Ein Geschenk von Tiffany
werden. Blumen dienten zur Verdauungsförderung, nicht nur zur Dekoration. Sie hätte fast gelächelt, als sie daran dachte, wie er wohl auf diesen kitschigen kleinen Teeladen reagiert hätte; immerhin war er der Mann, der sie mit der gepflegten Eleganz des Ladurée bekannt gemacht hatte (er und Henry). Dennoch hatten all diese Orte dasselbe ehrgeizige Ziel: Leute anzulocken, die eins gemeinsam hatten, nämlich eine tiefe Liebe zum Essen.
Sie seufzte. Erneut ging ihr durch den Kopf, was sie verloren hatte. Nicht nur einen Freund, auch ihren Weg – sie wusste, dass sie allein zu grün war, um ihn weiterzuverfolgen. Unter Claudes Anleitung – und genügend Vitamin B – hätte sie es vielleicht schaffen können. Sein hervorragender Ruf hätte sie vor den unvermeidlichen Angriffen, sie sei nichts als ein begeisterter Amateur, beschützt. Ohne ihn war sie das Lamm, das zur Schlachtbank geführt wurde.
Suzy tauchte mit einem Tablett auf, auf dem zwei riesige Cupcakes thronten, die unter einem feinen Netzwerk aus goldenem Zuckerguss begraben waren, zusammengehalten von einer glänzenden schwarzen Kirsche.
»Das sieht ja aus wie ein Vogel in einem goldenen Käfig«, rief Cassie bewundernd aus. Sie bemerkte, dass sie neidische Blicke von den Nachbartischen auf sich zogen.
»Ich weiß«, strahlte Suzy. »Das ist eine Sonderanfertigung. Nur für Samstag. Anstelle einer Hochzeitstorte.«
»Darf ich auch kommen?«
Suzy verdrehte die Augen. »Das willst du gar nicht, glaub mir. Mann, bin ich froh, wenn ich diese Hochzeit erst hinter mir habe!«
Cassie legte die Hände auf den Tisch. »Ich mache mir Sorgen um dich.«
»Und ich mache mir Sorgen um dich.«
»Nein! Bitte lass uns jetzt nicht schon wieder von meinen Problemen anfangen. Im Ernst, Suze. Du siehst erschöpft aus. Ich glaube, du übernimmst dich ein bisschen.«
Suzy schwieg. Cassie konnte sehen, dass sie mit sich rang. Sollte sie es zugeben? Oder darüber hinweggehen? Schließlich gab sie sich geschlagen. »Ja, in den letzten zwei Wochen ist es mir wirklich ein bisschen zu viel geworden.«
»Dann lass mich doch helfen. Bis zur Geburt werde ich ja hier sein. Also gib mir was zu tun.«
Sie hatte keine Ahnung, wo sie danach hin sollte. Suzy würde das Gästezimmer brauchen. Ihre letzten Ersparnisse waren für die Kaution auf das schäbige Apartment in Paris draufgegangen. Und da sie hier keinen irgendwie bezahlten Job hatte, würde sie sich auch keine Wohnung in London leisten können, außer es geschah noch ein Wunder. Vielleicht sollte sie ja nach New York zurückgehen? Aber Kelly und Brett wären dann verheiratet, dort konnte sie nicht mehr einziehen. Ob sie vielleicht vorübergehend bei Bas Unterschlupf finden könnte …?
Suzy schaute sie an. »Ich dachte, du wolltest Patissier werden? Ich wollte Julian fragen, ob er … deshalb bin ich mit dir hergekommen.«
Cassie schüttelte heftig den Kopf. »Nein, das geht nicht. Jedenfalls noch nicht. Ich brauche nun erst mal ein bisschen Abstand davon. Ich hatte mich sowieso ein bisschen übernommen, glaube ich.«
»Aber du warst doch so glücklich.«
»Ja, aber jetzt nicht mehr. Ich weiß nicht, ob ich – es hing so viel von Claude ab.« Sie schwieg.
»Versteh schon.« Suzy tätschelte Cassies Hand. »Na gut, wenn du wirklich willst … ich könnte schon eine Hilfskraft gebrauchen.«
»Gut! Dann schieß los.« Cassie holte einen Notizblock aus ihrer Tasche.
»Was, jetzt gleich?«
»Was du heute kannst besorgen … und so weiter.«
Suzy holte seufzend ihren BlackBerry raus. »Okay …« Sie scrollte durch ihre Notizen. »Wenn du vielleicht einen Abstecher in die Elizabeth Street machen und die Beigaben für die Aussie-Hochzeit abholen könntest … und auf dem Rückweg noch in der Druckerei vorbeischauen – ich werde dir die Adresse texten –, lass dir die Einladungen für eine Hochzeit zeigen. Das Pärchen will eine Summer of Love -Hochzeit auf dem Primrose Hill. Warum nicht gleich in Glastonbury? Jedenfalls ist das Thema Festival , und die Einladungen sollen aussehen wie Tickets. Lass dir einen Probedruck mitgeben, ich schau ihn mir dann an. Ach ja, dann wäre noch die Audition für ein paar Bands für Kellys Hochzeit. Wenn du bis um vier wieder zurück bist, können wir zusammen losziehen und uns was vorspielen lassen, das wird bestimmt lustig. Hm … ach ja … äh, nee, das ist alles.«
»Nein, was noch?«
»Nichts, Cass. Ich kümmere mich schon drum.«
»Komm schon, sag. Ich will helfen.«
Suzy
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