mrs. Burger.«
»Jenny. Sie können jederzeit wieder vorbeischauen«, fügte sie hinzu.
Als sie allein im Laden waren, knuffte Jenny Vince in den Bauch. »Du hast ihn angesehen, als wäre er ein Verdächtiger.«
»Nein, habe ich nicht.« Er gab ihr den Knuff, wenn auch wesentlich sanfter, zurück.
»Ich bin nur neugierig, wenn ich einen Typen sehe, der einen Tag nach dem Einbruch in einem eleganten Anzug in Laines Laden herumhängt.«
»Ja, klar, er sah ja auch aus wie ein Einbrecher.«
»Und wie sieht ein Einbrecher aus?«
»Jedenfalls nicht so.«
Sein Name war Alex Crew, allerdings war er ebenfalls unter Miles Alexander - und zahlreichen anderen Pseudonymen - bekannt. Jetzt ging er rasch den ansteigenden Bürgersteig entlang. Er musste sich die Wut darüber ablaufen, dass Laine Tavish nicht dort gewesen war, wo er sie hatte antreffen wollen.
Er hasste es, wenn seine Pläne durchkreuzt wurden.
Dennoch gehörte der Spaziergang zum Business. Er musste den Ort zu Fuß erkunden, auch wenn er einen detaillierten Stadtplan von Angel’s Gap im Kopf hatte. Er mochte Kleinstädte und den wunderbaren Blick auf die grünen Berge nicht. Er war eher für die Stadt, ihr Tempo und ihr Angebot geschaffen.
Wenn er Ruhe und Entspannung brauchte, dann zog er die Karibik vor mit ihrer sanften Brise, ihren mondbeschienenen Nächten. . und ihren reichen Touristen.
Hier wimmelte es von Provinzlern, wie der schwangeren Angestellten - wahrscheinlich bekam sie schon das vierte Kind - und ihrem Polizistenehemann, der vermutlich auf der High School ihr Football-Held gewesen war. Der Typ sah so aus wie jemand, der samstagabends mit seinen Kumpels bei einem Sixpack zusammensaß und von alten Zeiten schwärmte. Oder er hockte im Wald und wartete darauf, dass er ein Reh abschießen und sich wie ein Held fühlen konnte.
Crew verachtete Männer und Frauen, die abends etwas Warmes aßen.
Sein Vater war so ein Mann gewesen.
Keine Fantasie, keine Visionen, keinen Sinn für Diebstahl. Sein alter Herr lebte nur nach dem Terminkalender. Und was hatte es ihm eingebracht? Eine unzufriedene, ständig nörgelnde Frau, ein winziges Reihenhaus in Camden und ein frühes Grab.
Nach Crews Meinung hatte sein Vater sein Leben jämmerlich vergeudet.
Er hatte von klein auf mehr gewollt und hatte damit begonnen, es sich zu nehmen, als er mit zwölf Jahren zum ersten Mal durch ein Fenster im zweiten Stock eines Hauses einstieg. Sein erstes Auto hatte er mit vierzehn geklaut, aber es war schon immer sein Ehrgeiz gewesen, bei den größeren, glänzenderen Spielen mitzuhalten.
Er bestahl gerne die Reichen, hatte jedoch nichts von einem Robin Hood an sich. Es gefiel ihm einfach, weil die Reichen bessere Dinge hatten und er sich wie einer der Ihren vorkam, wenn er sie besaß.
Mit zweiundzwanzig hatte er zum ersten Mal einen Mann umgebracht. Obwohl es nicht geplant gewesen war - der Mann war einfach zu früh nach Hause gekommen -, hatte es ihm nichts ausgemacht, ein Leben auszulöschen. Vor allem, da die Tat mit Profit für ihn verbunden gewesen war.
Jetzt war er achtundvierzig, schätzte französischen Wein und italienische Anzüge. Er besaß ein Haus in Westchester, und seine Frau war ihm kurz vor ihrer Scheidung mit dem kleinen Sohn davongelaufen. Er besaß auch eine prächtige Wohnung am Central Park, wo er, wenn er Lust dazu hatte, seine Gäste üppig bewirtete, ein Wochenendhaus in den Hamptons und ein Haus am Meer in Grand Caymon. Die Hypotheken liefen jeweils auf einen anderen Namen.
Er war sehr erfolgreich darin, sich das zu nehmen, was anderen gehörte, und behauptete von sich selbst, ein Connaisseur zu sein.
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