Ein Geschenk der Kultur
unterhalten, das ist…«
»Hat es das?«
»… alles. Ja.« Ich hüstelte. »Ich habe keine… Es hat mir nicht erzählt, um was es geht.«
Linter sah mich eindringlich an, dann senkte er den Blick auf seine Füße. Schwarze Golfschuhe. Ich sah mich im Raum um, während ich an meinem Whisky nippte, und suchte nach Anzeichen für eine weibliche Mitbewohnerin oder überhaupt nach irgend etwas, das darauf hindeuten mochte, daß hier zwei Leute wohnten. Es war schwer zu sagen. Das Zimmer war mit allem möglichem vollgestopft; Drucke und Ölgemälde an der Wand, die meisten der ersteren Sorte entweder Breughels oder Lowrys, Tiffany-Lampenschirme, eine HiFi-Anlage von Bang & Olafsen, mehrere antike Uhren, so ungefähr ein Dutzend Meißner Porzellanfiguren, ein schwarzes chinesisches Lackschränkchen, ein großer vierteiliger Paravent mit aufgenähten Pfauen, deren unzählige Federn wie zur Schau gestellte Augen…
»Was hat es Ihnen denn erzählt?«
Ich zuckte die Achseln. »Wie ich Ihnen gesagt habe. Es wollte, daß ich mich mit Ihnen unterhalte.«
Er lächelte auf eine deutlich unbeeindruckte Weise, als ob das ganze Gespräch kaum die Mühe wert wäre, dann wandte er den Blick ab und sah zum Fenster hinaus. Er machte nicht den Eindruck, als ob er etwas sagen wollte. Das Aufzucken eines Lichts traf mein Auge, und ich schaute hinüber zu einem großen Fernsehgerät, eins von der Sorte, vor deren Bildschirm Türflügel angebracht waren, so daß es wie ein Schrank aussah, wenn es nicht in Gebrauch war. Die beiden Türflügel waren nicht ganz geschlossen, und der Apparat dahinter war angeschaltet.
»Er ist an«, sagte Linter.
»Nein, das ist… «, setzte ich an, doch er erhob sich bereits aus dem Sessel, indem er sich auf seinen eleganten Armlehnen abstützte, ging zum Apparat und öffnete mit einer dramatischen Geste die Türflügel, bevor er seinen Platz wieder einnahm.
Ich hatte keine Lust, dazusitzen und fernzusehen, doch der Ton war leise gestellt, so daß es nicht besonders störte. »Die Kontrolleinheit ist der Tisch«, sagte Linter und deutete auf diesen.
»Ich wünschte, Sie – irgend jemand – würde mich darüber aufklären, was hier eigentlich gespielt wird.«
Er sah mich an, als ob das eine offenkundige Lüge wäre und keine ehrliche Bitte, dann wanderte sein Blick zum Fernsehgerät. Es handelte sich anscheinend um einen eigenen Kanal des Schiffs, denn das Bild wechselte andauernd und zeigte verschiedene Shows und Programme aus einer Vielzahl von Ländern, wobei es unterschiedliche Übertragungsformate benutzte, um einen Sender auszuwählen. Eine Gruppe in grell rosafarbenen Anzügen tanzte zu einer nicht hörbaren Musik. Sie wurden durch ein Bild der Ekofisk-Bohrplattform abgelöst, aus der eine schmutzigbraune Fontäne aus Öl und Schlamm aufstieg. Dann änderte sich das Bild wieder und zeigte eine lebhafte Szene mit vielen Mitwirkenden aus A Night At The Opera.
»Sie wissen also gar nichts?« Linter zündete sich eine Sobranie an. Das diente, ebenso wie das ›Hmm‹ des Schiffs, lediglich einem bestimmten Effekt (es sei denn, er mochte den Geschmack, was ich mir nicht vorstellen konnte). Er bot mir keine an.
»Nein, nein, nein, ich weiß nichts. Hören Sie… Mir ist klar geworden, daß das Schiff mich nicht nur hergeschickt hat, damit wir uns unterhalten… Aber spielen Sie jetzt nicht auch noch Spielchen. Das verrückte Ding hat mich in dem Volvo hier herunter verfrachtet, die ganze Strecke. Ich hatte halb damit gerechnet, daß es ihn nicht einmal gedrosselt hat; ich habe darauf gewartet, daß ich von ein paar Mirage-Fliegern abgefangen würde. Außerdem habe ich noch eine lange Fahrt nach Berlin vor mir, wissen Sie. Also… sagen Sie mir jetzt, was los ist, oder werfen Sie mich hinaus, ja?«
Er zog an der Zigarette und musterte mich durch den Rauch. Er schlug die Beine übereinander, wischte eingebildeten Staub von den Hosenaufschlägen und betrachtete seine Schuhe. »Ich habe dem Schiff gesagt, daß ich nicht mitkommen werde, wenn es von hier aufbricht, sondern auf der Erde zu bleiben gedenke. Ungeachtet aller sonstigen Geschehnisse.« Er zuckte die Achseln. »Ob wir Kontakt aufnehmen oder nicht.« Er sah mich herausfordernd an.
»Gibt es dafür… einen besondern Grund?« Ich versuchte, harmlos zu klingen. Ich vermutete immer noch, daß eine Frau dahinterstecken mußte.
»Ja. Mir gefällt dieser Ort.« Er gab einen Laut von sich, der etwas zwischen einem Schnauben und einem Lachen
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