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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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herauszufallen drohten. Cassie fixierte sie mit einem geschickt zwischen den Lenkstangen platzierten Baguette.
    Langsam radelte sie heimwärts. Sie hatte keine Eile, genoss ihren kleinen Ausflug, genoss diese neue Stadt mit ihren neuen Gerüchen und Geräuschen. Der Hauptunterschied zu New York war, dass man hier den Himmel sehen konnte. In Manhattan schienen ihn die Wolkenkratzer ständig zu verdrängen, doch hier war er wieder in Reichweite, war ebenso ein Teil der Stadt wie die Häuser und wie der Fluss, der sie durchschnitt.
    Die Ampel auf der Pont d’Arcole schaltete auf Rot, und Cassie schlängelte sich nach vorne, zu den anderen Radfahrern, in Gedanken ganz bei dem Sitzplan für heute Abend und wer noch gleich mit wem zusammen war. Sie war so vertieft, dass der Bus fast an ihr vorbeigefahren war, als sie ihn schließlich bemerkte.
    Verblüfft starrte sie auf das riesige Werbeplakat, das eine ganze Längsseite des Busses einnahm. Rote Seide traf sie wie ein Sonnenstrahl, ebenso überraschend wie damals in Lukes Atelier. Sie sah sich um und bemerkte, dass auch andere Radfahrer und Fußgänger auf das Plakat aufmerksam geworden waren. Aber dass das Model selbst hier unter ihnen stand, bemerkte keiner. Wie auch? Sie war jetzt keine Blondine mehr, sie war die neue, nachgerüstete Pariser Version. Nur ihre Augen – dieses Zögern, diese Unsicherheit, die Sehnsucht, loslassen zu wollen, aber nicht zu können –, diese Augen waren noch dieselben und verrieten sie als das, was sie war: ein Mädchen, das vor etwas auf der Flucht war.
    »Es ist für dich«, zwitscherte Anouk und streckte den Kopf zur Tür herein. Cassie stand vor dem Spiegel und begutachtete zum x-ten Mal nervös ihre Kleidung. Sie trug eine schwarze Anzughose und einen schwarzen Blazer, dazu eine bronzefarbene, mit Pailletten bestickte Isabel-Marant-Weste, die vorne tief ausgeschnitten und hinten ausgestellt war. Sie hatte die Jackenärmel bis zu den Ellbogen hochgeschoben. An den Handgelenken trug sie je ein dickes Bronzearmband, das Anouk ihr geliehen hatte.
    Anouk legte den Kopf an den Türrahmen und schmunzelte zufrieden. »Wenn ich gewusst hätte, was für einen Unterschied vierzehn Tage machen können«, sagte sie stolz, »dann hätte ich dich schon viel früher von Gil weggelockt. Was für eine Verschwendung.« Sie verschwand. »Komm«, rief sie.
    »Wer ist es?«, fragte Cassie und lief, aufgeregt an ihren Armbändern herumnestelnd, hinter Anouk her. Eines an jedes Handgelenk oder doch lieber zwei an eines? Sie war schrecklich nervös. »Ich hab das Telefon gar nicht gehört.«
    »Weil’s nicht geklingelt hat!«, krähte es von der Konsole.
    O nein, nicht schon wieder, dachte Cassie und schaute erschrocken zum Laptop. Suzy strahlte sie daraus an – jedenfalls bis ihr die Kinnlade runterfiel.
    »Du machst Witze!«
    Eine lange Stille trat ein. Suzy fielen fast die Augen raus.
    »Ich fass es nicht«, stammelte sie. »Ich meine, du siehst vollkommen anders aus, wie ein ganz anderer Mensch! Ich meine … New York hat mich schon umgehauen, all das schwarz und ultrablond. Aber das warst immerhin noch du. Und jetzt … hast du auf die andere Seite übergewechselt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Ich meine auf die dunkle. Blond, das warst du, Cassie. Es stand dir – das ist deine natürliche Farbe.«
    »Und die hier nicht?«, fragte Cassie und geriet schon wieder in Panik.
    »Nein, das ist es nicht«, seufzte Suzy, »du siehst einfach umwerfend aus! Fantastisch! Atemberaubend. Es ist alles zusammen. Was du anhast. Dein Make-up. Wie du dich bewegst. Nooks! Was hast du mit ihr gemacht? Sie auf Rollen gesetzt?«
    »Sie ist in der Küche. Wir geben heute Abend eine Dinnerparty.«
    »Nicht auf dem Boden sitzend, hoffe ich?«, scherzte sie. Dann kam ihr ein Gedanke, und sie riss die Augen auf. »Uuuuh! Hat Kelly dich schon gesehen?«
    Cassie verzog das Gesicht. »Nein, ich hab mich …«
    »Versteckt? Ja, und jetzt weiß ich auch, warum. Wusste ich’s doch, dass was im Busch ist. Ich dachte, es wäre, weil du Liebeskummer wegen Luke hast.«
    »Tz, das hat doch keinen Zweck«, sagte Cassie und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. »Er hat seine Position klargemacht.«
    »Sorry, Babe.«
    Cassie zuckte die Achseln. Sie wirkte lässiger, als ihr zumute war. »Ist nicht das Schlimmste, was mir in letzter Zeit passiert ist. Ich komm schon drüber weg.«
    »Das sollte aber nicht nötig sein«, brummelte Suzy böse.
    »Na ja, ich bin ja kaum ganz

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