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Ein gefährliches Werkzeug

Titel: Ein gefährliches Werkzeug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Christie Murray
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heraus,« bemerkte Arnold; »ich glaube, es wird am besten sein, man benachrichtigt die Polizeibehörde in London ohne weiteren Zeitverlust.«
    »Ich denke, das können Sie auf sich nehmen, HerrEsden,« antwortete der alte Herr, »und falls es nötig sein sollte, so teile ich Ihre Verantwortlichkeit.«
    Und so geschah's, Arnold lief, was er konnte, nach dem Postamt im Dorf und sandte folgende Botschaft ab: »Wahrend der letzten Stunden wurden in Hill House, Wootton Hill, Kent, Juwelen im Wert von dreißigtausend Pfund gestohlen. Senden Sie sofort einen erfahrenen Detectiv.«
    Bisher hatte er keinen Augenblick Zeit gehabt zu ruhigem Nachdenken, aber als er jetzt zurückging, kam ihm das entsetzensstarre Antlitz wieder ins Gedächtnis zurück, das er an der Treppe oben erblickt hatte. Der Ausdruck, den es gezeigt hatte, war so merkwürdig gewesen, daß es ihm noch lebendig vor der Seele stand. War dies der Ausdruck der Schuld? Diese Frage legte er sich immer wieder und wieder vor und stets antwortete es in seinem Herzen: »Nein,« Allein außer der Schuld konnte er keinen Grund zu einer solch ungeheuren Erregung finden, unter deren Einfluß das Mädchen jedenfalls gestanden hatte. Er überlegte, ob wohl die Hand eines Weibes die Thür ausgebrochen haben könne, oder ob sie vielleicht einen Mitschuldigen gehabt haben möchte. In dieser Gemütsverfassung erreichte er das Haus, wo er die alte Dame, ihre Tochter, Fräulein Pharr und den Arzt auf seine Rückkehr wartend, versammelt fand. Sie waren alle sehr ruhig, nur sahen die drei Damen etwas niedergeschlagen aus.
    »Sie bekommen Ihre Edelsteine zurück, Janet,« sagte Elphinstone, als Arnold berichtete, was er telegraphiert hatte. »Die Entdeckung folgte zu rasch auf den Diebstahl. Eines der Mädchen war nämlich« – damit wandte er sich Arnold zu – »etwa zehn Minuten vor Fräulein Pharr in ihrem Zimmer: da war noch alles in Ordnung, und folglich hat der Dieb nicht viel Zeit gehabt, sich davon zu machen. Sie werden ihn kriegen, seien Sie ohne Sorge.«
    »Und irgend ein armer Teufel wird ins Gefängnis gesteckt um meines Stolzes und meiner Thorheit willen. Tausendmal lieber hätte ich sie auf andre Weise verloren.«
    »Na, meine Liebe, das ist gefühlvoller Unsinn! Weil ich eine Börse und eine Uhr bei mir trage, braucht mich noch keiner vor den Kopf zu schlagen, um sie mir abzunehmen,und der Kerl, der dies thut, gehört im Interesse der Gesellschaft eingesperrt.«
    Allein Janet ließ sich nicht dadurch trösten und war höchst niedergeschlagen über die Folgen ihrer Unüberlegtheit. Weder Frau Wyncott noch Edith machten ihr einen Vorwurf, obgleich beiden die Worte auf der Zunge brannten: »Ich habe es ja gleich gesagt.«
    »Meine Damen,« sagte Elphinstone, »in der natürlichen Aufregung über diese Ereignisse haben wir den Thee auf dem Rasenplatz kalt werden lassen, und da ich nicht noch drei weitere Patienten kriegen will, werde ich mir die Freiheit nehmen, frischen zu bestellen.«
    Niemand widersprach; der Thee wurde befohlen und gebracht und sie saßen trübselig zusammen und tranken ihn, als ein heftiges Lauten ertönte; Herren und Damen schreckten gleichzeitig zusammen. Sie hatten sich noch kaum wieder beruhigt, als eines der Mädchen eintrat und meldete: »Ein Herr von Scotland Yard, gnädige Frau – Herr Prickett.«

Achtes Kapitel.
    Der alte Arzt sprang auf und eilte in die Halle, wo ein Fremder stand, der einen außerordentlich glänzenden Seidenhut streichelte und dabei die Halle so forschend betrachtete, als wäre er ein Baumeister, der sich kontraktlich verpflichtet hätte, die nämliche herzustellen.
    »Herr Prickett?« sagte der Arzt, ihm näher tretend.
    »Zu dienen,« antwortete Prickett.
    »Sie sind früher eingetroffen, als wir für möglich gehalten hatten.«
    »Ich war zufällig im Yard, als das Telegramm anlangte, und erreichte noch einen Zug, der eine Viertelstunde später abging.«
    »Ich bin sehr froh, daß Sie da sind,« entgegnete Elphinstone. »Kommen Sie, bitte, mit mir, dann will ich Sie der Dame vorstellen, der die geraubten Steine gehören.«
    Herr Prickett folgte ihm ins Wohnzimmer und machte vier verschrobene, liebenswürdige Verbeugungen.
    »Guten Abend, mein Herr. Ihr Diener, meine Damen.«
    Herr Prickelt hatte eine ganz besondere Eigentümlichkeit: einen ruhigen, von einem Gegenstand zum andern wandernden Blick, der nirgends haften blieb, dem aber nichts entging und der sich in derselben gemessenen Weise jedes Gesicht und jede

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