Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry
Raoul Martineux! Das ist doch einfach lächerlich."
„Ich würde das nicht so auf die leichte Schulter nehmen", meinte Crosley.
„Na, hör' mal, da sind wir doch schon mit ganz anderen Situationen fertig geworden!"
„Das war in New York, da liegen die Dinge anders", erklärte Crosley. „Hier leben wir in einem Hotel. Unsere Möglichkeiten sind limitiert. Geht das denn nicht in deinen Schädel hinein? Und vergiß bitte eins nicht: Noch bin ich der Boß! Was ich sage, gilt! Klar?"
Cardon nickte. „Okay, ich bin mit allem einverstanden. Meinetwegen laß uns ab reisen."
„Nicht heute", entschied Crosley nach kurzem Nachdenken. „Du weißt, daß wir noch einige Geschäfte erledigen müssen. Im übrigen möchte ich vermeiden, daß unser Aufbruch wie eine Flucht aussieht."
„Aber ganz genau das wird doch der Fall sein, nicht wahr? Wir fliehen vor zwei Verrückten, obwohl wir genügend Leute haben, um mit ihnen fertig zu werden."
„Weder Gloria Reith noch Raoul Martineux sind verrückt. Sie sind nur entschlossen — und eiskalt. Das ist eine Mischung, vor der man sich in acht nehmen sollte. Glaube mir: es ist besser, in einem organisierten Rückzug alles zu retten, als zum falchen Zeitpunkt mit einem Angriff das Leben zu riskieren."
16
Gerade, als Raoul in das Taxi steigen wollte, legte sich ihm eine Hand auf die Schulter. Er fuhr herum und starrte in Clive Hammers lächelndes Gesicht. „Hallo, Martineux — kleinen Besuch gemacht?"
„Scheren Sie sich zum Teufel!" sagte Martineux.
„Sie sind nicht gerade bei guter Laune."
„Das wird daran liegen, daß Sie in der Nähe sind."
„Immer noch verärgert? Sie werden zugeben müssen, daß Sie an meiner Stelle nicht anders gehandelt hätten."
„Was wollen Sie von mir?" fragte der junge Mann ungeduldig. „Ich will ins Hospital, zu meiner Schwester."
„Das trifft sich großartig. Da will ich ebenfalls hin. Hätten Sie etwas dagegen, mich mitzunehmen?"
„Sie sind ein verdammter Heuchler, Hammer. Sie wollen doch bloß wissen, was ich bei Crosley getan habe, stimmt's? Aber steigen Sie meinetwegen ein. Mir ist schon alles egal."
Die beiden Männer setzten sich in den Fond des Wagens und das Taxi fuhr los.
„Sie haben recht", meinte Hammer und setzte sich bequem in seiner Ecke zurecht, „mich würde sogar ganz wahnsinnig interessieren, was Sie mit Crosley verbindet!"
„Nichts", sagte Raoul kurz.
„Warum haben Sie ihn aufgesucht?"
„Ich hielt es für richtig, ihm ein paar Fragen zu stellen."
„Was für Fragen?"
„Hören Sie, Hammer, jedes Kind weiß, daß Crosley ein Gangster ist. Ich wollte von ihm wissen, ob er etwas über die Schüsse weiß, die auf meine Schwester abgegeben wurden."
„Nun — wußte er etwas?"
„Nein", sagte Raoul und blickte starr geradeaus.
„Sie lügen nicht sehr geschickt."
Raoul schwieg.
„Wissen Sie, daß ich allmählich die Zusammenhänge begreife?" fragte Hammer.
„Sie sind ein kluges Kind!" höhnte Raoul.
„Seit wann arbeiten Sie für ihn?"
Raoul fuhr herum. „Was sagen Sie da?"
Clive lächelte. „Ich fragte, seit wann Sie für Crosley arbeiten. Denn das ist doch der Fall nicht wahr? Ihrer Schwester paßte das nicht. Sie drohte, Crosley hochgehen zu lassen — und er schlug zu, ehe es zürn Äußersten kam."
„Sie haben eine rege Phantasie", spottete Raoul.
„Trifft sie nicht genau ins Schwarze?"
„Vielleicht."
„Sie wissen, daß heute auf Gloria Reith geschossen wurde?"
„Ich kenne keine Gloria Reith."
„Sie stammt aus Cincinatti und ist die Frau des Mannes, der sich als Dr. Allan ausgegeben hat, und der ermordet am Stadtrand gefunden wurde."
„Wenn es stimmt, daß er meine Schwester vergiften wollte, ist es um ihn nicht schade."
„So kann man es auch betrachten. Aber das Primäre ist doch dies: die Leute, die ihn töteten, gehen kein Risiko ein. Das beweist auch der Anschlag auf Gloria Reith. Mir ist klar, daß die Frau mehr weiß, als sie zugibt. In dieser Hinsicht unterscheidet sie sich nicht von Ihnen. Sie, Raoul, und Mrs. Reith spielen jedoch ein gefährliches Spiel. Als Einzelgänger können Sie gegen Dave Crosley kaum etwas ausrichten."
„Wer behauptet denn, daß ich das möchte?"
Clive zuckte die Schultern. „Wenn Sie nicht schon so lange für Crosley gearbeitet hätten und dafür die gerechte Strafe fürchten müßten, würden Sie vielleicht auspacken und mir helfen — aber so, wie die Dinge liegen, bilden Sie sich ein, die Justiz selber in die Hand nehmen zu
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