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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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Applaudieren des Sprechers hatte das Ende der Schweigeminute verkündet. Innerhalb von Sekunden schwoll der Geräuschpegel an, die Leute klatschten mit erhobenen Händen und trampelten mit den Füßen.
    Cassie sah die Limousine wieder um die Ecke kommen und hob den Arm, um den Fahrer auf sie aufmerksam zu machen. Sie half Katrina auf und führte sie, einen Arm schützend um ihre mageren Schultern gelegt, zum Bordstein.
    Ihre frisch gefüllte Handtasche warf sie im Vorbeigehen in den nächstbesten Abfalleimer. Sie versuchte, nicht daran zu denken, dass das gute Stück dreitausend Dollar gekostet hatte. Der Chauffeur riss den Wagenschlag auf, und Katrina ließ sich erschöpft auf den Sitz fallen.
    »Sie muss wohl eine schlechte Auster erwischt haben«, erklärte Cassie dem Fahrer, während Katrina erleichtert hinter dem Schutz der getönten Scheiben verschwand. »Vielleicht sollte sie sich besser von einem Arzt untersuchen lassen.«
    Der Fahrer nickte. »Danke.«
    Cassie schaute der entschwindenden Limousine nach. Der Butler kam mit einem frisch gefüllten Eiskübel aus dem Café, vor dem sie gesessen hatten. Cassie schüttelte den Kopf und zuckte mit den Achseln. Der Kellner schien zu verstehen und begann den Tisch abzuräumen. Das Essen war kaum angerührt worden.
    Cassie gesellte sich zu den Zuschauern, die den fröhlichen Picknickgästen beim Essen zusahen. Sie gehörte nicht länger zu ihnen, sie war jetzt auch eine Zuschauerin auf dem Gedenkpicknick für ihren lieben Freund. Eigentlich war sie schon seit seinem Tod bloß noch eine Zuschauerin. Mit Claude hatte sie nicht nur einen Freund verloren, sondern jede Freude an ihrer Leidenschaft, jeden Glauben an ihr Talent. Er war fort, und er hatte ihre Träume mit sich genommen. Sie hatte das Gefühl, dass Paris ihr nichts mehr zu bieten hatte.

37. Kapitel
    Cassie wühlte in den Tüten wie ein Bär in einer Mülltonne. Sie war sicher, dass sie einen Damenschal in einer der blauen Tüten gesehen hatte. Dabei hatte sie Marina doch ausdrücklich gesagt, dass diese Schals nur in die rosa Tüten kamen. »Man kann einen leitenden Industriellen doch nicht mit einem Damenschal nach Hause schicken …«, brummelte sie.
    »Na, wie läuft’s?«, fragte eine Stimme.
    Cassie wandte sich um. Florence lächelte sie an. Sie sah fabelhaft aus, in einem rotweißen, gerade geschnittenen Kleid, das über und über mit Chiffonblumen bestickt war. Sie hatte es den Dior-Archiven entnommen. Eine Assistentin hatte extra die Kundenkonten überprüft, um sicherzugehen, dass keiner der Gäste dieses Kleid bestellt hatte. Man hatte aus dem Holland-Bruni-Fiasko gelernt.
    Auf Florences engelhaftem Gesicht war keine Spur von dem Stress zu erkennen, der die letzten Tage beherrscht hatte. Ganz im Gegensatz zu Cassie. Schock und Kummer hatten Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen. Ihre Haut war dünn und trocken, ihre Lippen bleich, ihr Haar glanzlos, die Augen beinahe transparent vom Weinen. Immerhin hatte sie für heute Abend ihr Bestes versucht: Während Anouk wie von der Schleuder geschossen ins Hamam geeilt war, hatte sie versucht, sich ein fröhlicheres Gesicht aufzuschminken – sie verfügte mittlerweile über eine beeindruckende Palette von Schminkutensilien –, aber wenn sie in den Spiegel schaute, kam sie sich fast vor wie ein Clown. Nicht einmal ihr 4000-Euro-Kleid – das sie sich aus der Prêt-à-porter-Kollektion geliehen hatte – konnte daran etwas ändern. Es war aus cranberryfarbenem Chiffon, mit einem Crossover-Ausschnitt und duftigen Federn am Saum. Sie kam sich darin vor wie ein Mädchen, das mit den Kleidern seiner Mutter Verkleiden spielt.
    Florence warf einen Blick in die geradezu überquellenden Goody-Bags. Diese Geschenke konnte man mit keinem Geld kaufen – ein Bildband, der in einer Stückzahl von nur hundert gedruckt worden war; ein Kaschmirschal mit dem Trademark-Skull-Print des Hauses Dior – davon gab’s ebenfalls nur hundert –, eine »Schatzkette«, die Anouk entworfen hatte: kleine Goldknochen und Golddublonen waren an eine Lederhalskette geknüpft. Der Anhänger war ein gehämmertes Goldmedaillon, in dem sich ein eigens zu diesem Zweck von Monsieur Westley kreiertes Parfüm befand. Für die Männer hatte Anouk goldene Manschettenknöpfe in Form von gekreuzten Knochen, Schädeln und Rippen entworfen.
    Sie wies mit einem Nicken auf diesen kleinen, aber feinen Drachenhort. »Alles deine Ideen, Cassie«, lächelte sie. »So wie dies hier.« Sie hob die Hände und

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