Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry
fragte Martineux.
„Kommen Sie endlich zur Sache!" sagte Cardon ungeduldig.
„Okay, wie Sie wünschen", preßte Raoul zwischen den Zähnen hervor. „Ich möchte Ihnen sagen, daß Sie und Ihr fabelhafter Chef zu weit gegangen sind. Sie haben sich die Martineux' zu Feinden gemacht. Wir werden mit Ihnen abrechnen."
„Abrechnen?"
„Ja, und ich möchte, daß Sie sich in diesem Punkt keinen Illusionen hingeben."
„Ist Ihr Vater von Ihrem Besuch unterrichtet?"
„Nein — mit ihm rechne ich nicht."
„Sie wollen sich also mit Ihrer Schwester verbünden?"
„Ich hätte das schon viel früher tun sollen", meinte Raoul bitter.
„Dann lägen Sie jetzt auch im Krankenhaus oder schon unter der Erde."
„Ich werde Sie töten", sagte Raoul ruhig. „Sie und Crosley. Ist das klar?"
Cardons Backenknochen traten spitz und deutlich hervor. „Sie sind ein verdammter Narr, Martineux! Wollen Sie sich selber umbringen?"
„Vor mir stehen zwei andere auf der Liste", sagte Raoul. „Die Namen habe ich bereits genannt."
Cardon trat ganz dicht an Raoul heran. Er überragte Martineux um gut einen halben Kopf. „Sie verdammter Schweinekerl!" stieß er halblaut hervor und ließ seine Faust in die Höhe zucken. Er traf Martineux am Kinn.
Es schien, als habe Raoul nur auf dieses Signal gewartet. Er schlug sofort zurück.
Im nächsten Moment keilten die beiden Männer aufeinander los. Es gab dabei keine Regeln, keine Fairneß, aber auf beiden Seiten den festen Willen, den Gegner entscheidend zu treffen — egal, wie.
Raoul fightete mit dem brennenden Haß des Betrogenen; er fühlte sich wie ein Rächer, und er kannte Cardon gut genug, um sich auf dessen Angriffe einzustellen.
Cardon wiederum kannte die Schwächen und Stärken seines Gegners; ihm war klar, daß der Jüngere, auf die Dauer gesehen, die größeren Reserven besaß, und daß es darauf ankam, rasch eine Entscheidung herbeizuführen.
Obwohl es so schien, als ob beide Seiten den Kampf forcierten, war es in Wahrheit so, daß Raoul sich bemühte, seinen Haß zu zügeln und den Gegner zunächst leerlaufen zu lassen. Das Rezept bewährte sich. Cardon landete keinen entscheidenden Treffer, aber er verlor rasch die Luft und die Übersicht. Raoul konterte immer häufiger und immer härter. Schlag um Schlag setzte er auf das Kinn des Gegners und mit satanischer Befriedigung vermerkte er, daß Cardon kaum noch die Kraft hatte, sich auf den Beinen zu halten.
Gerade, als Raul dazu ansetzen wollte, mit einem letzten Treffer den Kampf zu beenden, sagte eine harte Stimme hinter ihm: „Nehmen Sie sie hoch, Martineux!"
Raouls Arme fielen herab. Er wandte sich, um und empfing einen abschießenden Schlag, den Cardon auf seiner Schläfe landete. Aber Martineux spürte kaum etwas davon. Er blickte in die Mündung des Revolvers, den Dave Crosley in der Rechten hielt, und die auf sein Herz zielte.
„Was, zum Teufel, ist hier denn los?" wollte Crosley wissen. „Ist das ‘ne Gymnastikstunde, oder zeigt ihr euch neue Schläge?"
„Er will uns umbringen — dich und mich!" sagte Cardon keuchend und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.
„Stimmt das, Martineux?" fragte Crosley und blickte dem Besucher in die Augen.
„Genau", sagte Raoul. Auch er atmete rascher, aber bei weitem nicht so laut und erschöpft wie Cardon.
„Bist du dir darüber im klaren, was du da sagst?" wollte Crosley wissen. Er sprach sehr leise.
„Genau", wiederholte Raoul.
Crosley hob den Revolver um einige Millimeter. Sein Finger, der am Abzug lag, krümmte sich langsam.
Raoul grinste. „Du wirst nicht schießen!"
„Wer sollte mich daran hindern?"
„Dein Verstand", sagte Raoul. „Du kannst es dir gar nicht leisten, hier loszuballern. Man weiß schließlich, daß ich hier oben bin."
„Du hast recht", meinte Crosley und ließ die Waffe sinken. „Steve und ich werden eine bessere Gelegenheit abwarten. Sie wird sich bald finden."
Raoul zog sich den Knoten der Krawatte straff und stopfte das Hemd, das bei dem Kampf über den Gürtel gerutscht war, in die Hose zurück. „Nein, Dave Crosley", sagte er. „Diesmal werde ich schneller sein als ihr!"
15
„Hast du noch immer die Absicht, in Miami Beach zu bleiben?" fragte Dave Crosley, nachdem Raoul Martineux das Hotelzimmer verlassen hatte.
Cardon atmete etwas ruhiger. „Ich kapituliere nicht", sagte er mit wütender Entschlossenheit. „Okay, zwei Leute drohen uns den Tod an. Aber was sind das schon für Figuren? Gloria Reith und
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