Ein Geschenk von Tiffany
unschuldig, oder? Ich bin schließlich gegangen. Ich hätte auch bleiben können.«
»Und er hätte dich auch verstehen und auf dich warten können«, entgegnete Suzy. »Im Juli hättest du wieder zurück sein können.«
»Im Juli? Willst du mich jetzt früher loswerden? Ich bin doch noch nicht mal angekommen!«
»Tja, die Sache ist die … ich werde das Gästezimmer brauchen …« Suzy grinste wie ein Honigkuchenpferd.
»Ach? Wieso?«
Suzy sagte nichts, strahlte nur und nickte aufgeregt.
Da fiel der Groschen.
»Nein!«
»Doch!«
»Nein!!«
»Doch, doch!«
»Mein Gott!! Suze!!«, kreischte Cassie, klatschte in die Hände und hüpfte aufgeregt auf und ab. »Du wirst Mama? Und Archie – ach, was der für ein toller Vater sein wird! Mein Gott!! Wissen’s die anderen schon?« Sie reckte den Hals zur Küche. »Nooks!«
Anouk kam herein. Sie trug eine marineblaue Schürze über ihrem mattgoldenen Louis-Vuitton-Abendkleid. Das Kleid war so tief ausgeschnitten, dass selbst ihre winzigen Brüste darin wippten. Sie wischte sich die Hände an einem Geschirrhandtuch ab.
»Was ihr für einen Lärm macht!«, sagte sie missbilligend. Amüsiert sah sie zu, wie Cassie auf und ab hüpfte. »Was ist denn los?«
»Sag du’s ihr«, befahl Cassie und schaute zu Suzy hin. Aufgeregt kaute sie an ihren Nägeln. Anouk schlug ihre Hand weg.
»Tja …«, sagte Suzy gedehnt, »ich wollte eigentlich bloß wissen, ob Bonpoint hier billiger ist als bei uns. Petit Bateau gibt’s bei euch in den Kaufhäusern, soviel ich weiß, allerdings ist es bei uns lächerlich teuer. Ich würde mich also eher für Bonpoint entscheiden, aber wenn’s Petit Bateau sein muss, dann muss es eben Petit Bateau sein.« Sie hatte alles gesagt, ohne auch nur einmal Luft zu holen. Das holte sie jetzt nach.
Eine belustigte Stille trat ein.
»So teilst du mir also mit, dass du schwanger bist?«, lachte Anouk. Sie warf die Arme hoch, beugte sich vor und platzierte einen Schmatz auf den Bildschirm. »Indem du Petit Bateau mit Bonpoint vergleichst?«
»Na, das wird ja auch deine Hauptaufgabe als Taufpatin. Mir das Zeug kistenweise zu schicken.«
»Taufpatin?«, fragte Anouk mit ganz untypisch gepresster Stimme.
»Und glaub ja nicht, dass du aus dem Schneider bist, Fraser«, rief Suzy ihr zu, »deine Aufgabe ist es, dem Baby das Kochen beizubringen. Wenn es als Achtjähriges noch kein Sonntagsessen hinkriegt, wird es aufs Internat geschickt. Es muss schließlich was zu seinem Lebensunterhalt beitragen.«
»Mal sehen, was sich machen lässt«, lachte Cassie. Sie hielt ihre Handflächen zusammengepresst und vor den Mund gelegt, als wollte sie beten.
»Und wie geht es dir?«, erkundigte sich Anouk und ließ sich anmutig auf einer Sofalehne nieder. »Wie steht’s mit der Morgenübelkeit? Ist es sehr schlimm?«
»Aaah, fürchterlich«, sagte Suzy, »und ich hab einen Heißhunger, der ist völlig außer Kontrolle geraten …«
Cassie verdrehte die Augen. Wann war er das nicht? »Und – ist Arch schon aufgeregt?«
»Und wie! Zeigt überall das Ultraschallfoto herum, als wär’s eine Mitgliedskarte für den Hurlingham Club.«
»Ziemlich stolz also.«
»O ja. Wollt ihr’s sehen?« Sie hielt ein verschwommenes Schwarzweißfoto vor den Bildschirm.
»Ach, Suzy! Das Baby hat deine Nase!«, rief Cassie entzückt aus.
Suzy schaute sich stirnrunzelnd das Foto an. »Was redest du da? Es hat ja noch gar keine Nase. Es sieht aus wie ’ne Kaffeebohne.« Trotzdem konnte sie nicht anders, sie strahlte und ihre Augen glänzten wie Messingknöpfe. »Solange es nicht Archies Ohren kriegt, ist alles in Ordnung.«
Stimmen und Schritte näherten sich der Haustür. Anouk sprang auf.
» Merde! Die Gäste kommen. Wir müssen Schluss machen, Suzy.«
»Ja, macht ruhig. Ich hab meine Mission erfüllt«, sagte Suzy achselzuckend. »Bon appétit, mes amis!«
Cassies Französisch war zwar nicht schlecht, aber bei der leidenschaftlichen Debatte über Sarkozys Rentenpolitik konnte sie nicht mithalten. Stumm saß sie am Tisch, die Hände höflich im Schoß gefaltet, und hoffte, dass man ihr nicht anmerkte, wie sehr sie sich woandershin wünschte.
Immerhin, das Dinner hatten Anouk und sie gut hingekriegt. Zufrieden ließ sie den Blick über den Tisch schweifen: das niedrige Blumenarrangement in der Mitte, damit man sich auch über den Tisch hinweg unterhalten konnte, elegante, langstielige Weingläser, die im Kerzenlicht funkelten, vier gute Flaschen Chianti, bereits leer
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