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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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nicht von dem ihrigen gehört hätte.«
    »Richtig! Das habe ich mir immer gedacht!« rief Edith.
    »Allein,« fuhr Arnold fort, ohne die Unterbrechung zu beachten, »allein von einer Dame mit ihrem Reichtum kann nicht verlangt werden, sie solle sich im Ostend von London begraben und das Leben teilen, das ich führe, und mit den Menschen zusammenleben, unter denen ich meine Tage verbringe. Ich aber habe mich der innern Mission gewidmet und liebe diese Thätigkeit so sehr, daß ich sie um nichts in der Welt aufgeben möchte. Mit einem Wort, liebste Edith, der einzige Fehler, den ich in dem Charakter der Dame gefunden habe, ist, daß sie ein wenig verwöhnt ist. Was manche andere Frau fröhlich über sich ergehen ließe, wäre für sie unerträglich, ja sogar entsetzlich. Nun aber laß uns gehen und vergessen, was wir gesprochen haben. Wir können nichts Besseres thun.«
    Sie sah davon ab, ihn, der so entschlossen und ruhig schien, weiter zu drängen, und war Diplomatin genug, eine vorübergehende Niederlage einzustecken, um einer dauernden Vorzubeugen.
    Als sie aus dem Haus traten und auf den Rasenplatz zuschritten, flüsterte Edith ihm zu: »Es ist unvernünftig, sokalt gegen sie zu sein, wie du es diesen Morgen warst. Sie wird denken, sie habe dich beleidigt.«
    Dies war nicht besonders schlau für eine Frau, aber es genügte, um Arnold in die Schlinge fallen zu lassen, wenigstens that er sein möglichstes, recht freundlich zu sein. Sofort taute Fräulein Pharr auf und Edith konnte sie mit Ruhe sich selbst überlassen. Sie gesellte sich zu Mama, deren Wesen die ganze Atmosphäre des Zeltes abzukühlen schien.
    Eine oder zwei Stunden vergingen, wahrend welcher die ältere Dame einnickte und die jüngere nähte. Als Edith einmal den Zeltvorhang beiseite schob, bemerkte sie, daß das Trio auf dem Rasen sich mehr mit Plaudern, als mit Photographieren beschäftigte, und gar oft klang Fräulein Pharrs silberhelles Lachen zwischen das lebhafte Sprechen des alten Schotten hinein. Es war sehr heiß und das tiefe regelmäßige Atmen der schlafenden Frau Wyncott hatte etwas so Ansteckendes, daß Edith selbst aus einem leichten Schlummer auffuhr, als ein Dienstmädchen fragte: »Bitte, gnädiges Fräulein, Fräulein Pharr läßt fragen, ob Sie den Thee auf dem Rasen einzunehmen wünschen.«
    »Gewiß,« erwiderte sie erwachend, »gewiß.«
    Unterdessen war der photographische Apparat wieder in Thätigkeit gesetzt worden und zwar von dem alten Arzt. Fräulein Pharr und Arnold plauderten anscheinend ungezwungen und behaglich miteinander, weshalb Edith zu Doktor Elphinstone herantrat und fragte, ob sie ihm behilflich sein könne.
    »Nein, nein,« sagte er. »Es handelt sich um eine Herausforderung von Janet und ich muß es allein machen. Ich werde ihr das Ideal eines Bildes herstellen.«
    Zwei Mädchen traten mit einem Tisch und einem Theebrett aus dem Haus und hinter ihnen drein kam ein kleiner Bedienter, der den Theekessel trug.
    »Tretet zur Seite,« sagte Elphinstone feierlich. »Ordnen Sie Ihren Theetisch dort außerhalb meiner Gesichtslinie und rühren Sie sich nicht vom Fleck, bis ich's erlaube.«
    Die Dienerschaft bewegte sich auf den Fußspitzen undFrau Wyncott, die eben von ihrem Schläfchen erwacht war, trat mit einem Sonnenschirm bewaffnet vor das Zelt. In dem Augenblick, wo sie auf dem freien Rasenplatz erschien, fiel der Schieber der Camera, und Elphinstone wandte sich mit einer triumphierenden Verbeugung nach Fräulein Pharr um.
    »Ich denke, das soll gut werden, Fräulein Janet,« sagte der alte Mann blinzelnd.
    »Gut,« erwiderte Fräulein Janet, »jetzt komme ich an die Reihe.« Sie machte sich lustig an die Arbeit und erklärte, sie müsse die nämliche Ruhe und Stille fordern, die der Doktor für sich beansprucht habe, worauf der Arzt erklärte, kein lebendes Wesen dürfe sich von der Stelle rühren.
    Alle Anwesenden hielten still und Fräulein Pharr allein bewegte sich mit ernster Miene geschäftig hin und her. Endlich schnappte der Schieber wieder und der Doktor erklärte: »Es ist wieder gestattet, sich zu rühren,« worauf der gehemmte Strom des Lebens wieder weiterflutete.
    »Thee, Janet!« rief Frau Wyncott.
    »Gleich,« erwiderte diese, indem sie die Hände in die Luft hielt und rückwärts hüpfte, »ich muß nur eben meine Hände waschen. Wartet nicht auf mich. Ich bin gleich wieder hier.«
    Damit wandte sie sich um und eilte ins Haus. Kaum eine Minute später aber ertönte der ungewöhnlich schrille

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