Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry

Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry

Titel: Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
ihn. „Heute durfte ich zum ersten Mal eine Zeitung lesen. In Miami Beach gibt es für Sie viel zu tun, nicht wahr?"
    „Im Moment ist es turbulent", bestätigte Clive. „Aber nur der Laie kann dem Irrtum erliegen, daß wir dabei die Übersicht verlieren. Für mich ist jeder Vorfall wie ein Sternchen in einem Mosaik. Sie sind nur scheinbar verschieden; in Wahrheit gehören sie zusammen. "
    „Sie wollen damit ausdrücken, daß die Ereignisse der letzten Tage einen inneren Zusammenhang haben?"
    „Ja, das ist meine Überzeugung", meinte Clive nickend. „Angefangen mit den Kugeln, die Sie im Bahama niederstreckten."
    „Das dürfte kaum der Beginn gewesen sein", meinte Angelique und blickte an die Zimmerdecke in die Höhe.
    „Natürlich nicht", räumte Clive ein. „In gewisser Hinsicht war es nur der Auftakt des großen Dramas, der großen Schlußszene. Was davor lag, muß noch geklärt werden — aber ich glaube schon zu wissen, worauf wir stoßen werden."
    „Ja?"
    „Sie sollten mir dabei helfen, Angelique."
    „Ich würde es gern tun, wenn —" Sie unterbrach sich und preßte die nur schwach geschminkten Lippen aufeinander.
    „Wenn Sie dabei Ihren Vater und Bruder nicht belasten müßten?" ergänzte Clive fragend.
    Angelique schwieg. Clive beugte den Oberkörper nach vorn, „Ich weiß, daß Ihr Vater in finanzielle Schwierigkeiten geraten war, und daß er Crosleys Hilfe in Anspruch nehmen mußte, um den Konkurs abzuwenden."
    Angelique gab noch immer keine Antwort.
    Clive richtete den Oberkörper auf. „Crosley zahlte gern", sagte er und blickte zum Fenster hinaus. „Auf solche Gelegenheiten wartete er nur. Was er haben wollte, war ein Entree in die gute New Yorker Gesellschaft. Ihr Vater beschaffte es ihm — wenn auch unter Druck. Ihr Vater tat schließlich noch mehr, stimmt's?"
    „Sie können nicht erwarten, daß ich etwas sage, was meinen Vater belastet."
    „Sie haben recht. Wenn Sie sagen, was Sie wissen, würde er im Gefängnis landen, nicht wahr?"
    Angelique schwieg. Die Schatten unter ihren Augen schienen sich zu vertiefen.
    „Sie wollen ihm die Schande ersparen — so nennt man das doch, nicht wahr? Nun möchte ich eine Frage an Sie richten. Kann man die Schande, die Ihr Väter dem Namen Martineux zugefügt hat, überhaupt noch vergrößern? Wäre es wirklich so entscheidend, wenn öffentlich bekannt würde, auf welche Weise Ihr Vater und Ihr Bruder zu Geld kommen wollten? Spielt das neben dem, was tatsächlich geschehen ist, überhaupt noch eine Rolle? Jetzt geht es um die Wahrheit! Und auch um Ihr Leben!"
    „Lassen Sie mein Leben aus dem Spiel, es ist nicht so wichtig", sagte Angelique.
    „Und warum erscheint Ihnen das so? Weil Sie sich schämen! Sie schämen sich für Ihren Vater, und für Ihren Bruder! Nur darum möchten Sie am liebsten sterben!"
    „Schweigen Sie! Ich will davon nichts mehr hören!" sagte Angelique erregt.
    „Wenn diese Geschichte im Sande verlaufen sollte — sie wird es nicht, das schwöre ich Ihnen — würden die Dinge sich nicht ändern. Ihr Vater würde zwar nicht mehr für Dave Crosley, dafür aber für seinen Nachfolger arbeiten."
    „Ich glaube nicht, daß er das tun würde."
    „Sie hoffen, daß er aus den Erfahrungen gelernt hat?"
    „Allerdings."
    „Hier geht es nicht um seine persönlichen Wünsche und Erfahrungen", sagte Clive. „Sie vergessen, daß er sich in der Gewalt eines Syndikats befindet. Diese Leute werden ihn nicht aus den Klauen lassen. Es gibt keinen anderen Weg, um damit Schluß zu machen, als —"
    „— ihn zu verraten?" fragte Angelique bitter und blickte ihm in die Augen.
    „Ist es denn Verrat, wenn man sich einer Gewaltkur bedient, um seinen Vater aus dem Einflußbereich einer Verbrecherclique zu befreien?"
    „Ihre Gewaltkur heißt Gefängnis oder sogar Zuchthaus!"
    „Stimmt. Es könnten ein paar Jahre der Läuterung sein."
    „Sie müssen selbst dahinterkommen", meinte Angelique gequält. „Ich kann das Papa nicht antun."
    „Sie vergessen, was er Ihnen angetan hat! Es ist ein Wunder, daß Sie noch leben."
    „Das war doch nicht Papas Schuld."
    „Er bat nicht auf Sie geschossen! Aber da Sie mit Crosley abrechnen wollten, sah Crosley sich gezwungen, entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten. Man kann das eine doch nicht von dem anderen trennen!"
    „Woher wissen Sie das alles?" fragte Angelique und blickte ihn verwundert an.
    Er lächelte. „In meinem Beruf fragt man sich bei jedem Verbrechen zuerst nach dem Tatmotiv. Sobald man

Weitere Kostenlose Bücher