Ein Geschenk von Tiffany
gezogen hatten. Jacques beobachtete sie mit kaum verhohlener Lust, Pierre hatte sich unweit davon zu einer anderen Gruppe gesellt und unterhielt sich mit einer etwas älteren Frau.
Florence kam und gesellte sich zu ihnen. Ihre Wangen glühten – vom Champagner und vom Erfolg. Denn die Party war zweifellos ein Erfolg. Sie sah wunderschön aus, und Jacques musste wohl dasselbe denken, denn er legte einen Arm um die schlanke Taille seiner Frau und gab ihr einen Kuss auf die empfindliche Zone unter ihrem Ohr. Sie kicherte kitzelig.
»Gratuliere, ma chérie «, sagte er lächelnd.
»Du solltest Cassie gratulieren«, protestierte Florence, »das war alles ihre Idee.«
»Dann gratuliere, Cassie«, sagte Jacques und machte eine kleine Verbeugung. »Du hast uns ganz neue Wege gezeigt, wie es sich in Paris feiern lässt.«
Guillaume und Anouk hoben ebenfalls ihre Gläser und prosteten Cassie zu.
»Ein frischer Blick«, lächelte Florence, »ist immer was Besonderes.«
»Aber es war meine Idee, euch Cassie zu empfehlen«, sagte Anouk in einem nörgelnden Tonfall, der unangenehm auffiel. »Ich finde, ich hab auch ein bisschen Dankbarkeit verdient.« Sie stemmte ihre kleine Hand in ihre schmalen Hüften.
Florences Lächeln erstarrte ein wenig, aber Jacques und Guillaume hoben pflichtschuldigst die Gläser. Pierre, der das Ganze mitbekommen hatte, trat zu Anouk und küsste sie ebenfalls auf den Hals, so wie Jacques vorhin bei Florence.
»Bien sûr, chérie« , säuselte er und rieb zärtlich ihre Arme. »Die besten Ideen hast immer nur du.«
Eine unangenehme Stille breitete sich aus, die selbst der Partylärm nicht beseitigen konnte. Cassie fiel zum ersten Mal an diesem Abend auf, dass mit Anouk etwas nicht stimmte. Ihr Lächeln wirkte bitter, ihr Ton war scharf und gereizt, ihr Kleid geradezu herausfordernd, als wollte sie etwas beweisen. Ihr Verhalten war bewusst provokativ, als wollte sie eine Reaktion erzwingen. Aber von wem? Von Pierre? Er war gelassen und unerschütterlich wie immer. Cassie fiel auf, dass Guillaume Anouk musterte, aber was sollte Anouk von Guillaume wollen?
»Habt ihr schon die Sesam-Thunfisch-Kanapees probiert?«, erkundigte sich Florence leichthin.
Die Männer schüttelten die Köpfe. »Bis zu uns kommen die Kellner nicht. Wir sind zu weit von der Küche entfernt.«
»Aber die sind der Hit, die müsst ihr unbedingt probieren. Eigentlich sollte ich das ja nicht sagen, denn ich will Cassie nicht noch ermutigen, uns zu verlassen, aber … sie waren auch einer von ihren Vorschlägen.« Ihr Tonfall war gegen Ende des Satzes merklich unbehaglich geworden, da sie ja schon wieder Cassie ein Kompliment machte.
Alle versuchten, Anouk nicht anzuschauen, die gereizt die Augen verdrehte.
» Alors , dann geh ich und suche euch mal einen Kellner, der euch ein paar bringt.« Florence ergriff die Flucht.
Anouk stieß einen schweren Seufzer aus. »Na ja, es scheint wirklich dein Abend zu sein, Cass.« Ihr Lächeln reichte nicht bis zu ihren Augen, der Champagner dagegen schon.
»Ach nein, Nooks«, widersprach Cassie bescheiden, »ich wäre ohne Henry und Claude ja überhaupt nicht auf diesen Ort gekommen. Und das gilt auch für das Essen. Ich hab nur ihre Ideen umgesetzt.«
»Dann auf Henry und Claude!« Jacques schlang seinen warmen Arm um Cassie und erhob sein Glas.
Anouk nestelte nervös an ihrer Clutch herum, nahm sie in die andere Hand. Ein Kellner tauchte mit einem Tablett voll Kanapees auf.
»Dann ist das heute dein letzter Tag bei Dior?«, wechselte Guillaume das Thema.
»Ja. Man hatte mich projektbedingt eingestellt, und jetzt, wo das vorbei ist …« Sie zuckte mit den Schultern.
»Aber Florence würde dich liebend gerne behalten«, warf Jacques ein, was Anouk gar nicht zu gefallen schien.
»Ja, sie hat erwähnt, dass ich bleiben könnte«, bestätigte Cassie in möglichst wegwerfendem Ton.
»Aber du willst unbedingt gehen?«, wollte Pierre wissen.
»Na ja …«
»O ja. Es ist alles entschieden. Job, Wohnung. Cassie wird in Paris bleiben, aber sie ist endlich flügge geworden, was, Cass?«, sagte Anouk mit einem scharfen Lächeln. Es klang, als könne sie es gar nicht abwarten, Cassie loszuwerden.
Cassie zögerte. »Ja.«
»Ach ja? Du willst also immer noch das Kochen zum Beruf machen?«, wollte Guillaume wissen.
»Das weiß ich nicht mehr so genau. Ich muss mich erst mal hinsetzen und mir das alles richtig durch den Kopf gehen lassen. Aber wie immer ich mich beruflich entscheide,
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