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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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spitz, wirkte noch blasser im Kontrast mit ihrer strengen schwarzen Trauerkleidung. »Warum sollte ich auch? Ich hab nichts falsch gemacht. Ich bin nach Venedig geflogen, um einem Freund zu helfen. Wieso hätte Claude sich deswegen umbringen sollen?«
    Anouk schluckte. Cassies Schock hatte in den letzten Tagen, seit ihrer Rückkehr aus Venedig, zwar etwas nachgelassen, war heute – am Tag der Beerdigung – jedoch in Zorn umgeschlagen, angefeuert durch ihren tiefen Kummer. Sie wollte keine Plattitüden. Sie wollte Antworten.
    »Eifersucht kann’s nicht gewesen sein«, beharrte sie, unruhig auf und ab laufend. »Claude und ich, wir waren Freunde, gute Freunde. Mehr war da nicht. Und wenn mich noch einer so anschaut, als ob da mehr gewesen wäre, dann schreie ich! Claude wäre furchtbar wütend geworden, wenn er das gewusst hätte.« Sie ballte ihre zarten Hände zu Fäusten, starrte Anouk fiebrig an. »Ich weiß, dass du mir glaubst … dass es nicht so zwischen uns war.«
    Anouk nickte. Sie traute sich nicht, etwas anderes zu tun, obwohl sie von vielen gefragt worden war, warum er dann diese Nachrichten auf Cassies Handy hinterlassen hatte; warum ihn ihr Ausflug mit einem anderen Mann so aus dem Gleichgewicht gebracht hatte.
    »Wir haben eine Leidenschaft geteilt, eine Berufung. Ohne irgendwelche Erwartungen an den anderen, ohne Dramen. Bloß kochen, unterhalten, neue Rezepte ausprobieren, Pläne machen, für – mein Gott!« Sie ließ sich auf den Boden sinken, schlug die Hände vors Gesicht. Anouk ließ rasch ihre Zigarette in ihren Kaffee fallen und rannte zu ihr.
    »Warum?«, schrie Cassie. »Warum? Wir hatten all diese schönen Pläne, Nooks! Alles wäre gut geworden. Endlich! Er war so lange unglücklich gewesen, und dann kam plötzlich dieser unglaubliche Umschwung. Er war so glücklich. Von einem Tag auf den anderen.«
    »Vielleicht war das ja ein warnendes Vorzeichen«, sagte Anouk ruhig.
    Cassie erstarrte. War ihr etwas entgangen? Hatte sie etwas übersehen? Sie hob den Kopf und schaute Anouk an. Anouk sah, dass ihre Hände zitterten. »Was meinst du?«
    »Vielleicht war es ein letztes Aufbäumen, ein letzter Versuch, wieder zur Normalität zurückzufinden, ein letzter, verzweifelter Griff nach dem Glück. Du weißt schon – fake it till you make it ?«
    »Nein, nein.« Cassie schüttelte den Kopf. »Er war wirklich glücklich. Das Restaurant … er war so begeistert … das war nicht gespielt.«
    »Vielleicht konnte er gar nicht mehr wirklich glücklich sein«, versuchte Anouk sie zu trösten. Sie streichelte Cassies Rücken. »Nach allem, was ihm passiert ist. Wer kann so was schon ertragen.«
    Cassie sah auf. »Dann weißt du’s also? Das mit seiner Frau und seinem Kind?«
    »Henry hat’s mir gesagt.« Sie nickte. »In der Kirche.«
    »Der Flugzeugabsturz. Letzte Woche hat er sich zum dritten Mal gejährt.« Cassie sagte es tonlos. Henry hatte es ihr auch erzählt, aber erst auf dem Heimflug, auf dem Flughafen. Warum nur hatte er nichts früher gesagt? Wenn sie es doch bloß gewusst hätte …
    »Ich weiß«, flüsterte Anouk. »Ja, vor drei Jahren. Das meine ich damit, Cass, wenn ich sage, dass du dir nichts vorwerfen musst. Es ging gar nicht um dich und um Henry und eure Reise nach Venedig. Er war nicht übersensibel – er war ein gebrochener Mann. Ich glaube, er hat die ganze Zeit versucht, genau davor wegzulaufen.«
    »Aber warum dann all die Anrufe? Warum ich?« Cassies Stimme zitterte. Natürlich wurde sie von Zweifeln geplagt, von schrecklichen Zweifeln, auch wenn sie es bestritt. Wenn sie ihren labilen Freund nun aus Versehen zum Äußersten getrieben hatte?
    Anouk wählte ihre Worte sorgfältig. »Weil du diejenige warst, die ihn hoffen ließ, dass die Dinge vielleicht doch noch anders werden könnten. Du hast Hoffnung in sein Leben gebracht, Cassie, nicht Verzweiflung.«
    Cassie starrte sie an. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Aber dann hab ich ihn im Stich gelassen. Ich war nicht da, als er mich gebraucht hätte. Als er Hoffnung gebraucht hätte.«
    »Wie hättest du das wissen können? Er hat dich ja angelogen – er hätte ja gar nicht in der Stadt sein sollen. Sondern in Rouen.«
    »Aber … aber, wenn ich nur zurückgerufen hätte … Ich hätte hier sein sollen, anstatt diese … diese Schwindelfahrt nach Venedig zu machen!«
    »Was meinst du? Wieso eine Schwindelfahrt?«
    »Henry hat mir weisgemacht, er braucht meine Hilfe, um eine Liste für Venedig anzufertigen – für

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