Ein Geschenk für den Boss Kommissar Morry
zurückschallte. Dann war wieder Stille.
Jesses optische Wahrnehmung der Welt Wagen hindurch. Das Dumme war, daß sich ein Fremder hier mühelos zwischen den Autos verstecken konnte. Jesse drehte sich um. Hier standen die Autos, die Crosleys Mitarbeitern gehörten. Diese Wagen wollte der Hoteldetektiv zuerst inspizieren.
Gerade, als er versuchen wollte, den Wagenschlag eines ,Dodge' zu öffnen, war ihm, als verspüre er hinter sich einen leichten Luftzug. Er wollte sich rasch umdrehen, aber es war bereits zu spät. Irgend etwas traf ihn hart an der Schläfe. Jesses optische Wahrnehmung der Welt löste sich auf in feurige Blitze und grelle Farbpunkte.
Dann wurde diese schmerzuntermalte Farbsymphonie aufgesogen von einem tiefen Dunkel, das alles einzuhüllen schien. Bud Jesse brach zusammen.
21
„Wohin des Weges?" fragte Clive, als Harter in den Korridor einbog. Barter trug einen buntbedruckten Karton unter dem Arm. Die Aufschrift des Kartons bezeichnete eine gute kalifornische Schaumweinmarke.
„In mein Zimmer, warum?" fragte Barter und leckte sich die Lippen.
Clive wies auf die Schachtel. „Durst?"
Barter bewegte unruhig die Schultern. „Wir können nicht schlafen."
„Wir?" fragte Clive.
„Na ja, meine Freunde und ich. Der Tod des Chefs hat uns völlig durcheinandergebracht."
„Verstehe. Und deshalb trinken Sie?"
„Die Hotelbar ist geschlossen. Deshalb habe ich diese Flasche aus dem Wagen geholt."
„Daran werden Sie nicht viel Freude haben", prophezeite Clive. „Das Zeug muß doch warm sein!"
„Macht nichts", meinte Barter und wollte weitergehen, aber Clive vertrat ihm den Weg.
„Was gibt's denn noch?" fragte Barter und legte die Stirn in Falten.
Clive streckte die Hand aus. „Zeigen Sie mir mal den Karton", bat er.
„Was wollen Sie damit?"
„Her damit!" sagte Clive scharf.
Barter blickte Clive in die Augen. Eine Sekunde lang sah es so aus, als wollte Barter Clives Aufforderung befolgen, dann aber tat er etwas ganz anderes. Er versuchte den Karton an Clives Kopf zu schmettern. Clive hatte etwas Ähnliches erwartet. Er duckte sich und fing gleichzeitig Barters Arm ab; eine kleine, gekonnte Drehung an Barters Handgelenk ließ den Gangster mit einem Winseln in die Knie gehen.
In diesem Moment leistete Clive sich einen Fehler. Er bückte sich nach dem Karton, weil er glaubte, daß sein Gegner von dem Judogriff noch betäubt sei. Aber Barter war offensichtlich ein Mann von besonderen Nehmerqualitäten. In dem Augenblick, wo Clive den Oberkörper nach unten neigte, schoß Barter mit einem gezielten Kopfstoß nach oben. Er traf Clives Unterleib.
Ein leises Stöhnen kam über Clives Lippen. Er sackte zusammen. Barter kam auf die Beine. Er blickte kurz den Korridor hinauf und hinab. Sie befanden sich im Keller, im Zugang zu der Garage. Die Wände waren kahl und nackt; an dem Beton befanden sich nur einige Verbotsschilder mit der Aufschrift ,No smoking'.
Barter holte tief Luft. Er holte mit dem Fuß aus, um Clives Schläfe zu treffen.
Aber als er zutrat, wich Clive beiseite und packte mit. beiden Händen zu, um das Bein festzuhalten und dann mit einem Ruck herumzudrehen. Barter schrie auf und stürzte hart zu Boden. Clive ließ den Fuß nicht los.
Er keuchte, und in seinen Eingeweiden wühlte noch immer ein brennender Schmerz, aber seine Hände hielten Barters Fuß eisern umklammert.
„Lassen Sie mich los — loslassen!" schrie Barter. „Wollen Sie mich umbringen?"
Clive gab dem Fuß einen letzten, scharfen Ruck, dann ließ er ihn fallen. Diesmal hatte Barter genug. Er blieb ächzend liegen, das Gesicht in die Beuge eines Arms gebettet. Clive erhob sich. Der Schmerz zwang ihn, leicht gebückt zu stehen. Er holte die Dienstwaffe aus dem Schulterhalfter und entsicherte sie. Schweigend wartete er darauf, daß der Schmerz verebben und daß Barter sich erheben würde.
Aber Barter rührte sich nicht. Es schien, als habe er nicht den Mut, den Tatsachen ins Gesicht zu blicken. Er benahm sich wie ein Strauß, der angesichts einer Gefahr den Kopf in den Sand steckt. Clive bückt sich erneut nach dem Champagnerkarton. Nur ließ er diesmal den Gegner nicht aus den Augen. Der Karton war reichlich schwer. Clive schüttelte ihn und hörte das Scheppern von Metall. Bei diesem Geräusch hob Barter den Kopf. Seine Augen waren rot umrändert.
„Stehen Sie auf!" befahl Clive. „Los, ein bißchen dalli, sonst mache ich Ihnen Beine!"
Barter zögerte, dann erhob er sich. Auf seiner Stirn klebte
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