Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Geschenk von Tiffany

Ein Geschenk von Tiffany

Titel: Ein Geschenk von Tiffany Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swan Karen
Vom Netzwerk:
musterte sie durchdringend. »Das willst du nicht, glaub mir.«
    Cassie erwiderte ihren Blick.
    »Na gut. Ich wollte dich eigentlich bitten, morgen früh zum New Covent Garden Market zu fahren und zu sehen, ob Dean schon die Blumen für das Aussie-Brautbukett dahat. Ich schaue immer mittwochs bei ihm vorbei.«
    »Na gut.« Cassie zuckte mit den Schultern. »Was ist so schlimm daran?«
    »Früh ist ziemlich früh. Um fünf.«
    Cassie riss entsetzt die Augen auf. »Um fünf Uhr morgens?«, quiekte sie.
    Suzy nickte. »Wie gesagt, ich mach das schon.«
    Cassie schluckte tapfer. Sie konnte kaum glauben, was sie jetzt sagte. »Suze, du bist fast im achten Monat. Fünf Uhr morgens und du, ihr werdet bald gute Freunde sein. Aber vorläufig geh ich und mach das. Wird mich schon nicht umbringen.«

40. Kapitel
    »Ja, die berühmten letzten Worte«, brummelte Cassie böse. Sie versuchte gerade zum fünften Mal, mit Suzys brandneuem roten Fiat 500 rückwärts einzuparken. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite vom großen Markttor hatte sie diese sehr günstige Lücke aufgetan. Der New Covent Garden Market war eine Welt für sich. Draußen war’s noch dunkel, nur im Osten zeigte sich ein wenig Helligkeit, dort, wo die Sonne sich anschickte, ihr Tagwerk zu beginnen. Hier dagegen hatte man es längst begonnen: Grelle Leuchtstoffröhren leuchteten den mit Tulpen aus Amsterdam gefüllten Lastern den Weg, die piepend rückwärts in die Halle einfuhren, dirigiert von den gutmütigen Rufen der Helfer.
    Verblüfft trat Cassie langsam ein. Kaum zu fassen, dass hier schon ein solcher Betrieb herrschte! Zum dritten Mal vergewisserte sie sich, dass sie nicht doch noch ihren Schlafanzug anhatte, was gar nicht so einfach war, da ihr Blick noch ganz verschwommen und ihr Hirn kaum in der Lage war, einfache Handlungen durchzuführen. Wie das Auto anzulassen. Oder damit zu fahren.
    Sie holte noch einmal den Zettel heraus, den Suzy ihr gestern gegeben hatte: Dean Marshall, Marshall and Son, Door 4, N12 .
    Mit einem Gefühl, als würde sie das letzte noch unerforschte urbane Grenzgebiet betreten, wagte sie sich unter den grellen Schein der Neonröhren: ein Schock für ihren noch im Halbschlaf befindlichen Körper, aber kein so großer wie die Kälte, die sie jäh umfing, und der betäubende Duft von Tausenden von Blumen. Es war das Äquivalent von gleich mehreren Ohrfeigen und weckte sie nun endgültig. Wie fand sich Suzy hier bloß zurecht?
    Über die meisten Stände konnte man nicht hinwegsehen, und viele davon waren so weiträumig, dass man das Gefühl hatte, in eine Wiese hineinzuwaten. Einige lockten mit wunderschönen, inspirierenden Arrangements, in anderen wurde die Ware in riesigen überquellenden Kugelvasen oder Steinurnen angeboten, in wieder anderen auf langen flachen Schalen, die besonders für die langstieligen Schnittblumenarten geeignet waren oder, natürlich, im guten alten Plastikeimer.
    Es herrschte eine freundliche, kameradschaftliche Atmosphäre, man kannte sich. Händler und Käufer trugen dicke Anoraks und Wollmützen, viele auch fingerlose Handschuhe. Es wurde gelacht, geschwatzt und geschachert, Styroportassen mit dampfendem Tee in den Pranken.
    Cassie zitterte ein bisschen. Sie hatte Jeans und einen Waffelstrickpulli an. Jetzt bereute sie es, dass sie nicht auch einen dicken Anorak mitgebracht hatte. Es war zwar Mai, aber noch mitten in der Nacht. Fast, jedenfalls.
    Grelle Plastikbanner mit den Namen der Standinhaber waren zwischen Eisenstangen oder Plastikeimer gespannt. Cassies Blick fiel auf ein blaues weiter hinten, das oben vom Metallgerüst herunterhing. Mit gelber Schrift stand darauf: Marshall and Son . Bingo!
    Sie wand sich durch die Stände und blieb schließlich vor einem dicklichen Mann Mitte dreißig in einem grünen Anorak und einer schwarzen Beanie stehen, der auf einem umgedrehten Eimer an einem aufgebockten Holzbrett saß und etwas in ein Notizbuch kritzelte. Neben seinem Ellbogen stand eine blaue Thermoskanne mit Tee, den er aus dem roten Becherdeckel schlürfte.
    »Mr Marshall?«
    Er hob den Kopf und strahlte Cassie an.
    »Derselbe. Wer fragt?«
    Cassie bot ihre Hand. »Guten Morgen, ich bin Cassie Fraser. Ich bin eine Freundin von Suzy McLintlock und helfe ein bisschen aus.«
    »Von Suzy, aha! Suzys Freunde sind auch meine Freunde.« Er erhob sich und beugte sich über das Brett. »Ich bin Dean. Freut mich, Sie kennenzulernen.« Er musterte sie etwas genauer. »Gottchen, Sie sehen aber ’n

Weitere Kostenlose Bücher