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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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getrunken, in der großen Schüssel nur noch einige wenige in Knoblauch gedünstete Pilze, dazu ein ganzer Stilton-Käse, in dem ein langstieliger Löffel steckte, mit dem die Gäste das Prachtstück praktisch ausgehöhlt hatten. Aschenbecher, in denen Kippen mit Lippenstiftspuren lagen.
    Oberflächlich betrachtet schien alles perfekt zu sein. Das Ambiente stimmte, sie stimmte – ihr Look stimmte –, doch sie fühlte sich einsam, isoliert, unruhig. Sie fühlte sich wie eine Fälschung, wie eine Durchreisende. Suzys Reaktion auf ihr neues Äußeres hatte sie verstört. Suzy hatte zwar versucht, es zu verbergen, aber ihre Reaktion war ähnlich gewesen wie die von Henry in New York: ein höfliches Lächeln, das die unterschwellige Besorgnis darüber, dass Cassie sich abermals so vollkommen in – ja, was? – verändert hatte, nicht verbergen konnte. Das alles war so anstrengend. Erkannten sie das denn nicht? Cassie war am Rande ihrer Kräfte. Wie oft konnte sie das noch machen, wie oft sich verändern, bis sie sagen konnte: »Dabei bleib ich. Das bin ich. So will ich sein.«
    Sie versuchte sich mit dem Gedanken zu trösten, dass sie auf diese Weise zumindest eine andere Perspektive bekam. Wäre sie in New York gewesen, dann hätte jetzt Wodka auf dem Tisch gestanden, dazu gesalzene Edamame-Bohnen. In Schottland Single- Malt-Whisky, Kalbsbraten und Siruptorte.
    Sie musste an ihre letzte Dinnerparty denken: Thanksgiving in Kellys Apartment. Sie schloss einen Moment die Augen und stellte sich vor, wie sie alle im Schneidersitz auf dem Boden gesessen hatten, das warme, flackernde Licht, in der Mitte des Tischs ihr kleiner Kamillerasen. Wie Kellys Augen geleuchtet hatten, Bretts Tränen, wie sie von Bas durch die Wohnung gewirbelt worden war …
    Der Unterschied bestand nicht im Essen oder Trinken oder der Dekoration. Nicht einmal im Ort. Es war die Tatsache, dass sie damals unter Freunden gewesen war.
    »Noch etwas Wein?«, fragte eine Männerstimme neben ihr.
    Es war Jacques, Florences Mann. Mit einem freundlichen Lächeln bot er ihr eine Flasche Châteauneuf-du-Pape an. Sie hielt ihm ihr Glas hin.
    »Danke, ich war mit den Gedanken ganz woanders.«
    »Das passiert gewöhnlich, wenn von Sarkozy die Rede ist«, bemerkte er verständnisvoll und schenkte ihr nach. Cassie rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her, versuchte wieder ins Hier und Jetzt zurückzukehren.
    »Und was halten Sie von unserer Stadt?«, erkundigte er sich, sie fürsorglich vor der allgemeinen Konversation rettend.
    Cassie legte zwei Finger an den Stiel ihres Glases.
    »Sie ist genauso schön, wie man immer hört.«
    »Und Sie sind wirklich noch nie hier gewesen?«
    Cassie zuckte bedauernd die Achseln. »Mein Mann und ich … wir sind nicht oft verreist«, antwortete sie schlicht. »Und er kann kein Französisch, also …« Gott bewahre, dass sie Anouk mal allein besucht hätte …
    Er nickte, als verstünde er mehr, als sie sagte. »Tut mir sehr leid, das mit Ihrer Scheidung zu hören.«
    Cassie nickte nur. Was sollte man dazu auch sagen? Es hörte sich an, als habe man ein Begräbnis hinter sich.
    Er schaute sie mit seinen klugen grauen Augen neugierig an. Er besaß das, was man als »starke Nase« bezeichnete, und große Hände, wahre Pranken, auf denen vereinzelte schwarze Haare wuchsen. Alles an ihm wirkte irgendwie überdimensional und grobschlächtig, doch besaß sein Wesen etwas Sanftmütiges, das diesen Eindruck wieder wettmachte. Er erinnerte sie an Gabriel Byrne, in Extralarge. »Waren Sie in New York mit jemandem zusammen?«, erkundigte er sich.
    Seine Frage verriet ihr, dass Anouk ihm wohl von Luke erzählt haben musste, aber sie redete ungern über dieses Thema.
    »Ja.«
    »Was ist passiert?«
    »Er wollte, dass ich bei ihm bleibe und mit ihm zusammenziehe«, sagte sie, es mit so wenigen Worten zusammenfassend wie möglich. »Und als ich ihn gebeten habe, bis zum Sommer auf mich zu warten, hat er mich fallen gelassen.«
    »Tz.« Jacques schüttelte den Kopf. »Das ist der Unterschied, sehen Sie? Amerikanische Männer begreifen nicht die Vorteile einer Fernbeziehung.« Er machte eine Geste wie ein Dirigent. »Wenn er Ihrer Bitte nachgekommen wäre, dann wären Sie ihm hier wahrscheinlich treu geblieben?«
    »Ja, natürlich.«
    »Aber sein Stolz stand ihm im Weg, und jetzt hat er sie ganz verloren. Wenn ihm doch bloß klar gewesen wäre, dass ein wenig Distanz sie direkt in seine Arme zurückbefördert hätte.«
    Das ließ Cassie sich

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