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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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gar nicht so schlimm, wenn man ein wenig Distanz hat, ich beneide dich sogar. Ich frage mich, was du sonst noch in Paris siehst, für das wir blind sind?«
    Cassie lachte verlegen. Eine seltsame Spannung lag in der Luft. In diesem Moment klopfte es. Erleichtert sprang sie zur Tür.
    »Bas, mein Gott, bin ich froh, dich zu sehen!«, rief sie und umarmte ihn, kaum dass er drin war. »Ich hatte schon Angst, du könntest nicht kommen, dass im letzten Moment noch was dazwischenkommen würde.« Wie befürchtet hatten sie sich kaum gesehen, und bald würde er wieder nach Hause fliegen. Die Zeit rannte ihnen davon.
    »Hätte ich auch fast nicht und wär’s auch fast«, sagte er und schlüpfte aus seinem Mantel. Er sah erschöpft aus, richtig blass, was bei ihm eine hellere Schattierung von Walnussbraun bedeutete. »Selena hat mal wieder ihr übliches Tamtam gemacht.«
    »Selena?«, fragte Cassie erschrocken. »Ist die auch in Paris?«
    »Ja, klar. Aber das musst du doch gewusst haben.«
    Sie nahm ihm seinen Mantel ab. »Stimmt. Hab’s einfach vergessen, jetzt wo ich nicht mehr an der Kohlenschütte stehe. Warum spinnt sie denn wieder?«
    »Ach, sie will sich einfach nichts machen lassen, nicht mal eine Aloe-Vera-Maske, geschweige denn sich die Haare rottönen. Sonia hat gedroht, sie rauszuwerfen, wenn sie sich weiter weigert. Alle Mädchen gehen in Rot – eine Hommage an Sonia und ihre dreißig Jahre im Geschäft –, aber Selena ist zwei Stunden später bei Balmain gebucht …« Er warf die Hände in die Luft. »Ich hab sie einfach stehen gelassen, Schätzchen. Die werden sich noch balgen, wenn ich später wiederkomme. Und ein Mann muss schließlich was essen, nicht?«
    Sie tätschelte liebevoll seinen Arm. »Na, Gott sei Dank, dass du jetzt da bist. Ich kann dringend Verstärkung gebrauchen. Komm, ich stelle dich vor.«
    »Warte«, flüsterte er und hielt sie an der Wohnzimmertür zurück. »Erklär mir rasch, wer wer ist. Ich hab’s nicht so mit Namen, das weißt du ja.«
    Sie schauten ins Wohnzimmer, wo sich die Dinnergäste versammelt hatten. »Also, die in dem bedruckten Kleid, das ist Victoire. Sie ist Stoffdesignerin und Anouks beste Freundin. Das ist einer von ihren Entwürfen. Toll, nicht? Sie macht viel für Dries Van Noten.« Cassie seufzte schwärmerisch.
    »Mmmm.«
    »Florence, noch eine gute Freundin von Anouk, ist meine Chefin bei Dior. Das ist die in dem engen schwarzen Kleid mit den schwarzen Perlen. Sie ist mit Jacques verheiratet – der Große, Kräftige neben dem Fenster. Er hat mit Antiquitäten zu tun. Und …«
    »Hey-hey-hey«, flüsterte Bas anerkennend, »wer ist denn dieser schnuckelige Typ, mit dem er redet?«
    »Wer denn? Der mit der gestreiften Krawatte, das ist Marc, Victoires Mann …«
    »Nein, der Schlaksige mit dem Engelsgesicht.«
    Cassie lachte. »Keine Chance! Das ist Pierre, der gehört Anouk.«
    »Ach nein!«
    »Ach doch. Und mit der würde ich mich nicht anlegen, wenn ich du wäre. Schau sie dir nur an in diesem Kleid.«
    Bas musterte sie mit schmalen Augen. »Stimmt. Wer solche Spitze trägt, um den macht man lieber einen Bogen.«
    »Komm, gehen wir erst mal in die Küche. Ich will dich Claude vorstellen. Besser, man trifft ihn erst mal allein. Und vergiss nicht, wie schwierig das heute Abend für ihn ist … Bas?«
    Bas war ihr nicht gefolgt. Er lehnte im Türrahmen und starrte versonnen ins Wohnzimmer.
    »Hm? Ach so, ja.« Er stieß sich vom Türrahmen ab und folgte ihr.
    »Denk dran, du hast Honig versprochen …«
    Jacques nahm einen Schluck von dem Sauternes, den Cassie nach reiflicher – und nervöser! – Überlegung zur Birnentarte mit Haselnusssplittern und Lavendelhonig ausgesucht hatte, und lächelte anerkennend.
    Er hielt sein Glas ans Licht. »Du wirst bald französischer sein als wir alle«, sagte er. »Deine Weinwahl heute Abend war einfach makellos. Ebenso das Essen.«
    »Danke!« Cassie strahlte. Das Dinner war in der Tat ein voller Erfolg gewesen – ebenso erfolgreich, wie das erste verheerend gewesen war. Reizthemen waren sorgfältig vermieden worden, und es half auch, dass Cassie inzwischen ein Talent und eine Leidenschaft gefunden hatte, die sogar französischer war als eine Affäre. »Ich fürchte, es besteht die Gefahr, dass ich doch noch frankophil werden könnte.«
    Sie schaute zu Claude hinüber, der weiter unten am Tisch saß. Ob es ihm auch gut ging? Sie kam sich vor wie eine Glucke. Victoire redete auf ihn ein, und er nickte geflissentlich. Aber

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