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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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musste der richtige sein.
    Entschlossen bog sie ab. Hier gab es überhaupt kein Licht, und nach hundert Metern befand sie sich in beinahe totaler Dunkelheit. Verdammt! Das konnte nicht richtig sein. Was hatte sie sich bloß gedacht? Sie war beschwipster, als ihr bewusst gewesen war.
    Langsam begannen sich ihre Sinne an die Dunkelheit anzupassen. Zu hören war nichts und auch nichts zu sehen. Aber sie fühlte etwas. Ganz plötzlich wusste sie, dass sie nicht allein war.
    »Hallo?«, sagte sie leise. Es war nicht nötig zu rufen, es war hier vollkommen still. Nichts, kein Laut. Und doch war da etwas, sie spürte es so, wie sie Henrys Blick im Nacken gespürt hatte. Cassie wurde jäh von Panik ergriffen.
    Sie streckte den Arm vor, um sich ihren Weg nach draußen zu ertasten, aber anstelle von harten – beruhigend harten – Knochen spürte sie etwas Weiches, Warmes – einen menschlicher Körper. Sie wollte schreien, da legte sich eine Hand auf ihren Mund, ein Arm schlang sich um ihren Oberkörper, sie wurde an die warme Brust gepresst, die sie gerade noch berührt hatte.
    »Pst!«, flüsterte der Unbekannte. »Schon gut, Cassie.«
    Er wusste, wie sie hieß?
    »Keine Angst, du hast nur den falschen Tunnel genommen, das ist alles.«
    Die Hand presste ihr noch immer den Mund zu, aber der Mann strich nun mit einer beruhigenden Geste über ihren Arm. Es gelang ihr zu nicken. Er gab ihren Mund frei. »Pst«, sagte er erneut.
    »Wer sind Sie?«, stammelte Cassie und stolperte einen Schritt rückwärts.
    »Spielt keine Rolle. Geh jetzt«, sagte die Stimme, »du hast hier nichts verloren.«
    »Was machen Sie hier?«, fragte sie, doch dann hörte sie etwas anderes, ein Rascheln, als wäre da noch jemand, weiter hinten. »Wer ist das? Ist da noch jemand?«, fragte sie mit aufkeimender Panik.
    »Schon gut«, sagte die Stimme. Sie wurde am Arm gepackt und entschlossen umgedreht. »Los, verschwinde.«
    Cassie nickte verdattert, was natürlich niemand sehen konnte. Dann stolperte sie davon. Der Rückweg war einfacher, da sie das Licht vor sich hatte. Ihre Panik klang ab, je näher sie dem beleuchteten Bereich kam. Nun konnte sie wieder denken. Dieser Mann kannte ihren Namen. Er musste sie kommen gesehen haben. Irgendwas an ihm kam ihr bekannt vor. Was war es bloß? Ja, die Art, wie er ihren Arm gestreichelt hatte. Das hatte sie schon mal gesehen, erst vor Kurzem. Genau: Als Anouk sich aufgeregt hatte, da hatte er sie genauso gestreichelt.
    Sie war jetzt nur noch wenige Meter von dem beleuchteten Tunnel entfernt. Hinter ihr, in der Dunkelheit, war alles still. Aber sie wusste nun, dass sich darin noch zwei Leute befanden.
    Sie wandte sich um.
    »Pierre?«
    »Oui?« , kam die automatische Antwort, dann ein überraschtes Aufkeuchen. Er hatte spontan auf seinen Namen reagiert.
    »Merde!« , stieß eine andere Stimme hervor – eine männliche Stimme. Ein Rascheln, als würde sich jemand hastig wieder anziehen, nervöses Getuschel.
    »Warte!«, rief Pierre. Cassie hörte, wie hinten im Tunnel ein paar Knochen herunterfielen, doch sie hatte sich bereits umgewandt und die Flucht ergriffen, den beleuchteten Tunnel entlang.
    Atemlos, panisch, kam sie bei der Garderobe an. Ob Pierre annahm, dass sie zur Party zurückgehen würde?
    »Hallo, Stéphanie«, sagte sie und schaute sich nervös zum Tunnel um. »Ich übernehme jetzt wieder.«
    »Bist du sicher?«
    »Klar.« Cassie nickte hektisch, sie wollte die andere möglichst schnell loswerden und die Tür hinter sich zumachen, einen Moment lang nach Luft schnappen und nachdenken. Wie um alles in der Welt sollte sie Anouk beibringen, was sie gerade entdeckt hatte? War Anouk vielleicht deshalb so unglücklich?
    Erregt ging sie zwischen den Garderobenständern auf und ab, strich dabei abwesend über die Pelzmäntel. Wie sollte sie das ihrer Freundin beibringen? Denn erfahren musste sie es, so oder so. Anouk verdiente die Wahrheit.
    Dies waren die Fakten, wie sie sie kannte: Sie hatte Pierre gerade mit einem anderen Mann erwischt. Das bedeutete im besten Fall, dass er bisexuell war. Im schlimmsten, dass er schwul war. Aber nein … das war Unsinn. Er hätte seine Neigung nie so lange vor Anouk geheim halten können. Anouk war in sexuellen Dingen sehr erfahren, und sie trafen sich schließlich jeden Nachmittag. Unmöglich hätte er ihr so lange etwas vormachen können.
    Wenn er also bi war, wusste Anouk davon? Duldete sie seine Affären mit Männern, oder hielt er sie vor ihr geheim?
    Mein Gott, ihr

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