Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry
wohnt."
„Vorsicht mit Crosley!" warnte Jesse.
„Haben Sie Angst vor ihm?" fragte Clive und legte eine Hand auf die Türklinke.
Bud Jesse blickte Clive aus dunklen Augen an. „Offen gestanden: ja!" erwiderte er.
13
„Sie kennen mich ja", sagte Clive. „Ich bin Detektivleutnant Hammer."
„Ja, ich erinnere mich", meinte Steve Cardon freundlich und trat beiseite, um Clive vorbeizulassen. „Darf ich erfahren, was Sie zu mir führt?" Er schloß die Tür.
Clive ging bis in die Mitte des Raumes. Dort blieb er stehen und wandte sich. Steve Cardon war neben der Tür stehen geblieben. Der Mitarbeiter Dave Crosleys trug eine hellgraue Hose mit messerscharfen Bügelfalten und ein kurzärmliges Honanhemd in Marineblau. Auf der Brusttasche des Hemdes befand sich ein eingesticktes Phantasiewappen. Die Füße des Gangsters steckten in bequemen Wildledermoccasins.
„Ich hätte gern ein paar Fragen wegen Gloria Reith an Sie gerichtet“, sagte Clive.
„Schießen Sie los", meinte Cardon und setzte sich in Bewegung. Er schob Steve einen Armlehnstuhl zurecht. „Aber wollen Sie nicht Platz nehmen?"
„Danke", sagte Clive und ließ sich auf den angebotenen Stuhl nieder. Cardon ging zu der mit Brokat bespannten Couch und setzte sich mit weit von sich gestreckten Beinen darauf.
„Sie kennen Mrs. Reith, nicht wahr?" fragte Clive.
Cardon grinste. „Warum fragen Sie, wenn Sie's schon wissen."
„Auf Mrs. Reith ist ein Mordanschlag verübt worden."
Cardon zog die Augenbrauen hoch. „Was Sie nicht sagen!"
„Ja, vor genau zehn Minuten."
„Unerhört!" sagte Cardon und zog die Beine heran. Gleichzeitig heugte er den Oberkörper nach vom. „Anscheinend gibt es jemand, der es darauf anlegt, die ganze Familie Reith auszulöschen, was? Das Attentat ist doch hoffentlich schief gegangen?"
„Mrs. Reith ist nur geringfügig verletzt."
„Dem Himmel sei Dank!" seufzte Cardon und lehnte sich entspannt zurück. „Ich schätze Gloria sehr."
„Seit wann?"
„Oh, sie ist so eine Art Jugendfreundin von mir, wissen Sie. War mal eine Klassetänzerin. Als sie heiratete, verlor ich sie aus den Augen. Ich habe sie hier ganz zufällig wiedergetroffen." Er schüttelte den Kopf. „Wissen Sie, daß ich mir schon seit gestern den Kopf zerbreche, was Don Reiths Tod herbeigeführt haben könnte — ich meine, weshalb man ihn ermordete? Ich glaube nämlich nicht an die Raubtheorie. Sie etwa? Doch ganz bestimmt nicht! Und jetzt die Sache mit Gloria! Ich werde ihr raten, abzureisen. Hier ist ihre Sicherheit gefährdet."
„Glauben Sie denn, daß sie an einem anderen Ort geringeren Gefahren ausgesetzt wäre?"
„Das kann man nicht wissen. Fest steht, daß es ausgerechnet hier in Miami Beach erst ihren Mann, und nun Gloria selber erwischt hat."
„Gloria hat doch mal hier gearbeitet, nicht wahr?"
„Ja, das stimmt — aber ich kann Ihnen leider nicht sagen, wo. Sie hat immer ganz begeistert von Miami Beach gesprochen. Es ist eine bittere Ironie des Schicksals, daß sie ausgerechnet hier diese schrecklichen Dinge erleben muß!"
„Worüber haben Sie heute mit ihr gesprochen?"
„über dies und das — über alte Zeiten."
„Danke", sagte Clive und erhob sich. „Das ist alles, was ich wissen wollte."
„Ich hoffe, Sie werden den Täter bald finden", meinte Cardon und stand auf. Er brachte den Besucher bis an die Tür. „Falls ich Ihnen sonst irgendwie von Nutzen sein kann."
„Vielleicht komme ich gelegentlich auf das Angebot zurück", sagte Clive und verließ das Zimmer.
Cardon blieb einige Sekunden auf dem gleichen Fleck stehen und betrachtete mit leerem Gesichtsausdruck die Tür, die sich hinter Clive geschlossen hatte. Dann ging er zurück ins Zimmer, um sich einen Whisky zu genehmigen. Nachdem er das Glas geleert hatte, öffnete er die Verbindungstür zu Dave Crosleys Zimmer.
Crosley stand am Fenster und blickte hinaus. Er rauchte eine Zigarre, deren Duft das Zimmer erfüllte.
„Hammer war eben da", meinte Cardon.
Crosley blickte noch immer nach draußen. „Wir sollten abreisen", sagte er.
„Das würde wie eine Flucht aussehen."
„Es ist eine Flucht", sagte Crosley. „Hier fängt es an, zu stinken. Das gefällt mir nicht."
„Niemand kann uns etwas nachweisen."
„Schon möglich! Aber eine Menge Leute können uns Ärger bereiten. „Und", fuhr er fort, indem er sich umwandte und Cardon in die Augen blickte, „die Art, wie du in letzter Zeit Regie geführt hast, hat entscheidend zu dieser unglücklichen
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