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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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schwirrte der Kopf. Cocktails, Geheimnisse und Schocks, das war keine gute Kombination. Sie musste auf jeden Fall erst wieder nüchtern werden, bevor sie mit Anouk redete.
    Sie setzte sich mit einer Pobacke auf den Garderobentisch und holte erst mal tief Luft. Pierre würde mit allen Mitteln versuchen, sein Geheimnis zu wahren, zumindest für heute Abend. Cassie erkannte, dass es am sichersten für sie war, wieder zu den anderen nach draußen zu gehen. Vor Anouk konnte er ja kaum etwas unternehmen.
    Sie zog die Schublade im Garderobentisch auf und wollte gerade Anouks Clutch hineinlegen, als plötzlich die Tür aufging. Cassie ließ die Handtasche erschrocken fallen, und ihr Inhalt kullerte in alle Richtungen.
    Jacques streckte den Kopf herein.
    »Gott sei Dank, du bist’s nur«, rief sie und schlug sich erleichtert mit der flachen Hand auf die Brust.
    »Na, herzlichen Dank.« Er grinste trocken und kam herein.
    Cassie kniete sich hin und begann die Sachen einzusammeln, die aus Anouks Tasche gefallen waren. Jacques lehnte sich lässig an eine Wand.
    »Wir haben uns schon gefragt, wo du bleibst. Pierre dachte, du hättest vielleicht einen falschen Tunnel erwischt. Man hat mich losgeschickt, um nach dir zu suchen«, sagte er, während Cassie einen Lippenstift, einen Zerstäuber und eine Wimperntusche einsammelte, die unter den Tisch gekullert waren.
    »Ist sie da?«, ertönte Anouks Stimme.
    Cassie sah auf und Anouks zierliche Füße in den Türrahmen treten. Sie wollte gerade wieder unter dem Tisch auftauchen, als ihr Blick auf eine kleine Büste und ein Büchlein fiel, die unter einem der Mäntel gelandet waren. Sie spürte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Dieses Büchlein kannte sie. Sie musste es nicht aufschlagen, um zu wissen, was darin war. Sie hätte es überall wiedererkannt.
    Das änderte alles. Noch einmal. Langsam erhob sie sich, wie eine Sonnenblume, die dem Himmel entgegenwächst. Das Büchlein lag auf ihren offenen Handflächen. Anouk und Jacques musterten sie schweigend, ein abwehrendes Schweigen, als wollten sie ein Tuch über das breiten, was wirklich vor sich ging.
    Cassie schaute erst die eine, dann den anderen an.
    »Das warst doch du im Park«, sagte sie. Es war keine Frage.
    »Ich weiß nicht, was du …«, wollte er protestieren, aber seine Stimme erstarb, als Cassie nun mit kreidebleichem Gesicht Anouk ansah.
    »Er?«, sagte sie so schockiert, dass sie kaum sprechen konnte.
    »Non.« Anouk schüttelte abwehrend den Kopf, machte einen Schritt in den Raum hinein und zog die Tür zu.
    »Doch!«, widersprach Cassie hitzig. »Wer sonst würde dir ein solches Buch schenken?« Sie pfefferte das smaragdgrüne Büchlein auf den Tisch. Eine lose Seite fiel heraus und flatterte zu Boden. Anklagend blieb sie zwischen den Parteien liegen – eine nackte Frau, die mit gespreizten Schenkeln und hungrigem Blick zu ihnen aufsah.
    Anouk schluckte hart und verfiel in trotziges Schweigen. Cassies Mund verzog sich verächtlich. Erst jetzt ging ihr die ganze Perfidität dieses Betrugs auf, die Parallelen zu ihrer eigenen Situation.
    »Und ich hab dir vertraut.« Cassies Wangen begannen zu glühen, ihre Stimme klang erstickt. »Und ich hab mich dir anvertraut, hab dich bewundert, hab mich von dir beraten lassen, mich in deine Hände gegeben, mich von dir ummodeln lassen … nach deinem Vorbild!« Sie stieß ein kurzes, bitteres Lachen aus. »Und dabei tust du die ganze Zeit einer anderen – deiner Freundin! – das an, was mir angetan worden ist. Du bist keinen Deut besser als sie. Und ich wollte so sein wie du!«
    Cassie schüttelte fassungslos den Kopf. Ihre Augen schwammen. Das alles noch einmal erleben zu müssen, fast so wie damals. Sie schaute Anouk an. »Hast du auch nur die leiseste Ahnung, wie schlimm das für mich war? So hintergangen worden zu sein? Nicht zu wissen, was Lüge ist, was real? In meiner eigenen Ehe?«
    Anouk blinzelte.
    »Ich sag dir, was mir geholfen hat, das alles auszuhalten – mein absoluter Glaube an unsere Freundschaft. Ich hab euch bewundert, dich und Suzy und Kelly, mit euren glanzvollen Berufen, den tollen Klamotten, dem schicksten Haarschnitt. Ich dachte, deshalb ist meine Ehe schiefgegangen. Dass er sich deshalb eine andere gesucht hat. Weil ich nicht attraktiv, nicht modisch genug war, ein Landei, nicht sexy, nicht erfahren genug, um einen Mann zu halten. Ich wollte mehr so sein, wie ihr, aufregender, mysteriöser … mehr wie du. Ich hab mich selbst dort

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