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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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Frommes in dem Gedanken, Fräulein Pharrs Tausende von der weltlichen Bahn abzulenken und in den Schoß der Kirche rollen zu lassen.
    Wahrend Fräulein Wyncott weiter nähte, wandten sich ihre Gedanken mit ernster Mißbilligung dem Wesen und Benehmen der neuen Jungfer Fräulein Pharrs zu. Vom ersten Augenblick an hatte sie das junge Mädchen nicht leiden können, aber noch nie war sie ihr so zuwider gewesen, als bei der eben stattgehabten Unterredung. Das Wesen der Grainger war entschieden hochmütig gewesen, und so lange es überhaupt Dienstboten geben wird, werden sich Damen nicht gerne von den Kammerjungfern ihrer Freunde de haut en bas behandeln lassen. Je weniger ihr die Art der Grainger gefiel, je mehr dachte Fräulein Wyncott darüber nach. Nun hatte das junge Mädchen wohl eigentlich ein sanftes, dienstwilliges Wesen, allein der Umstand, daß Esden im Hause erwartet wurde, legte ihr von Anfang an einen erkältenden Zwang auf und auf dem Rückweg von dem Ausgang, den sie für Fräulein Wyncott gemacht, hatte sie eine Begegnung gehabt, die sie vollends aus ihrem Gleichgewicht brachte. Der Weg von der Bahnstation nach demHause führte über eine kleine hölzerne Brücke, und als sich die Grainger dieser näherte, sah sie einen Mann trübselig über das Geländer gelehnt. Sie raffte ihr Kleid zusammen und wollte mit raschen Schritten an ihm vorbei, denn sie war das rege Leben der Stadt gewöhnt und fürchtete sich nicht wenig in der ländlichen Einsamkeit und Stille. Als sie nur noch etwa sechs Schritte von dem trübseligen Herrn entfernt war, wandte sich dieser um und richtete sich so plötzlich in die Höhe, daß sie ihm beinahe in die Arme gelaufen wäre. Mit einem unfreiwilligen Aufschrei erkannte sie ihn.
    »Lassen Sie mich vorüber, Herr Esden!«
    »Du hast es ja verteufelt eilig, vorbei zu kommen,« sagte Esden mit düsterm Antlitz.
    »Ich bin in Eile,« gab sie zurück, »ich habe eine Besorgung für Fräulein Wyncott zu machen. Geben Sie Raum!«
    »Du hast es nicht immer so eilig gehabt, von mir fort zu kommen.«
    »Ich wundere mich,« gab sie vor Zorn errötend zurück, »daß Sie noch die Stirne haben, mich an jene Zeit zu erinnern. Ich wundere mich, daß Sie das Herz haben –« Ihre Stimme wurde unsicher und plötzlich fing sie, teils zu Esdens Verwunderung, teils zu seinem Aerger, leidenschaftlich zu weinen an. Er wollte sie in seine Arme ziehen, um sie zu trösten, aber sie sprang zurück und trat ihm mit vom Weinen entstelltem Antlitz zornig gegenüber.
    »Wie?« rief sie leidenschaftlich. »Sind Sie überhaupt ein Mann? Welches Recht haben Sie, mich aufzuhalten?«
    »Ich habe nie gedacht, daß es dir so nahe ginge, Polly!« sagte Esden.
    »Welches Recht haben Sie, zu sagen, daß es mir nahe gehe?« fragte sie zurück. »Ich würde mehr als genug zu beweinen haben, wenn ich die Thörin gewesen wäre, für die Sie mich gehalten haben.«
    »Liebes Kind,« entgegnete Esden, »wenn du denkst, ich sei ein so gemeiner Kerl, daß ich ein Weib beiseite stoße, nachdem ich alles von ihr erhalten habe, bist du dochgewaltig im Irrtum. Ich meinesteils habe nie gedacht, daß eine Heirat in Betracht kommen könne, und habe ebensowenig geahnt, daß du solche Einfälle hattest.«
    »Wenn ein Mann einem Mädchen sagt, daß er es liebe,« gab sie ihm leidenschaftlich zurück, »so denkt er entweder an eine Heirat, oder er ist ein Schurke. Sprechen Sie mit Fräulein Pharr vielleicht, wie Sie mit mir gesprochen haben?«
    »Sprich nicht von Fräulein Pharr, bitte. Ich bedaure, deinen Stolz verletzt zu haben, und bedaure noch mehr, daß wir uns nicht verstanden.«
    »Meinen Stolz verletzt? Sie haben den Stolz, den ich auf Sie hatte, verletzt. Ich hielt Sie für einen Mann, für einen Gentleman.«
    »Na, Polly,« sagte Esden, »du solltest die alten Geschichten nicht aufrühren. Ich bitte dich um Vergebung – es thut mir herzlich leid.«
    Sie verschmähte die dargebotene Hand, und achselzuckend, noch niedergeschlagener als zuvor, wandte er sich um und ging davon. Während sie gewaltsam ihre Thränen unterdrückte und deren Spuren zu verwischen suchte, schritt Esden, mit irgend einem kleinen Auftrag von Fräulein Pharr betraut, dem Hause zu, und schon diese Bewegung allein reichte hin, die Sorgen zu zerstreuen, die sein Gemüt bedrückten.
    Den Tag darauf langte Arnold an und wurde von der alten Dame mit eisiger Kälte, von der jüngern dagegen mit überströmender Wärme empfangen; noch nie hatte sie sich ihm so

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