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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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sie konnte sehen, wie viel Kraft es ihn kostete zu lächeln und die Leute nicht anzuknurren. Ihr Herz verkrampfte sich vor Mitgefühl. Anouk, die auf seiner anderen Seite saß, ignorierte ihn hochmütig. Sie trug es ihm immer noch nach – trotz der Tatsache, dass er gerade ein 5-Sterne-Menü für sie gezaubert hatte –, dass er ihr bei ihrer ersten Begegnung nicht vor die Füße gefallen war wie alle anderen Männer. Sie unterhielt sich angeregt mit Guillaume.
    Cassie betrachtete die beiden einen Moment lang. Sie hatte ein schlechtes Gewissen. Sie konnte sich nach wie vor nicht vorstellen, eine Romanze mit Guillaume anzufangen – nicht mal, um des Französischseins willen. Guillaume schien das nicht weiter zu stören – obwohl Anouk beharrlich das Gegenteil behauptete. Die paar Mal, an denen sie zu viert ausgegangen waren, hatte sie sich gut amüsiert. Er war charmant, intelligent, und man konnte leicht mit ihm reden. Sie hätten gute Freunde werden können – wenn man sie nur ließe.
    Jähes Gelächter wies darauf hin, dass die Dinge am anderen Ende des Tisches weit lebhafter zugingen. Florence und Pierre lauschten hingerissen Bas’ Erzählungen. Er war richtig in Fahrt gekommen und erzählte wild gestikulierend von den neuesten mittleren Katastrophen und Pannen im Modezirkus. Das, was ihn vor ein paar Stunden noch in den Wahnsinn getrieben hatte, gab nun prächtige Dinner-Anekdoten ab. Seine Zuhörer brachen regelmäßig in Gelächter aus oder klatschten entzückt in die Hände.
    Jacques folgte ihrem Blick. »Er ist sehr amüsant, dein Freund.«
    »Bas? O ja, das ist er. Nicht sehr französisch, fürchte ich.« Bas brach fröhlich sämtliche Regeln der französischen Dinner-Etikette. »Aber ich wüsste nicht, was ich ohne ihn täte. Er hat ein Herz aus Gold.«
    »Muss schön für dich sein, ihn hier zu haben.«
    »Wenn’s nur länger wäre!« Seufzend strich sie mit dem Finger um den Rand ihres Weinglases. »Ich hab hier in Paris keinen wie ihn. Er ist in vieler Hinsicht wie ein großer Bruder: unvoreingenommen, loyal. Toller Shopping-Partner.« Sie lachte.
    »Und dein Beschützer, was? Er arbeitet doch mit deinem Ex-Freund zusammen, oder?«
    O nein, nicht schon wieder. Cassie spürte, wie sie sich verkrampfte. »Ab und zu, ja. Sie sind beide selbstständig, und da … da läuft man sich in dieser Branche eben über den Weg.«
    »Ist er auch hier in Paris?«
    Cassie schniefte. »Glaub schon.«
    »Aber du hast ihn nicht gesehen.«
    Sie schüttelte den Kopf. Es erschreckte sie, wie enttäuscht sie darüber war, dass er sich nicht gemeldet hatte. Sie hatte, gegen ihren Willen, von einer Art Versöhnung geträumt, einem Treffen im George V oder wo immer er übernachtete, oder doch wenigstens, dass sie sich auf einen Kaffee trafen und miteinander redeten. Es war zwei Monate her, seit sie New York verlassen hatte, und ihre Zeit in Paris war halb um. Sie würde kürzer in London bleiben als geplant. Sie könnten sich also – theoretisch – bald wiedersehen. Hatte sie zumindest gedacht. Aber sein Schweigen ließ keinen Zweifel: Er wollte nicht.
    Jacques zupfte die Serviette auf seinem Schoß zurecht und wechselte das Thema. »Und Claude? Ich bin überrascht, dass er gekommen ist. Es ist ein großes Privileg, dass er heute für uns gekocht hat.«
    »Ja, das ist es. Ich könnte alles hinschmeißen, nur um weiter bei ihm in die Lehre zu gehen. Ich würde meinen Job aufgeben und auf dem Küchenboden schlafen.« Sie erschrak. Was redete sie da? Das war Jacques, der Mann von Florence, die sie so nett bei Dior aufgenommen hatte. »Ich meine, natürlich bin ich sehr gerne bei Dior.«
    »Aber dein Traumberuf ist es nicht«, sagte Jacques ganz richtig.
    Sie zuckte die Schultern. »Nein. Aber mir ist erst hier klar geworden, was mein Traumberuf ist. Das wusste ich vorher gar nicht.«
    »Ich hab gehört, er soll ein richtiger Einsiedler sein.«
    »Er ist ein sehr privater, sehr zurückgezogener Mensch, ja«, bestätigte Cassie.
    »Er muss was Besonderes in dir sehen, wenn er dich unter seine Fittiche nimmt. Vielleicht schaffst du es ja, ihn aus seinem Schneckenhaus zu holen.«
    »Ach nein, das glaube ich nicht. Abgesehen vom Beruflichen – dem Kochen – haben wir keinen Kontakt. Bis auf einmal, da hat er mir das Ladurée gezeigt, aber nur damit ich Macarons probiere. Er hat mir beigebracht, wie man die macht.« Sie zuckte die Achseln. »Ich glaube nicht, dass er mehr in mir sieht als eine lästige, übereifrige

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