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Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
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nicht mehr länger meine Freundin.«
    Sie wandte sich um und ging. Tränenüberströmt stieg sie die Treppe hinauf, hinaus aus den Katakomben, hinaus aus der Stadt des Lichts.

London

38. Kapitel
    Das Klopfen wurde lauter, aber Cassie rutschte tiefer unter die Bettdecke.
    »Komm schon, Cass! Irgendwann musst du ja mit ihr reden!«, rief Suzy laut. Sie wusste natürlich, dass Cassie wach war und sich unter einer Tonne Bettwäsche versteckte.
    Nichts.
    »Tz. Das hält sie nicht ewig durch, keine Sorge. Ich krieg sie schon dazu, dass sie dich zurückruft, ich verspreche es!«, sagte Suzy, ebenfalls so laut, dass Cassie es mitbekommen musste.
    Suzy stürmte nun ohne Anklopfen ins Gästezimmer und ließ sich auf Cassies Bett sinken. Die Matratze bog sich förmlich unter Suzys Gewicht: »Cupcake« war fast fertig gebacken – nur noch sieben Wochen –, und Suzy sah aus, als würde sie Zwillinge erwarten. Oder zumindest einen riesigen Früchtekuchen. Cassie zupfte an ihrer Bettdecke. Es zog.
    »Irgendwann musst du ja mit ihr reden.«
    »Muss ich nicht! Nicht nach allem, was sie mir angetan hat.«
    »Aber das hat sie doch nicht dir angetan, Cass.«
    Cassie steckte empört den Kopf unter der Decke hervor. »Doch!«, rief sie mit glühenden Wangen. Und bereute es sofort.
    »Was soll das heißen?«
    Cassie antwortete nicht. Sie hatte Suzy nicht die ganze Wahrheit über den letzten Abend in Paris erzählt. Es war zu peinlich. Zu … zu schrecklich. Es verriet zu viel über Anouks verdrehte Prioritäten. Cassie fürchtete, dass ihre Freundschaft, dass ihr Quartett zu großen Schaden nehmen könnte, wenn sie den Mädchen erzählte, was alles gesagt worden, was alles vorgefallen war. Sie wollte nicht für das Auseinanderbrechen ihrer Gruppe verantwortlich sein. Sie hatten eine so lange gemeinsame Geschichte, das wog sehr viel. Und waren Freunde nicht die Familie, die man sich aussuchte?
    »Cass«, sagte Suzy warnend, »was ist da noch passiert? Was verschweigst du mir? Ich weiß, da ist noch was. So hab ich dich noch nie erlebt.«
    »Mir geht’s gut.«
    »Nein, dir geht’s nicht gut! Du hast am Telefon mit anhören müssen, wie sich ein guter Freund umbringt, du hattest einen Streit mit deiner besten Freundin, und du bist mitten in der Nacht, zitternd und in Tränen aufgelöst, auf meiner Türschwelle aufgetaucht. Und hast seit drei Tagen dein Bett nicht verlassen. Also, gut nenne ich das nicht.«
    Cassie setzte sich seufzend auf. Es hatte sowieso keinen Zweck, Suzy länger im Unklaren zu lassen. Mit Anouk und ihr war’s vorbei. Zu viel war passiert, zu viel gesagt worden.
    Sie holte tief Luft. »Anouk wusste das mit Gil und Wiz. Sie hat’s gewusst, und sie hat es mir absichtlich verschwiegen.«
    Suzy riss entsetzt die Augen auf. »Nein! Das kann nicht sein!«
    »Doch. Leider.«
    Suzy starrte sie schockiert an. »Aber wie konnte sie das wissen?«
    Cassie zuckte die Achseln. »Weiß nicht. Das ist nicht zur Sprache gekommen. Sie ist letztes Jahr mal zu Besuch da gewesen. Vielleicht hat sie da was bemerkt. Vielleicht hat sie gesehen, wofür ich blind war, weil sie ja mit dem Mann ihrer besten Freundin schläft.«
    Suzy schüttelte entsetzt den Kopf. »Ich kann’s einfach nicht glauben«, murmelte sie. »Dass sie dazu fähig ist. Dass sie Gils Geheimnis wichtiger nimmt als dich.« Ihre Miene verfinsterte sich. »Bloß, dass deine Situation nicht die gleiche ist. Sie ist viel schlimmer. Hier ist ja noch ein Kind im Spiel.«
    Bei der Erwähnung von Rory verlor Cassie die Fassung. Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann zu weinen. Überhaupt schien sie in letzter Zeit mit dem Weinen kaum aufhören zu können. Es war, als ob das tapfere Gesicht, das sie vor den anderen zur Schau getragen hatte, nur ein dünner Schutzwall gewesen war, hinter dem sich die Tränen aufgestaut hatten. Ein kleiner Riss war entstanden und hatte die ganze Mauer zum Einsturz gebracht. All der Kummer, die Wut über den abscheulichen Betrug, ihre enttäuschte Liebe, brachen sich nun Bahn, scheinbar unhaltbar.
    In den ganzen neun Monaten, die seither vergangen waren, hatte sie versucht, vor genau so einem Moment davonzulaufen. Sie hatte gearbeitet, gefeiert und mit den Mädchen Verkleiden gespielt. Sie hatte mit Luke eine Art von Liebe und mit Claude ihre Berufung gefunden. Aber das war nun weg, das hatte sie alles verloren. Was ihr blieb, waren ein Kurzhaarschnitt und eine Haarfarbe, die sie beide nicht mochte, eine Tonne Körperpflegeprodukte und noch

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